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EUROPÄISCHE RELIGIONSFRIEDEN: RELIGIOUS TOLERATION AND PEACE
RECHTLICHE ORDNUNGSMUSTER (RETOPEA)
KONFESSIONELLER VIELFALT IM
VERGLEICH Irene Dingel (Leitung), Henning P. Jürgens
und Thorsten Wübbena (Koordination),
Christopher VoigtGoy Ilenia Laudito (Projektmitarbeit)
2018–2020 Institutionelle Förderung, 2018–2022
seit 2020 Drittmittel Förderung 2018–2022: EUKommission Horizon 2020,
Fördernummer GA no. 770309
Partner: KU Leuven (Koordination), Universität Tartu,
Die Friedenswahrung und die Friedensstiftung in UKIM, Universität Granada, Universität Helsinki,
Europa zwischen 1500 und 1800 begegneten viel- Universität Warschau, The Open University Milton
fältigen Herausforderungen. Eine besondere waren Keynes, MLIMC / MCIC, EuroArab Foundation, Le Foyer
die Konflikte, die seit der Reformation aus der
konfessionellen Pluralisierung Europas entstanden
waren. In der Forschung hat sich für ihre Bewältigung RETOPEA war ein EU-gefördertes historisch-päda-
die Bezeich nung »Religionsfrieden« etabliert. Das gogisches Projekt mit Partnern aus acht Ländern. Es
Projekt untersucht solche europäischen Religions- folgte einem Ansatz des »Lernens mit Geschichte«.
frieden in vergleichender Perspektive: Im Mittelpunkt Unter der Leitung von Irene Dingel kam dem IEG die
steht die Frage, wie einzelne Religionsfrieden bzw. Führungsrolle in den Teilprojekten »Historische For-
ihre Regelungen in anderen Religionsfrieden als Vor- schung« und »Datenmanagement« zu.
bilder benutzt wurden. Derartige »Demonstrations- Im Mittelpunkt des Projekts stand das friedliche
effekte« schließen einerseits die Ein- und Anpas- Zusammenleben von Religionen und Konfessionen in
sung der Regelungen in die jeweiligen politischen, historischer und aktueller Perspektive. Auf Grundlage
kirchlichen und gesellschaftlichen Kontexte der von 21 beispielhaften Religionsfrieden oder Toleranz-
Rezipienten ein. Andererseits machen sie aber darauf regelungen vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende
aufmerksam, dass die rechtlichen Ordnungsvorstel- des 20. Jahrhunderts wurden im Teilprojekt »Histo-
lungen miteinander verbunden sind. In dieser Per- rische Forschung« rund 200 kurze Quelleneinheiten,
spektive wird die Entwicklung der Religionsfrieden sogenannte »Clippings«, und »Reports« mit Hinter-
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als ein gesamt- grundinformationen erstellt. Ein anderes Teilprojekt
europäischer Prozess der immer wieder umstrittenen steuerte »Clippings« zum aktuellen europäischen Dis-
Gewährung »staatlicher« Toleranz- und religiöser kurs über religiöse Toleranz bei. Das gesamte Materi-
Freiheitsgarantien analysiert. al bildet die Grundlage für eine pädagogische Arbeit
Das Projekt wird seit 2020 im Rahmen des Langzeit- mit Teenagern: Sie können anhand der »Clippings«
vorhabens »Europäische Religionsfrieden Digital – kurze Videofilme drehen, sogenannte »Docutubes«.
EuReD« des Akademienprogramms der Union der Zudem entstand ein Online-Kurs für Lehrkräfte an
deutschen Akademien der Wissenschaften bearbei- der Open University in England. Ein weiteres Teil-
tet. Im Jahr 2022 sind weitere Quellenstudien betrie- projekt formulierte Politikempfehlungen. Nach Ab-
ben worden und erste Aufsätze erschienen. schluss des historischen Teilprojekts 2020 wurde der
Bereich »Datenmanagement« vom IEG fortgeführt. Er
koordinierte die Bereitstellung und Erschließung der
Materialien auf einer Webseite in sieben Sprachen.
Das Projekt wurde nach einer pandemiebedingten
halbjährigen Verlängerung im Oktober 2022 erfolg-
reich abgeschlossen.
Zur Website
URL: <http://www.retopea.eu>
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