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28.01.2025
Kilian Harrer erhält Historical Journal Early Career Prize
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Der Aufsatz analysiert das größte Wallfahrtsereignis der napoleonischen Ära und zeigt, wie Katholik:innen imperiale Möglichkeiten und imperiale Schlupflöcher ausnutzten, um religiöse Erneuerung voranzutreiben. Im Jahr 1810 strömten mehr als 200.000 Pilger:innen nach Trier, um dort eine der wichtigsten Reliquien des Christentums, den Heiligen Rock, zu verehren.
Diese Wallfahrt konnte stattfinden und solche gigantischen Ausmaße annehmen, weil sowohl klerikale Eliten als auch Lai:innen sich geschickt in den vom napoleonischen Staat geschaffenen territorialen Rahmenbedingungen bewegten. In den rheinischen Grenzgebieten, zu denen Trier gehörte, ermöglichte die damalige französische Hegemonie die Rückkehr der Reliquie in die Stadt, aber die Wallfahrer:innen nutzten in der Folge die Plastizität der öffentlichen Ordnung aus, die ebenfalls ein Kennzeichen des napoleonischen Imperiums war. Die große Wallfahrt von 1810 war weder eine ausschließlich von der Kirche orchestrierte und vom Staat kontrollierte Mobilisierung von oben, noch ein Akt offener, politisierter Opposition – auch wenn sich etliche Staatsbeamte als eindeutig feindselig gegenüber Sakralmobilität und »Aberglauben« erwiesen. Der Aufsatz vertritt daher die These, dass in den friedlicheren Teilen des napoleonischen Reiches Pilger:innen und Wallfahrtsorganisatoren die nachrevolutionäre katholische Erneuerung beschleunigten, indem sie sich dieses Reich zunutze machten, anstatt sich ihm entweder zu widersetzen oder mit ihm zu kollaborieren.
Kilian Harrer ist seit 2023 wissenschaftlicher Mitarbeiter am IEG.