Forgeries x Networks – Die »Mittheilungen des Museen-Verbandes« und Fälschungsnetzwerke im 20. Jahrhundert
Kunstfälschungen stellen nicht erst seit dem aufsehenerregenden Fall um Wolfgang Beltracchi eine Herausforderung für den Kunstbetrieb und seine sammelnden und bewahrenden Institutionen dar. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Zeitschrift mit dem Namen »Mittheilungen des Museen-Verbandes – als Manuscript für die Mitglieder gedruckt und ausgegeben« herausgegeben, in der aktuelle Vorkommnisse und Erkenntnisse rund um aufgetauchte Fälschungen und Verdachtsfälle publiziert wurden.Sie war keine frei erhältliche Veröffentlichung, sondern zirkulierte in einem festen Kreis von Fachleuten, die sich zuvor verpflichtet hatten, diese Mitteilungen »sorgfältig und geheim aufzubewahren«. Im Falle ihres Ausscheidens aus dem Verband sollten sie das Druckwerk zurückgeben bzw. entsprechende Vorkehrungen für den Todesfall treffen. 1939 wurde die Herausgabe eingestellt. Die Bände sind aber heute u. a. an der Universitätsbibliothek Heidelberg digital verfügbar.
Ziel von Fälschungen x Netzwerke ist es, diese Quelle mittels der historischen Netzwerkanalyse zu untersuchen und neue Erkenntnisse über das Beziehungsgeflecht zwischen sammelnden Institutionen, Fälschungen, Fälschenden und dem Kunstmarkt zu gewinnen. 2021 wurden in einer Kooperation zwischen dem Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg und dem Bereich Digitale Historische Forschung | DH Lab des IEG erste Schritte unternommen, um zu prüfen, welche Werkzeuge, Methoden und Prozesse hierfür notwendig sind. In dem Zusammenhang wurden u.a. bereits Testseiten vom digitalisierten Druckwerk zur maschinenlesbaren XML-Datei transformiert. Auf Grundlage dieser Arbeiten wird im Jahr 2022 die Beantragung eines Drittmittelprojektes erfolgen, um die wissenschaftliche Aufarbeitung fachgerecht umzusetzen.
Ansprechpartner im IEG: Jaap Geraerts, Demival Vasques, Thorsten Wübbena