Die Konstruktion politischer Kriminalität vor Gericht im Dollfuß-/Schuschnigg-Regime (1933–1938)
Das Projekt befasst sich mit den verschiedenen Konstruktionen politischer Kriminalität vor Gericht während des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes (1933—38). Ziel des Projekts ist die Transformation von Demokratie zu Autokratie nachzuverfolgen. Im Mittelpunkt des Projekts stehen die unterschiedlichen Strategien zur (sprachlichen) Konstruktion politischer Kriminalität gegenüber sozialdemokratischen, kommunistischen und nationalsozialistischen Angeklagten in den Beiträgen von Polizei, Staatsanwaltschaft und Richterschaft innerhalb eines Gerichtsverfahrens. Dazu sollen besonders Fragen politischer Marginalisierung vor Gericht erörtert und die Grenzen von Pluralität, politischer Teilhabe und (akzeptierter) Devianz in der (Straf-) Rechtspraxis des Regimes ausgelotet werden. Ein Teilprojekt wird außerdem auf Unterschiede in der gerichtlichen Verfolgung von Religion als politische Kategorie eingehen.Methodisch vereint dieses Projekt quantitative, computational, digitale und qualitative Methoden im Sinne einer multi-methodologischen embedded digital humanities framework. Im Projekt sollen Gerichtsakten aus der Zeit des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes digitisiert und mithilfe von Optical Character Recognition (OCR) in ein maschinenlesbares Format umgewandelt werden. Der Textkorpus wird dann mithilfe computergestützer Methoden des Text und Data Mining, der Korpuslinguistik (NLP) und der Netzwerkanalyse (semi-) automatisiert ausgewertet werden. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zum Feld der Computational History. Das Projekt ist im Herbst 2021 gestartet.