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»LINKED ART« – SONDIERUNGS-                       PFARRERBIBLIOTHEKEN IN DER
               PROJEKT ZUM EINSATZ DER                           NIEDERLÄNDISCHEN REPUBLIK
               NETZWERKANALYSE IM BEREICH
               DER KUNSTGESCHICHTE                               Jaap Geraerts

               Demival Vasques Filho, Thorsten Wübbena
                                                                 Das Pilotprojekt möchte die bibliographischen In-
                                                                 formationen erfassen, die in den Inventaren von drei
               Während des Seminars »Network Science in the      Priesterbibliotheken aus der Niederländischen Republik
               Human ities«, das Demival Vasques Filho im Sommer-  des 18. Jahrhunderts enthalten sind. Die wissenschaft-
               semester 2020 im Mainzer Masterstudiengang        liche Bedeutung solcher Bibliotheken ist bekannt: Sie
               »Digitale Methodik in den Geistes- und Kulturwissen-  geben Aufschluss darüber, was katholische Priester, die
               schaften« durchführte, starteten die Studierenden   in der holländischen Mission dienten, lasen oder zumin-
               Sophia Renz und Vanessa Tissen dieses Projekt. Sie   dest für nützlich hielten. Darüber hinaus können solche
               untersuchten die vom Museum of Modern Art (New    Bibliotheken mehr über die niederländische katho lische
               York) bereitgestellten Daten und die hieraus abzulei-  Spiritualität der frühen Neuzeit aussagen sowie über
               tenden Netzwerke von Künstlern. Als Basis nutzten   das allgemeine Interesse an Büchern, die nicht in den
               sie die vom Museum kuratierten Ausstellungen der   Bereich der Theologie und Seelsorge fallen.
               Künstler:innen.                                   In der Vergangenheit wurde einer Reihe von Inventaren
               Im Jahr 2021 führten die Beteiligten mit Kolleg:in-  dieser Art die gebührende Aufmerksamkeit zuteil, meist
               nen des Kunstgeschichtlichen Instituts in Florenz –   in Form von wissenschaftlichen Editionen, d. h. einer
               Max-Planck-Institut (KHI) Gespräche über die Erfor-  Transkription des Inventars mit einer (kurzen) Einführung
               schung der Bilddatenbank der Florentiner Phototek   und / oder Analyse. Ein Vergleich solcher Bibliotheken ist
               mit ihren Hunderttausenden von Objekten.          jedoch schwierig, da die vorhandenen Editionen in ge-
               Im Jahr 2022 wurden mit Hilfe von Julius Emmel    druckter Form erschienen sind. Das erschwert die Suche
               relationale Informationen aus der Datenbank durch   und Analyse der darin enthaltenen Informationen. Das
               akribische Python-Skripte extrahiert, um statistische   Pilotprojekt untersucht die Möglichkeiten der Erstel-
               Untersuchungen und Netzwerkanalysen durchzufüh-   lung von und der Arbeit mit digitalen Ausgaben solcher
               ren. Das Projekt fand mehrere strukturelle Muster,   Verzeichnisse. Im Jahr 2022 sind die originalen Inventare
               die Künstler, Kunstwerke und Fotografen miteinan-  von drei Priesterbibliotheken transkribiert und die darin
               der in Beziehung setzen und konnte darauf aufbau-  genannten Titel mit den entsprechenden Titeln in moder-
               end ein besseres Verständnis der Daten ermöglichen.   nen Katalogen verknüpft worden. Die identischen Titel
               Diese Ergebnisse können Kunsthistoriker:innen, die   in den verschiedenen Bibliotheken werden miteinander
               die Sammlung des KHI nutzen, verschiedene neue    verbunden und ermöglichen so eine vergleichende Re-
               Forschungsmöglichkeiten eröffnen.                 cherche. Im Jahr 2023 wird mit Hilfe dieses Datensatzes
                                                                 begonnen, das Datenmodell zu entwickeln.






























               Inventare finden sich in unterschiedlicher Form: Dieser Brief handelt über die Besitztümer der R.-K. Jesuitenstation in Haarlem (1732–1767),
               eines der Untersuchungsobjekte des Projekts.
                                                                      IEG-Jahresbericht 2022 | Forschung       51
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