Glaube, Freundschaft und Naturphilosophie. Die »Accademia degli Oziosi« im Bologna der Gegenreformation
In diesem Monographieprojekt untersucht Nicole Reinhardt eine Bologneser Akademie, in der sich zwischen 1563 und 1567 vornehmlich Studenten der Medizin und Philosophie zusammenfanden. Die kurze Existenz der Akademie der
Oziosi wirft eine Reihe von Fragen auf, nicht zuletzt jene nach der sozialen, intellektuellen und religiösen Einordnung der Studenten der Naturphilosophie an der Universität und in der unmittelbaren Schlussphase des Konzils von Trient. Wie verhielten sich die Akademiemitglieder, die sich auch als »Apostel des Aristoteles« bezeichneten, zu den angeblich vom Konzil ausgehenden religiösen Reformimpulsen und sich ausweitender inquisitorischer Kontrolle? Was überhaupt sollte »Reform« hier heißen, und wie ließ sich die Spannung zwischen aristotelischer und religiöser Orthodoxie aushalten? Die Untersuchung der Bologneser
Oziosi gibt nicht nur einen seltenen Einblick in frühneuzeitliche studentische Soziabilität, sondern eröffnet auch eine ungewohnte Perspektive auf das Konzilsende jenseits der Kardinäle und politischen Entscheidungsträger. Die mikrohistorische Analyse legt vielmehr nahe, dass das Verständnis der Ausrichtung der religiösen Transformation keineswegs eindeutig und die Definition der »Gegenreformation« durchaus kontingent waren.