Säkularisierung in Ägypten zwischen Grenzüberschreitung und Grenzziehung
In dem Forschungsprojekt wurde untersucht, auf welche Weise sich arabische Intellektuelle und Religionsgelehrte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mit europäischen Religionsbegriffen auseinandergesetzt haben. Bei der Auseinandersetzung mit dem Religionsbegriff war es ihnen einerseits darum gegangen, negative Wertungen von außen gegenüber Muslimen, arabischen Gesellschaften oder dem Islam zurückzuweisen, und andererseits darum, nach innen Gesellschaftskritik zu üben und religiösen, sozialen und politischen Reformbedarf zu begründen. Die Forschungsfrage lautete, wie die Autoren gedachthaben, aus einer Position der von ihnen selbst wahrgenommenen – und oftmals als Unterlegenheit verstandenen – Differenz zu Europa zu einer kulturellen Emanzipation gelangen zu können, auf welche Weise sich also eine Adaption westlicher Modelle mit einer Widerständigkeit gegenüber fremden Einflüsse verbinden lasse. Der Fokus richtete sich auf Ägypten und kontrastiv auf zwei Perioden. Die erste Phase reicht von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts; die zweite Phase umfasst den Zeitraum von 1967 bis in die 1990er Jahre. Auf diese Weise sollte die Artikulation kultureller Souveränität unter sich wandelnden Rahmenbedingungen untersucht werden.