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Workshop »Performance der Leistung: Praktiken    zusammen und diskutierte, wie Leistung in Szene
          der Humandifferenzierung von 1900 bis in die     gesetzt und vermittelt wurde. Die Vorträge zum Leis-
          Gegenwart«, 19.–20. Mai 2022                     tungsbegriff in Jugendwettbewerben oder dem er-
          Organisiert von Gregor Feindt und Johannes Paul-  folgreichen Altern, zur Bewertung in Industriebetrie-
          mann zusammen mit Mita Banerjee und Benjamin     ben oder im paralympischen Sport machten deutlich,
          Wihstutz (beide JGU Mainz)                       dass Leistung historisch geworden, geografisch vari-
                                                           abel und sozial kontingent ist. Sie setzt in der Regel
          Leistung unterscheidet Menschen: von bloßen Alltags-  am einzelnen Menschen an und differenziert anhand
          situationen bis hin zur Vorstellung einer Leistungs-  von situativen und wiederholbaren Bewertungen
          gesellschaft. In der Schule, am Arbeitsplatz oder im   Individuen. Sie verfestigt sich aber durch öffentliche
          Sozialsystem rechtfertigt Leistung die Privilegien   Inszenierungen, Bürokratien bis hin zu normativen
          Einzelner und ermöglicht die Abwertung anderer, die   Wertvorstellungen. Durch das 20. Jahrhundert hin-
          als nicht leistungsfähig und / oder nicht leistungswillig   durch suggerierte Leistung Chancengleichheit und
          erfasst werden. Wie aber wurde Leistung zu einem   fairen Wettbewerb. Zugleich verdeckte diese Erzäh-
          gesellschaftlich verbindlichen, sinnstiftenden Prinzip?  lung der Leistungsgesellschaft andere, wirkmächtige
          Organisiert im Rahmen des SFB 1482 Humandiffe-   Unterscheidungen wie soziale Stellung, kulturelles
          renzierung brachte der Workshop Performance der   Kapital oder körperlichen Eigenschaften.
          Leistung Forschende aus der Geschichts- und Thea-  Der Workshop wurde finanziert mit Mitteln des
          terwissenschaft, der Amerikanistik und Germanistik   SFB 1482.








          Podcast »Clio auf die Ohren«, 17.06.2022

          Im Podcast sprachen Anne Friedrichs und Christina   Anne Friedrichs und Christina Wirth u. a. wer die se
          Wirth vom SFB 1482 »Humandifferenzierung« über   Menschen waren, wie sie sich selbst sahen und
          entortete Menschen im Deutschland der Nachkriegs-  auf welcher Quellengrundlage sich heute mit ihrer
          zeit. Im Fokus stehen Menschen in Besatzungs-    Geschichte auseinander gesetzt werden kann.
          zonen, die nicht von dort stammten, nicht freiwillig
          dorthin gegangen waren und nicht ohne Weiteres                       Zum Podcast
          nach Hause zurückkehren konnten. Im Gespräch mit     URL: <https://tinyurl.com/yepcc3bm>
          Maya Elisa Lerner und Andreas Frings erörterten































          IEG-Mitarbeiterinnen Christina Wirth, links, und Anne Friedrichs, 2. von links, vom SFB 1482 »Humandifferenzierung« sprechen im Podcast
          »Clio auf die Ohren« mit Maya Elisa Lerner und Andreas Frings über entortete Menschen im Deutschland der Nachkriegszeit.
        64    IEG-Jahresbericht 2022 | Forschung
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