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Lab 3.2 Praktiken der Aneignung: ist, Konfrontationen mit anderen religiösen Lesarten
Projekt »Interreligious Appropriations: Media, der Vergangenheit besonders kontrovers.
Modes and Practices of Coping with Religious Diver- Das Projekt untersucht vor allem Praktiken im Umgang
sity in the Global History of Eastern Christianity« mit religiöser Vielfalt, die als »interreligiöse Aneig-
nungen« bezeichnet werden. Dieser Begriff bildet den
Stanislau Paulau konzeptionellen Rahmen des Projekts. Er bezieht sich
auf Prozesse der Sinnstiftung, bei denen Religionsge-
meinschaften der Vergangenheit einer anderen religi-
Inzwischen gehören Begegnungen zwischen Men- ösen Tradition Bedeutung verleihen, diese neu inter-
schen unterschiedlicher religiöser Hintergründe zum pretieren und in ihre eigenen historischen Erzählungen
Alltag. Nichtsdestotrotz stellten und stellen diese integrieren. So verstanden, begleiten interreligiöse
interreligiösen Interaktionen oft eine Herausfor- Aneignungen das Christentum durch seine gesamte
derung für die Religionsgemeinschaften dar. Dabei Geschichte und finden ihren Ausdruck in einer Vielzahl
kommt der Geschichte eine besondere Bedeutung zu: von Formen. Das Ziel des Projekts ist es, ein besseres
Sie bietet einen wichtigen Rahmen, um der religiösen Verständnis für dieses Phänomen zu entwickeln.
Pluralität Bedeutung zu verleihen, Identität zu schaf- Im Juni 2023 organisiert Stanislau Paulau dazu die Ver-
fen und Unterschiede zu definieren. Allerdings macht bund-Tagung »Interreligious Appropriations: Modes
der Anspruch auf die Exklusivität und Sakralität, der and Practices of Coping with Religious Diversity in the
vielen religiösen Geschichtsinterpretationen inhärent Global History of Christianity«.
Zu Teilprojekt C03 des DFG-Sonderforschungsbereichs 1482, s. S. 63: Abstand halten. Panoramabad Rüngsdorf, August 2020.
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