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Logik für Aufklärung? Religion, Gesellschaft und die Stellung der Logik in Aufklärungsdiskursen

Das 18. Jahrhundert stellt eine historische Epoche dar, die sich weitgehend als »Zeitalter der Vernunft« verstehen wollte und gern auch heutzutage so verstanden wird. Indessen sind die zeitgenössischen Entwicklungen der traditionellen akademischen Disziplin der Logik, die sich als eine auf die Kultivierung der Vernunft par excellence ausgerichtete Praxis stilisierte und zugleich von vielfältigen Erneuerungsversuchen geprägt wurde, kein bevorzugter Gegenstand der Aufklärungsforschung. Das Projekt fragt nach der Stellung und Bedeutung der Logik innerhalb religiöser und sozialer Reformvorhaben, die gewöhnlich als Kernanliegen des Aufklärungszeitalters wahrgenommen werden. Konkreter geht es um die Anwendung dieser Disziplin bei der Austragung von religiösen Kontroversen und Debatten rund um die soziale Rolle von Gelehrten in ausgewählten Milieus des späten 17. und des 18. Jahrhunderts. Mit der Berücksichtigung von Repräsentanten aller drei Konfessionen des westlichen Christentums (Katholizismus, Luthertum, Calvinismus) wird eine bewusst vergleichende Perspektive gesucht. Ziel des Projekts ist zu zeigen, wie im Rahmen der universalistischen Aufklärungsrhetorik die Logik als ein fundamentales Instrument für die Überwindung religiöser Differenzen und sozialer Spannungen im Namen der »Vernunft« fungieren sollte. Zugleich lässt sich aber dieses Instrument, wenn man dessen exklusiven Anspruch auf (einheitliche) Rationalität hinterfragt, als ein besonders subtiler Mechanismus zur Durchsetzung von partikulären theologischen, institutionellen und soziokulturellen Anliegen begreifen.