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Europäische Religionsfrieden Digital (EuReD)

Langzeitvorhaben der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz und der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Projektleitung: Prof. Dr. Irene Dingel (IEG Mainz) und Prof. Dr. Thomas Stäcker (ULB Darmstadt)
 
Zu den großen Herausforderungen Europas im 21. Jahrhundert gehört die Ermöglichung einer friedlichen Koexistenz der Religionen. Der konstruktive Umgang mit religiöser und konfessioneller Pluralität ist eine Aufgabe, die sich aber nicht erst in der Gegenwart stellt. Vielmehr begleitet sie die Geschichte Europas seit den Anfängen. Richtungweisend für alle neuzeitlichen Entwicklungen wurde das Entstehen von Religionsfriedensregelungen seit dem 16. Jahrhundert. Sie stellen einen wesentlichen Baustein für die Konstituierung des modernen europäischen Staatswesens dar. Gleichzeitig erlauben sie tiefe Einblicke in den Umgang mit religiöser Koexistenz sowie die Entwicklung des Toleranzgedankens und ermöglichen, heutige religiöse Pluralität zu verstehen und angemessen mit ihr umzugehen.
Frühneuzeitliche Religionsfriedensregelungen sind rechtliche Regulierungen konfessioneller Koexistenz, die sich unterschiedlicher Erlassformen wie Verträge, Reichstagsabschiede, Edikte, Mandate etc. bedienten. Sie finden sich nicht nur in den bekannten Anständen und Religionsfriedensschlüssen des 16. Jahrhunderts, wie dem Nürnberger oder Frankfurter Anstand (1532, 1539), dem Augsburger Religionsfrieden (1555) oder dem Edikt von Nantes (1598), sondern auch in zwischenstaatlichen Friedensschlüssen, Handels- und Bündnisverträgen oder Eheverträgen zwischen konfessionsverschiedenen Partnern des Adels. Religionsfriedensregelungen garantierten auch jenen eine – von Fall zu Fall anders eingeschränkte – Duldung, die nach geltendem Religionsgesetz der Häresie bezichtigt und verfolgt worden wären. Insofern sind sie zentrale Weichenstellungen für die Entwicklung von Religionsfreiheit und Toleranz. Sie prägten das Verhältnis von Religion und Politik in Europa neu, legten die Grundlage für das neuzeitliche Religionsrecht und wiesen den Weg in die Moderne. Das Langzeitprojekt EuReD wird:

  • erstmals die europäischen Religionsfriedensregelungen im Zeitraum von 1485 (Kuttenberger Landtagsabschied) bis 1791 (Constitution Française) editorisch zusammenführen und digital im Open Access nutzbar machen;
  • die verzweigte Entstehung der Religionsfriedenskultur im »Kommunikationsraum Europa« umfassend dokumentieren und mit digitalen Verfahren erschließen.