Eine Herausforderung für das Welterbe-Konzept der UNESCO? Die Geschichte des ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau als Weltkulturerbe
Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Geschichte des UNESCO-Welterbeprogramms anhand des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau: Nach der Verabschiedung der UNESCO Convention Concerning the Protection of World Cultural and Natural Heritage im Jahr 1972 gehörte Polen zu den aktivsten Mitgliedern und zu jenen Staaten, welche als erste Vorschläge für die auf dieser Basis zu erstellende Liste einreichten. Zu den frühen polnischen Nominierungen zählten 1978 nicht nur die Altstädte von Krakau und Warschau, die Wielicka-Salzmine und der Białowieża Nationalpark, sondern auch das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Das Dissertationsvorhaben analysiert die Vorgänge, die schließlich 1979 zur Einschreibung von Auschwitz-Birkenau führten und die weitere Entwicklung der Stätte in dieser Perspektive. Zugleich sollen die Auswirkungen kritisch untersucht werden, welche die Inklusion von Auschwitz-Birkenau als Repräsentation – wie es zur Zeit der Einschreibung formuliert wurde – "negativer historischer Werte" auf die Idee und Konzeption des Welterbeprogramms hatte. Analysiert werden dabei kulturpolitische Prozesse auf globaler, regional osteuropäischer, polnischer sowie lokaler Ebene.
Anhand der Untersuchung der Aufnahme von Auschwitz-Birkenau im Kontext der anderen frühen Kulturerbestätten lässt sich eine neue Perspektive auf das Welterbe und die Geschichtspolitik der UNESCO gewinnen. Nicht zuletzt wurde dabei auch die UNESCO ein Akteur in der Aushandlung von Konflikten um die geschichtspolitische Deutung von Auschwitz-Birkenau im lokalen, im polnischen wie im internationalen Kontext.