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Ein europäisch-französischer Patriot? Adolphe Crémieux als Verfechter von Minderheitsrechten über imperiale Grenzen hinweg

Das Projekt wurde von 2019–2023 am IEG durchgeführt. Noëmie Duhaut beschäftigte sich in ihrer Arbeit mit den Beziehungen zwischen französischen, europäischen und jüdischen Identitäten im 19. Jahrhundert. Bei ihrem Forschungsprojekt handelte es sich um eine Biographie des jüdisch-französischen Anwalts und Staatsmanns Adolphe Crémieux (1796–1880). Bislang hatte er nur wenig Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen, obwohl er eine Schlüsselfigur in der französischen, europäischen und jüdischen Politik des 19. Jahrhunderts gewesen ist. Im Gegensatz zu früheren frankozentrischen Ansätzen analysierte diese Biographie seine Rolle vor einem breiteren Kontext, der transnationale, europäische und koloniale Gesichtspunkte miteinschließt. Die zweite Neuerung lag in der Untersuchung, wie sich die unterschiedlichen Aspekte seiner Karriere als Anwalt, als Politiker und als Verfechter jüdischer Rechte im In- und Ausland gegenseitig beeinflussten.

Durch den Fokus auf die individuelle Handlungsmacht statt auf abstrakte Strukturen warf dieses Projekt ein besonderes Licht darauf, welche Rolle Crémieux in der Entwicklung des französischen Modells des Säkularismus sowie kolonialer Definitionen von Staatsbürgerschaft und der Entstehung des modernen Judentums in Europa gespielt hat. Aus dem Blickwinkel einer personenbezogenen Geschichte dokumentierte das Projekt die Herausbildung Frankreichs zur nationalen, imperialen und europäischen Führungsmacht im 19. Jahrhundert, konzentrierte sich jedoch vor allem darauf, wie französische Juden ihren Platz innerhalb dieser drei miteinander verbundenen Bereiche verhandelt haben.