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          Den Ausgangspunkt des Bandes    Die Dichotomie von »Einheit und   Was führte nach 1945 dazu,
          bil det das sich verändernde Ver­  Vielheit« gilt als Grundsignatur   dass sich die evangelische Kirche
          hält nis von frühneuzeitlicher   Europas. Dies wirft die Frage nach   so intensiv um NS­Täter kümmer­
          Astro nomie und Physik zur christli­  den Formen des Umgangs mit   te? Welche Rolle spielten die

          chen Religion und zu ihren konfes­  Differenz auf. Der Band beschäf­  Opfer? Es zeichnet sich ein aus
          sionsspezifischen Ausprägungen.   tigt sich mit dem Wechselspiel von   heutiger Sicht irritierendes Bild ab,
          Vor diesem Hintergrund nehmen   erstrebter Einheit und fortdauern­  das vor dem Hintergrund zeitge­
          die Beiträge exemplarisch die ent­  der Vielheit. Unter der Perspek­  nössischer politischer und gesell­
          sprechenden, mit dem Wandel des   tive auf »Ordnungsmodelle und   schaftlicher Debatten verstanden
          Weltbilds verbundenen Prozesse   Pluralisierung« werden historische   werden muss. Das Buch stellt
          anhand des zur Transkonfessiona­  Verfahren im Umgang mit religiö­  einige Akteure der kirchlichen
          lität tendierenden Paradigmen­  ser Vielfalt oder Differenz in den   Unterstützung von NS­Tätern vor
          wechsels in den Wissenschafts­  Blick genommen. Es wird dabei er­  und geht auf Erklärungen, Recht­
          kulturen in den Blick.          hoben, inwiefern man versuchte,   fertigungen und Selbstrechtfer­
                                          Unterschiede durch Integration    tigungen ein. Kritisch nehmen
          Die Herausgeber                 bzw. Marginalisierung zu überwin­  die Autor:innen dabei auch kli­
          Kęstutis Daugirdas ist apl. Profes­  den und unter welchen Bedin­  scheehafte Deutungen der NS­
          sor am Lehrstuhl Kirchengeschich­  gungen sich Duldung, Akzeptanz,   Kirchengeschichte in den Blick.
          te I der Universität Tübingen. Seit   auch Wertschätzung der Vielheit   Syste matisch­theologische und
          2017 amtiert er als wissenschaft­  und des Differenten entwickelten.  ethische Beiträge zu Beginn und
          licher Vorstand an der Johannes                                   am Ende des Bandes runden das
          a Lasco Bibliothek Emden. 2010   Die Herausgeberin                Buch ab.
          bis 2017 war er wissenschaftlicher   Irene Dingel war bis März 2022
          Mitarbeiter am IEG.             Direktorin des IEG Mainz, Abtei­  Die Herausgeber
          Christian Volkmar Witt ist Heisen­  lung für Abendländische Religions­  Christoph Picker ist Direktor der
          berg­Stipendiat am IEG und Privat­   geschichte und ist gegenwärtig   Evangelischen Akademie der Pfalz
            dozent der Kirchlichen Hochschule   Seni orforschungsprofessorin   Nicholas John Williams war von
          Wuppertal / Bethel. Seit WS 2021 / 22   an der JGU Mainz und der AdW   2018 bis 2021 Postdoc am IEG
          vertritt er den Lehrstuhl Kir chen ge­   Mainz.                   Mainz und ist Leiter des Zentrums
          schichte I der Universität Tübingen.                              für Ostbelgische Geschichte in
                                          Irene Dingel (Hg.), unter Mitarbeit   Eupen (Belgien).
          Kęstutis Daugirdas /            von Marion Bechtold-Mayer:
          Christian Volkmar Witt (Hg.):   Ein Europa der Differenzen,       Christoph Picker /
          Gegeneinander glauben – miteinan-   Bd. I: Einheit und Vielheit –   Nicholas John Williams (Hg.):
          der forschen? Paradigmenwechsel   Europa pluralisieren? Ordnungs-  Die Kirche und die Täter nach 1945.
          frühneuzeitlicher Wissenschafts-  modelle und Pluralisierung,     Schuld – Seelsorge – Rechtfer ti-
          kulturen, Vandenhoeck & Ruprecht,   Vandenhoeck & Ruprecht,       gung, Vandenhoeck & Ruprecht,
          2022, 296 Seiten mit 1 Grafik,   2022, 102 Seiten, 65 €, gebunden:   2022, 192 Seiten, 85 €, gebunden:
          10 Abb. u. 4 Tab., 70 €,        ISBN 978-3-525-57145-3, auch Open   ISBN 978-3-525-55460-9, auch Open
          gebunden: ISBN 978-3-525-56859-0,   Access: eISBN 978-3-666-57145-9,   Access: eISBN 978-3-666-55460-5,
          auch als E-Book (PDF):          URL: <https://doi.org/10.13109/   URL: <https://doi.org/10.13109/
          eISBN 978-3-666-56859-6         9783666571459>                    9783666554605>



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