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MENSCH UND TIER AM
               SERENGETI RESEARCH INSTITUTE:
               MANAGEMENT UND WISSENSCHAFTEN
               SAKRALISIERTER NATUR IN DER ZWEITEN
               HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERTS


               Bernhard Gißibl
               Seit 2020
               Institutionelle Förderung
               2021–2024 gefördert als Teilprojekt B05 im
               Rahmen des DFG­Sonderforschungsbereichs 1482
               »Humandifferenzierung« sowie ergänzend im Leibniz­
               Forschungsverbund »Wert der Vergangenheit«



               Der Serengeti-Nationalpark im ostafrikanischen
               Tansania gilt im internationalen Naturschutzdiskurs
               als »letzte Wildnis« und ein »Fenster zur Schöpfung«.
               Die saisonalen Wanderungen von über einer Million
               Gnus und Zebras werden als »the Great Migration«
               und Symbol für Evolution und den Kreislauf des
               Lebens sakralisiert und vermarktet.
               Das Forschungsprojekt untersucht die wissen-
               schaftlichen Praktiken, die seit über einem halben
               Jahrhundert zum besseren Verständnis dieses
               Öko systems führten und die Basis für sakralisie-
               rende Zuschreibungen lieferten. Im Zentrum des
               Interesses steht das 1965 als Forschungsinstitut
               zur Untersuchung von Verhalten und Ökologie der
               freilebenden Wild tiere im Nationalpark eingerich-
               tete Serengeti Research Institute. Das Projekt fragt
               nach den Mensch-Tier-Begegnungen im Zentrum der
               verhaltens ökologischen Studien sowie nach explizi-
               ten und impliziten Grenzziehungen zwischen mensch-
               lichem und hominidem Verhalten. Untersucht wird
               weiterhin die soziale Dimension wissenschaftlichen
               Forschens in den Jahren nach der politischen Unab-
               hängigkeit sowie die Einbindung von Wissenschaft
               und Wissenschaftler:innen in die Governance-Struk-
               turen des Parks.
               Im Jahr 2022 wurden diverse Vorträge zur Thema-
               tik gehalten und die Quellenerhebung fortgesetzt,
               u. a. im Bundesarchiv, dem Stadtarchiv Frank-
               furt a. M. sowie in diversen persönlichen Nachlässen
               an der Cambridge University sowie im Archiv der
               Max-Planck-Gesellschaft Berlin.


















                                                                      IEG-Jahresbericht 2022 | Forschung       33
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