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Das Streichholz – eine europäische Wirtschafts-, Technik- und Umweltgeschichte

In den 1820er Jahren entwickelte ein britischer Apotheker das erste Streichholz, das die leichtentzündlichen phosphor- und schwefelhaltigen Zündhölzer ablöste. Ein schwedischer Chemiker perfektionierte die Technik und erfand in den 1840er Jahren ein neues Streichholz: das Sicherheitsstreichholz.

Während zuvor Schwefel und weißer Phosphor eine herausragende Rolle in der Produktion der Streichhölzer spielten, so waren es bei den Sicherheitshölzern der deutlich weniger gefährliche rote Phosphor und das Kaliumchlorat. Das Besondere an ihnen war zudem die Trennung des Oxidationsmittels und des Anzünders. In vielen Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Deutschland oder den USA etablierten sich im ausgehenden 19. Jahrhundert Streichholzfabriken. Einer der größten Produktionsanstiege erfolgte in Jönköping (Schweden), von wo aus die erste Streichholzfabrik in die ganze Welt exportierte.

Mit meinem Forschungsprojekt möchte ich eine transnationale, nordeuropäische Verflechtungsgeschichte des Streichholzes schreiben. Dabei werde ich mich vor allem mit Fragen der Unternehmens-, Umwelt- und Wissensgeschichte beschäftigen. Sowohl die chemisch-technologische Entwicklung des Streichholzes als auch die unternehmerische Produktionsweise zeigen bereits einen starken transnationalen Charakter. Im Hinblick auf die benötigten Materialien wie Holz, Phosphor, Kaliumchlorat oder Paraffin können spezifische Warenketten nachvollzogen und das Konzept der 'workscapes' erprobt werden. Wirtschaftliche Konkurrenz führte zu neuen Produktionsweisen sowie staatlichen Besteuerungen und Monopolisierungen. Schweden stieg zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Weltmarktführer auf. Mit dem Konzept der Konvivialität sollen dabei sowohl wirtschaftliche Konkurrenz und Fabrikhierarchien als auch Mensch-Umwelt-Verhältnisse näher beleuchtet werden.
Durch die transnationale Perspektive können sowohl regionale, wirtschaftliche und systemische Spezifika der unternehmerischen nationalen Streichholzproduktionen als auch ihre Verflechtungen herausgearbeitet werden. An der Geschichte des Streichholzes lassen sich also sowohl umwelt-, technik- und industriehistorische Fragen stellen als auch ein wachsendes Bewusstsein für Gesundheitsfragen und Arbeitsschutz erkennen.