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IM FOKUS
CONTROVERSIA ET CONFESSIO –
QUELLENEDITION ZU BEKENNTNISBILDUNG
UND KONFESSIONALISIERUNG (1548–1580)
Irene Dingel (Leitung), Ein Sammelband mit allen Vorträgen wird demnächst
Jan Martin Lies, HansOtto Schneider ebenfalls in der Editionsreihe erscheinen, die dann
2003–2023 zusammen mit dem Registerband insgesamt elf Bän-
Seit 2007 finanziert aus dem Langfristprogramm der de umfassen wird.
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
(zuvor 2003–2007 DFGFörderung), angesiedelt an Das Forschungsprojekt hat insgesamt neun Editions-
der AdW Mainz, in Kooperation mit dem IEG und bände vorgelegt. Im Jahr 2022 wurde die Bearbeitung
der JGU Mainz von Band 7 (»Der Osiandrische Streit 1550–1570«)
Weitere Partner: HAB, ULB Darmstadt, Forschungs- abgeschlossen und außerdem ein Gesamtregister
stelle für Personalschriften, DTA (BBAW Berlin), für die unter 152 Nummern enthaltenen Texte (teil-
Projekt »Fruchtbringende Gesellschaft« – die weise in Deutsch und Latein, mit Beilagen) erstellt. Es
deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts (SAW), wird die Benutzung der Edition unter übergreifenden
NDB (BADW München) Fragestellungen und Forschungsperspektiven er-
leichtern. Beide Bände werden Anfang 2023 im Druck
erscheinen. Bis Ende 2023 wird die Edition zudem –
Bloßes »Theologengezänk« oder doch mehr? Das dank einer Auslauffinanzierung und der effek tiven
Forschungs- und Editionsprojekt »Controversia et Kooperation mit dem Zentrum für digitale Editio-
Confessio« arbeitete erstmals systematisch die nen (ZEiD) der Universitäts- und Landesbibliothek
großen Kontroversen auf, die nach dem Erlass des Darmstadt – in digitaler Form auf der Projekthome-
kaiser lichen Interims von 1548 aufbrachen. In neun page zugänglich sein (URL: <http://www.controversia-
Bänden macht es Quellen zugänglich, in denen theo- et-confessio.de>). Auch die bio-bibliographische
logische Differenzierungsprozesse sichtbar werden, Datenbank wird hier nach dem Ende des Projekts
aber auch Oppositionen und Widerstandsvorstellun- öffentlich bleiben.
gen. Sie wirkten sich nicht nur auf gesellschaftlicher Durch zahlreiche Aktivitäten der Wissenschafts-
und politischer Ebene aus, sondern trugen entschei- kommunikation hat »Controversia et Confessio«
dend zur langfristigen Etablierung konfessioneller in die Öffentlichkeit hineingewirkt, so z. B. auf den
Differenz in Europa bei. Gleichzeitig trat damit die Wissenschaftsmärkten in Mainz 2010 und 2011, bei
unter den Anhängern der Confessio Augustana selbst den Akademientagen 2012 in Berlin und 2016 in Hei-
herrschende Pluralität zutage. delberg und durch eine Präsentation auf dem XIII. In-
ternationalen Lutherkongress in Wittenberg 2017.
Abschlusstagung Zudem sind begleitend zur Editionsarbeit seit Be-
Vom 4. bis 6. Mai 2022 fand die öffentliche Abschluss- ginn des Projekts zahlreiche Veröffentlichungen der
tagung des Projektes in der AdW Mainz statt. Sie Projektleiterin und der wissenschaft lichen Mitar-
stand unter dem Thema »Streitkultur, Akteure, Wir- beiter erschienen, in denen verschiedene Auswer-
kungen. Der lutherische Bekenntnisbildungsprozess tungsperspektiven im Mittelpunkt standen, oder die
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts« und hatte Frucht von Qualifikationsarbeiten waren. Die von den
zum Ziel, zentrale Forschungsanliegen des Projekts wissenschaftlichen Mitarbeitern regelmäßig auf der
vor dem Hintergrund der durch die Edition erheblich Projekthomepage vorgestellten »Schimpfwörter des
verbesserten Quellenlage neu auszuleuchten. So Monats« sind inzwischen in einem kleinen Sammel-
konnte ein Panorama der Vielgestaltigkeit des luthe- band zugänglich (Jan Martin Lies, Hans-Otto Schnei-
rischen Bekenntnisbildungsprozesses gezeichnet der: 95 Schimpfwörter. Perlen der frühneuzeitlichen
werden. Eindrucksvoll konnte außerdem der literari- Streitkultur. Mit Illustrationen von Ulrike Selders,
sche wie rhetorische Reichtum der »Streit kultur«, die Leipzig 2021), der nicht nur kurzweilige Lektüre ga-
die theologischen Kontroversen der Nachinterims zeit rantiert, sondern auch einen unkomplizierten und lo-
prägten, veranschaulicht werden. ckeren Einstieg in eine für die theologischen Entwick-
lungen der Frühen Neuzeit wichtige Epoche bietet.
IEG-Jahresbericht 2022 | Forschung 15