Die Synagoge als Klangraum – Religiöse Räume des Judentums als architektonische Erfahrungs- und Interaktionsträger zwischen Tradition und Reform (ca. 1750 – 1938)
Synagogen sind der zentrale religiöse Raum einer jüdischen Gemeinde. Die Ausgestaltung des Raumes sowie die damit einhergehenden Möglichkeiten der Erfahrbarkeit religiöser Praxis sind situativ, bisweilen auch hierarchisch aufgefächert und dabei stets maßgeblich durch die Ausrichtung und das religiöse Selbstverständnis der jeweiligen Gemeinde, die die kultische Funktionalität des Raumes definiert, geprägt. In der Forschung zu Synagogenarchitektur wurde das Augenmerk bislang hauptsächlich auf visuelle und vor allem stilistische Aspekte der Gebäude gelegt. Das Projekt verfolgt das Ziel, jenen für die Wahrnehmung des jüdischen Ritus fundamentalen, jedoch nur unzureichend erforschten Bestandteil der Synagogenarchitektur - den Klangraum - in den Fokus der Betrachtung zu rücken.Die grundlegende Bedeutung des Klangraumes kann am besten an der Anpassung des Synagogenraums in Folge der Einführung von Chor und Orgel im Kontext reformierter Gemeinden im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts untersucht werden. In diesem Projekt werden sowohl die religiösen als auch architektonischen Diskurse, die diesen Prozess begleiteten, analysiert. Ebenso wird im Prisma der religiösen Erfahrung der Frage nachgegangen, welche Teilhabe am klanglichen Gebilde der Synagoge durch den Raum ermöglicht wurde, insbesondere mit Blick auf die akustische Präsenz von Frauen und Kindern. Zudem wird die Akustik der Synagoge in vergleichender Perspektive sowohl mit christlich religiösen Räumen als auch mit säkularen Klangräumen wie Theater und Oper konfrontiert und somit in den breiteren Kontext der akustischen Architekturgeschichte eingebettet.