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KONFESSIONSKULTUR DES »STAATSKATHOLIEKEN EN ROOMS-
REFORMIERTENTUMS IM KATHOLIEKEN«: DIE KATHOLISCHEN
NORD- UND OSTSEERAUM LAIEN UND DAS SCHISMA IN DER
KATHOLISCHEN KIRCHE IN DER
Christian V. Witt NIEDERLÄNDISCHEN REPUBLIK
Seit 2019 (UM 1650–CA. 1750)
Partner: Kęstutis Daugirdas, Johannes a Lasco
Bibliothek Emden (JALB) Jaap Geraerts
Institutionelle Förderung Seit 2019
Institutionelle Förderung
Lässt sich angesichts der Pluralität des frühneuzeit-
lichen Reformiertentums eine spezielle reformierte Im Fokus stehen u. a. Prozesse der Fragmentierung
Konfessionskultur bestimmen? Dieser Leitfrage geht und Pluralisierung sowie religiöse Toleranz am
das Kooperationsprojekt entlang zentraler Interak- Beispiel des Schismas in der katholischen Kirche
tionsfelder nach, auf denen mögliche konfessionelle der niederländischen Republik des 18. Jahrhunderts.
Prägungen erwartet werden: Wissens- und Wirt- Das Projekt untersucht die Entscheidungen von
schaftskulturen finden genauso Beachtung wie ästhe- Laiinnen und Laien für eine der beiden konkurrieren-
tische und politisch-rechtliche Kulturen. Sie werden, den katholischen Kirchen in verschiedenen niederlän-
mit Schwerpunkt auf dem Nord- und Ostseeraum, dischen Städten und Dörfern. Diese lokalen Muster
durch internationale und interdisziplinäre Tagungen der intrakatholischen Konfessionszugehörigkeit setzt
exemplarisch ausgeleuchtet. Sie integrieren dabei es mit der generellen Entwicklung des Schismas in
gezielt konfessionskomparatistische Ansätze: Davon der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Beziehung.
ausgehend, dass die Konkurrenzen und Konflikte im Dazu nutzt das Projekt Daten aus einer Reihe von
inner- und interkonfessionellen Bereich die früh- seriellen Quellen wie Tauf-, Bestattungs- und Heirats-
neuzeitliche religiöse Pluralisierung dynamisierten, register und verknüpft sie in einer Graphdatenbank.
können sie zur Bestimmung dessen beitragen, Durch den Einsatz digitaler Methoden, einschließlich
was eventuell als »reformierte Konfessionskultur« Data-Mining und Netzwerkanalysen, wird der Prozess
beschreibbar ist. der religiösen Entscheidung analysiert. Außerdem
Vom 6. bis zum 8. Oktober 2022 fand im Rahmen des werden zusätzliche, qualitative Quellen verwendet,
Kooperationsprojekts die dritte interdiszi pli näre um die weiteren Kontexte, in denen der Prozess
und internationale Tagung in der Johannes a Lasco der religiösen Entscheidung stattfand, zu verstehen
Bibliothek Emden statt. Sie widmete sich dem Thema und zu untersuchen. Gleichzeitig ermöglicht dieser
»Konfession und Kunst. Frühneuzeitliche ästhetische Ansatz es, unser Wissen über die Art und Weise wie
Kulturen im interkonfessionellen Vergleich«. die Laiinnen und Laien das Schisma erlebt haben,
Das Verhältnis von frühneuzeitlichen ästhetischen zu vertiefen.
Kulturen zur christlichen Religion im Allgemeinen Im Jahr 2022 wurde die Bereinigung und Standardi-
und ihren konfessionsspezifischen Ausprägungen im sierung der Daten über einen Teil der katholischen
Besonderen war der Ausgangspunkt für die Tagung. Gemeinschaft in Leeuwarden, Leiden und Utrecht
Ziel der Tagung war es, ästhetische Kulturen in Zu- abgeschlossen. Dadurch werden in den Daten Muster
spitzung auf Kunst und Architektur exemplarisch erkennbar, auf deren Grundlage wiederum ver-
zu beleuchten. bleibende Kapitel der Publikation verfasst werden
können.
Zusammen mit Demival Vasques Filho schrieb Jaap
Geraerts außerdem einen Artikel, der die Methodik
des Projekts erläutert und einige vorläufige Ergeb-
nisse präsentiert (zur Veröffentlichung 2023).
18 IEG-Jahresbericht 2022 | Forschung