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Beihefte online

Andrea Weindl *


Inhaltsverzeichnis
Europäische Friedensordnung und Welthandel im 17. Jahrhundert

Gliederung:
Anmerkungen
Zitierempfehlung

Text:

Die europäischen Entdeckungen und Eroberungen des 16. Jahrhunderts standen ganz im Zeichen der Mächte der Iberischen Halbinsel. Bis zur Thronunion zwischen den beiden Staaten von 1580 gelang es keiner anderen europäischen Macht, die von Spanien und Portugal reklamierten außereuropäischen Gebiete ernsthaft zu gefährden und auch die letzten 20 Jahre des Jahrhunderts sahen nur wenige dauerhafte Eroberungen von Niederländern, Engländern oder Franzosen. Erst im darauf folgenden Jahrhundert konnte die politische und militärische Schwächung Spaniens bzw. Portugals[1] von nicht–iberischen Mächten zur Inbesitznahme außereuropäischer Gebiete genutzt werden, und so ist »das 17. Jahrhundert, vor allem seine erste Hälfte, [...] weniger als das spanisch geprägte 16. und das britisch und russisch bestimmte 18. eine Epoche des großräumigen empire–building gewesen, dafür aber eine Zeit der Eroberung und des Ausbaus europäischer Brückenköpfe auf allen Kontinenten."[2] Für die daran beteiligten europäischen Akteure bestand das Problem darin, die Expansion mit ihrer europäischen Politik in Einklang zu bringen, denn eine allzu aggressive außereuropäische Eroberungspolitik konnte zu unerwünschten Auseinandersetzungen in Europa führen, bzw. politischen Zielen in Europa im Wege stehen. Ziel musste es also sein, außereuropäische Interessen, d.h. v.a. Einflussgebiete und Handelsverbindungen durch eine europäische Friedensordnung zu sichern. Der Schlüssel dazu lag natürlich im Verhältnis zu Spanien und nach 1640 zu Portugal. Zwar spielten die europäischen Friedensschlüsse für die Beziehungen zu außereuropäischen Mächten keine Rolle, auch wenn diese die Verrechtlichung ihrer internationalen Beziehungen ebenfalls kannten.[3] Das bedeutet jedoch nicht, dass die europäischen Friedensschlüsse von außereuropäischen Gegebenheiten unbeeinflusst gewesen wären. Der folgende Artikel befasst sich mit diesen Einflüssen und geht der Frage nach, inwieweit europäische Konflikte bzw. Friedensschlüsse von außereuropäischen Fragen mitbestimmt wurden.

Allerdings ging es im Verhältnis zu Spanien und Portugal nicht allein um die Frage der Anerkennung außereuropäischer Gebiete nicht–iberischer Mächte. Im afrikanischen und asiatischen Raum erwiesen sich europäische Herrschaftsansprüche nach dem Verlust der portugiesischen Vormachtstellung ohnehin als allenfalls zeitweilig durchsetzbar. So postulierten zwar einzelne europäische Mächte immer wieder Handelsmonopole mit einzelnen Hafenstädten oder Inseln, doch de facto bestimmten lokale Autoritäten und die tatsächlichen Machtverhältnisse Niederlassungs– und Handelsmöglichkeiten.[4]

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Für die amerikanischen Gebiete hatte sich im Laufe des 16. Jahrhunderts die Praxis herausgebildet, die jeweils geschlossenen Friedensverträge auf Europa zu beschränken und jenseits gedachter Linien, die mehrmals neu bestimmt wurden, das Recht des Stärkeren entscheiden zu lassen.[5] Das bedeutete zwar nicht die Schaffung eines rechtsfreien Raums, der die europäische Politik in keiner Weise beeinflusst hätte, doch versuchten die Europäer zumindest, die amerikanischen Gebiete aus dem Automatismus von Krieg und Frieden auszunehmen. Den nicht–iberischen europäischen Staaten konnte, solange sie in der westlichen Hemisphäre nicht mehr besaßen als einige Karibikinseln, deren Überleben, wenn nicht von offener Piraterie, so doch vom Schmuggelhandel mit dem spanischen Festland abhing, kaum an einer vertraglichen Festschreibung dieses Zustandes gelegen sein. Zum einen konnte man auf die schwindende spanische Seemacht hoffen, die weitere Eroberungen in Aussicht stellte, zum anderen war man sich über den Monopolcharakter des Handels mit eigenen Kolonien, trotz oft gegenteiliger Rhetorik, weithin einig.[6] Das heißt die Versorgung der Inseln hätte bei vertraglicher Festlegung der amerikanischen Verhältnisse in den meisten Fällen als dauerhafter Vertragsbruch interpretiert werden müssen. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts musste der wirtschaftliche Ausbau der eroberten Gebiete zunehmend durch eine vertragliche Anerkennung der Besitzverhältnisse gesichert werden.

Bis zum Westfälischen Frieden verlangten allein die niederländischen Eroberungen, d.h. vor allem diejenigen im atlantischen Raum[7], für eine friedliche Entwicklung nach vertraglicher Anerkennung, so dass sich die Vereinigten Provinzen 1641 von Portugal und 1648 von Spanien ihre außereuropäischen Besitzungen anerkennen ließen. Dennoch vertrieb ein lokaler Aufstand die Niederländer in der Folge wieder aus Brasilien und auch die Besitzungen in Angola konnten von Portugal zurückerobert werden, ohne dass diese abermaligen Besitzwechsel als Vertragsbruch gewertet wurden. Europäische Verträge waren eine Sache, die lokalen Machtverhältnisse jedoch eine vollkommen andere. Hintergrund der vertraglichen Anerkennungen ist denn auch eher in der ungehinderten Nutzung der Handelsverbindungen nach Spanien und Portugal zu suchen, als dass man davon ausging, dass die Besitzungen in Übersee durch einen europäischen Vertrag auf Dauer hätten festgeschrieben werden können. Denn die Iberische Halbinsel selbst war lange Zeit bevorzugter Schauplatz der Rivalitäten europäischer Kaufleute um die günstigsten Positionen im interkontinentalen Handel. Jeder Zusammenstoß oder schlicht Handel in von Spanien reklamierten außereuropäischen Gebieten konnte eine Einschränkung der Handelsfreiheit auf der Iberischen Halbinsel nach sich ziehen, so dass nur die vertragliche Anerkennung dieser Gebiete vor derartigen Sanktionen schützte.

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Mit dem Aufstand der Niederländer gegen die Herrschaft der spanischen Habsburger ging für das Welthandelszentrum Antwerpen eine Unterbrechung der Warenströme einher. Das hatte eine Verlegung der zentralen europäischen Handelsrouten zur Folge. Nordwesteuropäische Kaufleute mussten für den Ankauf von aus Spanien oder Übersee stammenden Rohstoffen für die aufstrebenden heimischen Tuchindustrien, die vormals von südeuropäischen oder flämischen Kaufleuten in die Scheldestadt gebracht worden waren, nun Spanien und Portugal selbst anlaufen. Wenn kriegerische Auseinandersetzungen auch diesen Weg erschwerten, mussten die begehrten Rohstoffe jenseits der Iberischen Halbinsel gesucht werden. So mag es mehr als ein Zufall sein, dass im Jahr der Rückeroberung Antwerpens durch die Spanier die englische Barbary Company gegründet wurde. Die englische Asienkompanie wurde im Jahre 1600 aus der Taufe gehoben,[8] zwei Jahre später vereinigte man in den Vereinigten Provinzen einzelne kleinere Asienunternehmen unter dem Dach der Vereenigden Oostindischen Compagnie oder kurz VOC. Im selben Jahr verschmolz man in England die Türkei– und Venedigkompanie zur Levantekompanie. Während es im Mittelmeer und in Asien relativ leicht gelang, die Vormachtstellung der Südeuropäer[9] zu brechen, verschärfte diese neue Handelssituation die Abhängigkeit von amerikanischem Silber. Vor allem in Asien waren kaum europäische Produkte eintauschbar. Wer erfolgreich am Handel mit Gewürzen, Seide, Indigo und Porzellan teilnehmen wollte, musste mit Silber bezahlen. Das rückte wiederum den Handel mit Amerika und, solange dieser durch das spanische Monopol abgeschottet blieb, denjenigen mit Spanien ins Zentrum der Aufmerksamkeit europäischer Kaufleute.[10] 

Die im Jahre 1503 in Sevilla gegründete Casa de la Contratación bündelte und monopolisierte zumindest den offiziell stattfindenden Handel mit Amerika, der grundsätzlich kastilischen Untertanen vorbehalten blieb. Für nicht–kastilische Kaufleute, die am Handel mit amerikanischen Rohstoffen teilhaben wollten, bedeutete das die Notwendigkeit, zum Einen ihre Position in der andalusischen Stadt auszubauen und zum anderen enge Verbindungen zur heimischen Kaufmannschaft zu pflegen.[11]

Außerdem hatte sich während des 16. Jahrhunderts spanische Wolle, deren Export vorwiegend über die nordspanischen Häfen abgewickelt wurde, zum wichtigsten Rohstoff der europäischen Tuchproduktion entwickelt. Eine Sicherung der Versorgung mit spanischer Wolle bedeutete nicht nur Auslastung und Ausbau der nordeuropäischen Tuchproduktionszentren, sondern bildete auch die Voraussetzung für die Teilnahme am Überseehandel mit der Levante und Amerika, wo europäisches Tuch regen Absatz fand.

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Solange über Antwerpen das Gros des europäischen Spanienhandel abgewickelt werden konnte, hatte ausländischen Kaufmannsgruppen die aus dem Mittelalter stammende Praxis genügt, über Körperschaftsrechte und Privilegien ihren Handel auf der Iberischen Halbinsel zu organisieren, d.h. man ordnete die Handelsbeziehungen dergestalt, dass gekrönte Häupter an einzelne Kaufleute bzw. Kaufmannsgruppen Privilegien vergaben. Privilegien an einzelne Kaufleute eines anderen Landes erstreckten sich meist auf die Erlaubnis zur Ein– oder Ausfuhr einer bestimmten Menge eines Gutes oder über einen bestimmten Zeitraum; diejenigen an Kaufmannsgruppen eines anderen Landes, an so genannte »Nationen«[12], sicherten Angehörigen der jeweiligen Gruppe bestimmte Rechte und Freiheiten im Gastland für einen längeren oder unbestimmten Zeitraum zu. Einzelprivilegien blieben personenbezogen, erlangten also kaum Bedeutung in der zwischenstaatlichen Politik. Privilegien für Kaufmannsgruppen wurden zunehmend zum Politikum zwischen unabhängigen politischen Einheiten, d.h. immer mehr wurden die Regierungen zu Vertretern ihrer »Staatsangehörigen« im Ausland.

Für den Handel mit der Iberischen Halbinsel spielten für diese Entwicklung die europäischen Kriege bzw. Friedensschlüsse eine herausragende Rolle, denn Spanien war sich der strategischen Bedeutung seiner Handelsgüter für Westeuropa wohl bewusst und versuchte über Handelszugeständnisse, die Außenpolitik anderer Staaten zu steuern. Dreh– und Angelpunkt dieser Überlegungen bildete bis zum Westfälischen Frieden die hervorragende Position der Niederländer im europäischen (Fern)handel. Im Jahr 1584 hatte Philipp II. den Wirtschaftskrieg gegen die niederländischen Rebellen begonnen und deren Kaufleute vom Direkthandel mit der Iberischen Halbinsel ausgeschlossen. Darüber hinaus sollten auch die Produkte der rebellischen Provinzen nicht mehr in Spanien und Portugal verkauft werden dürfen, so dass man, da die meisten Produkte der gehorsamen Provinzen nicht von denen der aufständischen zu unterscheiden waren, einen Erlass verabschiedete, der alle Händler zwang, einen 30%igen Zoll auf sämtliche Waren zu entrichten, die nach oder von der Iberischen Halbinsel im– oder exportiert wurden. Dieser Zoll wurde zurückerstattet, wenn die Waren aus den gehorsamen Provinzen stammten bzw. dorthin gebracht wurden. Auf diese Weise gedachte man, dem niederländischen Welthandel mit seinem Zentrum Amsterdam nachhaltig zu schaden. Dahinter stand auf Seiten Spaniens die Überlegung, dass der Handel mit den teuren über Spanien nach Europa gebrachten Kolonialprodukten die Grundlage für die merkantile Vorherrschaft der Niederländer wäre. Die Verteuerung von 30% würde die Holländer aus dem Handel werfen und sie der materiellen Grundlage ihres Aufstands berauben.[13] 

Analog wurde englischen und französischen Händlern und Produkten, je nach Zustand der bilateralen Beziehungen immer wieder der Zugang zur Iberischen Halbinsel verwehrt, obwohl die Abhängigkeit Spaniens, Portugals und Amerikas von nordwesteuropäischen Manufakturwaren auch den spanischen Behörden nicht verborgen geblieben war.[14]

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In der Frühen Neuzeit kann man sich derartige Maßnahmen kaum als staatlich verordnete Handelsunterbrechung vorstellen, die den Handel zwischen zwei Staaten zum Stillstand gebracht oder auch nur die Kaufleute einer Nation erfolgreich des Landes verwiesen hätten. Dazu fehlten den frühneuzeitlichen Staaten die Exekutivorgane bzw. sie kontrollierten diese nicht genügend. Dennoch konnte ein derartige Auflage entscheidenden Einfluss auf die bestehenden Handelsbeziehungen nehmen, denn sie hatte die Verteuerung der Produkte für den Endverbraucher zur Folge. Der Transport verteuerte sich durch das erhöhte Risiko, das sich in erhöhten Versicherungsprämien niederschlug, ebenso wie die an die Zollbehörden zu zahlenden Schmiergelder die Preise in die Höhe trieben. Auch ließen sich die Behörden Ausnahmelizenzen teuer bezahlen. Das bedeutete, dass diese staatlichen Maßnahmen zwar kaum auf die Zusammensetzung der im Land angekauften Produkte Einfluss nehmen konnten, denn Nachfragemuster waren kaum staatlich beeinflussbar und nur sehr eingeschränkt politisch steuerbar. Auch die Abwehr von aus bestimmten Gegenden stammenden Produkten blieb höchstens vorübergehend durchsetzbar, denn die Produktion hing von materiellen und technischen Voraussetzungen ab, die unter den Bedingungen von Handel und Technologietransfer der Frühen Neuzeit nur schwer und über Jahrzehnte hinweg übertragbar waren, so dass diese Produkte nicht binnen weniger Monate oder Jahre von jenen aus anderen Gebieten substituiert werden konnten.[15] Doch den staatlichen Maßnahmen kann durchaus ein gewisser Einfluss auf Handelswege und –akteure zugesprochen werden. Das heißt natürlich nicht, dass es den Spaniern möglich gewesen wäre, mit einem Schlage z. B. Niederländer oder Franzosen vom Handel völlig auszuschließen; doch zwangen die Maßnahmen die Kaufleute zu Umwegen, d.h. z. B. zur Anmietung fremder Schiffe oder zur Intensivierung von Zwischen– oder Schmuggelhandel. Wo immer herkömmliche Strukturen modifiziert werden mussten, eröffnete sich neuen Kaufmannsgruppen die Chance zur Teilnahme an ehemals monopolartig befahrenen Handelsrouten und –verbindungen.[16]

Über diese Zusammenhänge erhielten die europäische Friedensschlüsse unter spanischer Beteiligung nicht nur eine Bedeutung für die Kaufleute der beteiligten Staaten, sondern sie konnten auch über Prosperität und Chancen nicht–beteiligter Dritter entscheiden. Nach der dauerhaften Festsetzung von Niederländern, Engländern, Schweden und Franzosen in außereuropäischen Gebieten barg jeder Friede mit Spanien, wie eingangs bereits erwähnt, darüber hinaus die Möglichkeit, die außereuropäischen Gebiete anerkennen zu lassen, ohne die Verbindungen nach Spanien und Portugal zu gefährden. Denn obwohl die Möglichkeiten der iberischen Staaten, auf Gebietsverletzungen außerhalb Europas militärisch zu reagieren oft gering und politisch kaum durchsetzbar gewesen sein mögen, blieb Spaniern und Portugiesen doch meist die Option über Einschränkungen des Handels auf der Iberischen Halbinsel förmlich unterhalb der Ebene eines offenen Kriegsausbruchs auf außereuropäische Gebietsverletzungen zu reagieren.[17]

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Bereits beim Friedensschluss von 1604, der den Krieg zwischen Spanien und England beendete, hatten sich die Engländer die Ausnahme von der 30% Klausel ausbedungen[18], wodurch sie beinahe zwangsläufig am europäischen Zwischenhandel mit den Iberern beteiligt wurden. Eine der günstigsten Möglichkeiten des Handels mit der Iberischen Halbinsel für alle nordwesteuropäischen Kaufleute war fortan, englische Schiffe und Seeleute zu mieten. Das galt für Holländer und Seeländer ebenso wie für Flamen und Franzosen. Schmuggelhandel unter englischer Flagge musste zwar theoretisch vom englischen König bestraft werden, doch galt eine derartige Garantie in der Praxis recht wenig, so dass für einige Jahre die Engländer durch die Ausnahme von der 30%–Regel am iberischen Markt zu den vergleichsweise günstigsten Konditionen handeln konnten. Seit dieser Zeit schien der Aufstieg Englands zu einer der wichtigsten europäischen Handelsmächte eng mit den politischen Auseinandersetzungen der Kontinentalstaaten verbunden. Auch wenn die Übernahme der Handelsverbindungen durch englische Kaufleute nicht übergangslos vonstatten ging, gerieten diese zunehmend in Abhängigkeit von den Kriegen des Kontinents.[19] Das spürten sie ebenso während des 12jährigen Waffenstillstandes zwischen den Niederlanden und Spanien wie, als infolge des Friedenschlusses mit Spanien im Jahre 1630 ein Abkommen über die Umleitung der Silberströme zur Abwicklung der Geldgeschäfte des spanischen Königs vereinbart werden konnte.[20] Als der Westfälische Frieden endlich die Unabhängigkeit der Niederländer brachte, schien der Traum eines englischen Welthandelszentrums schlagartig zu platzen. Der Frieden brachte die Holländer nicht nur in spanische, flandrische und süditalienische Häfen zurück, sondern sie nahmen auch wieder am Handel zwischen Spanien und dem restlichen Mittelmeer teil. Spanien übergab Nordbrabant mitsamt den Textilstädten Helmond, Eindhoven und Tilburg, erkannte alle niederländischen Besitzungen in Amerika, Afrika und Asien an, garantierte niedrige Zollsätze in flandrischen Häfen und gestand den Holländern den Besitz des Südufers der Scheldemündung zu, einhergehend mit der dauerhaften Schließung der Schelde für den Schiffsverkehr. Via Cádiz und Sevilla bekamen die Holländer fortan das Recht, am Amerikahandel zu denselben Bedingungen teilzunehmen wie Engländer und Hanseaten. Ergänzt durch den spanisch–holländischen Schifffahrtsvertrag von 1650 erhielten die Niederländer darüber hinaus hervorragende Bedingungen in den unter spanischer Herrschaft stehenden Häfen. Weder die Inquisition noch der Almirantazgo[21] sollten den holländischen Handel behindern dürfen. Spätestens damit verloren die Engländer auch die Vorteile im Wollhandel, die sie durch die Gleichstellung mit spanischen Schiffen in den Häfen Guipúzcoas drei Jahre zuvor erhalten hatten.[22]

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Wie bereits zu Beginn des Waffenstillstandes von 1609 fielen in beträchtlichem Ausmaß die Fracht– und Versicherungsraten im holländischen Schiffsverkehr und zwar nicht nur für die Fahrten in Richtung Spanien und Mittelmeer, sondern auch für die in die Nord– und Ostsee und ins Polarmeer.[23] Dennoch war es vor allem auf dem spanischen Markt, wo die Engländer die Rückkehr der Niederländer am schmerzlichsten spürten. Zwischen 1642 und 1646 waren noch drei Viertel der in Bilbao angelandeten ausländischen Schiffe aus England gekommen, innerhalb von ein bis zwei Jahren wurde der englische Anteil um die Hälfte reduziert. Bis 1647 war der Großteil der spanischen Wolle von englischen Schiffen transportiert und verhandelt worden. Bereits 1650 beherrschten niederländische Kaufleute 80% des Handels.

England reagierte direkt gegen die Niederländer und mit einem Politikwechsel in Bezug auf die Beziehungen zu Spanien und Portugal.

Durch die Verabschiedung der Navigationsakte von 1651 versuchten die Engländer, die Vormachtstellung der Niederländer zu brechen. Die Akte verbot Ausländern nicht nur den Handel mit englischen Kolonien, sie reservierte englischen Schiffen auch jegliche Einfuhr von aus Asien, Afrika, Europa oder Amerika stammenden Produkten nach England, Wales oder Irland.[24] Ab 1652 schloss sich daran eine Reihe englisch–niederländischer Seekriege, die um die Anerkennung der Navigationsakte und außereuropäische Fragen gekämpft wurden und mit der Regelung asiatischer und amerikanischer Gebietsansprüche endeten.[25]

Von größerer Tragweite für das politische Gefüge Europas war allerdings der englische Politikwechsel gegenüber Spanien und Portugal.

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De facto hatte Spanien die englische Republik bereits Mitte der 1640er Jahre anerkannt, auch wenn man nicht offiziell mit Karl I. gebrochen hatte. Die bereits erwähnten wirtschaftlichen Interessen und militärische Motive im Kampf gegen die Royalisten führten ihrerseits zu einer Annäherung Englands an Spanien, da durch die mehr oder weniger offene Unterstützung Karls I. durch Ludwig XIV. Frankreich als gemeinsamer Feind ausgemacht werden konnte.[26] Im Übrigen war man in England seit 1648 vordringlich mit der niederländischen Handelsübermacht beschäftigt und nicht mit religiösen oder politischen Fragen im Hinblick auf Spanien. Die gute Zusammenarbeit zwischen einer katholischen Monarchie und einer protestantischen Republik, die ihren legitimen Souverän aufs Schafott brachte, ist Ausdruck vernünftiger politischer Erwägungen auf beiden Seiten, die in beiden Ländern der Staatsräson gehorchten. Sie kann nur unter sehr oberflächlicher Betrachtung als unangemessen und absurd erscheinen.[27]

Das sich von der spanischen Herrschaft befreiende Portugal dagegen hatte von Anfang an auf die royalistische Karte gesetzt. Noch 1642 war mit Karl I. ein Vertrag abgeschlossen worden, der im Tausch für die Unterstützung der portugiesischen Unabhängigkeit den Engländern Handelsfreiheiten gewährte. Auch dieser Vertrag zielte aus englischer Sicht auf die Vorherrschaft der Niederländer, die Portugal in einem zehnjährigen Waffenstillstand dazu verpflichtet hatten, im Bedarfsfall für den Brasilienhandel holländische Schiffe zu kaufen oder zu mieten sowie alle außereuropäischen Besitzungen der Vereinigten Provinzen anzuerkennen.[28] Allerdings hatte die politische Situation Karls I. die englische Verhandlungsposition geschwächt, so dass zwar einige religiöse und kaufmännische Freiheiten, angelehnt an frühere Verträge und Privilegien, vereinbart werden konnten, Portugal aber keinerlei Zugeständnisse in Bezug auf Überseehandel und außereuropäische Gebiete machte.[29] In der Folge hatte Portugal die englischen Royalisten offen unterstützt, was, nachdem Prinz Rupert, Kommandeur der royalistischen Streitkräfte, seine Operationsbasis in portugiesische Häfen verlegt hatte, praktisch im offenen Kriegszustand zwischen Portugal und der englischen Republik gipfelte.[30]

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Ab 1650 antichambrierten sowohl Portugiesen als auch Spanier beim englischen Commonwealth, erstere, um den Kriegszustand zu beenden, letztere um die Beziehungen zwischen beiden Staaten an die neuen Verhältnisse anzupassen, was aus spanischer Sicht hieß, den zuletzt geschlossenen Vertrag von 1630, dessen Friede durch keine Kriegshandlungen unterbrochen worden war, auf das Commonwealth umzuschreiben, und, anstatt der Vereinigten Provinzen nun Portugal als rebellische Provinz festzuschreiben.[31] Die Engländer begannen nun, Spanier und Portugiesen gegeneinander auszuspielen. Portugal brauchte England aus militärischen Gründen zur Durchsetzung seiner Unabhängigkeit. Für Spanien, das sich mit Frankreich und Portugal im Krieg befand galt es, eine Allianz der Republik mit einem der beiden Staaten zu vermeiden. Außerdem fürchtete man ohne gültigen Friedensvertrag um die amerikanischen Gebiete. Über intensive spanisch–englische Verhandlungen gelang es den Engländern, die Portugiesen zur Annahme ungewöhnlich hoher englischer Forderungen als Voraussetzung für die Aufnahme von Vertragsverhandlungen zu bewegen. Die Annahme dieser Bedingungen verlieh wiederum der englischen Seite größeren Verhandlungsspielraum gegenüber Spanien und man drang nun darauf, die Beziehungen auf eine vollkommen neue Grundlage zu stellen. Man befragte die Londoner City über den Vertrag von 1630 und legte, da diese das alte Abkommen für defizitär hielt, eine vollkommene Neufassung eines Handelsvertrags vor. Der Vorschlag regelte vor allem den Spanienhandel sehr detailliert, um in Zukunft alle Schikanen spanischer Zollbehörden gegenüber englischen Untertanen zu vermeiden. Kernstück der Vorschläge aber war sicherlich die Forderung nach Freihandel in Amerika, Asien und Afrika. In englischen Augen war nur folgerichtig, auch für sich zu fordern, was den Niederländern 1648 gewährt worden war.[32] Aus der erhaltenen Korrespondenz lässt sich die Kompromissbereitschaft innerhalb der spanischen Politik ersehen, wo man für einen stabilen Frieden durchaus bereit war, den Engländern entgegen zu kommen.[33]

Parallel zu den Verhandlungen mit Spanien führte der englische Staatsrat Gespräche mit dem portugiesischen Botschafter über einen Friedens– und Handelsvertrag, der den Kriegszustand endgültig beenden sollte. Doch begannen diese Verhandlungen erst, als diejenigen mit den Spaniern bereits in vollem Gange waren. Die portugiesische Seite wusste, dass sich ihre Verhandlungsposition verschlechtert hatte, und rechnete damit, dass die Engländer all das fordern würden, was ihnen 1642 versagt worden war.[34] Die portugiesisch–englischen Verhandlungen der Jahre 1652–1653 wurden beinahe exakt nach demselben Muster wie diejenigen zwischen Spanien und England geführt. Der Abgesandte Portugals legte einen Vorschlag vor, der sich an den Abmachungen von 1642 orientierte. Er befand sich allerdings insofern in einer schlechteren Position, als dass er um die Beendigung der Kriegshandlungen bemüht sein musste. Der Privy Council verlangte freien Zugang zu allen Überseegebieten und, dass im portugiesischen Überseeverkehr immer zuerst englische Schiffe gemietet würden. Danach wurde wiederum die Londoner City nach ihren Wünschen hinsichtlich der portugiesischen Märkte befragt und die Forderungen wurden dementsprechend ergänzt.[35]

Im Mai 1653 entließ Cromwell das Rumpfparlament und ernannte einen neuen Privy Council. Die weiteren Verhandlungen zogen sich in die Länge und die englischen Siege über die Holländer Mitte des Jahres 1653 verstärkten die Position der englischen Verhandlungsführer.[36] Der letztlich 1654 unterzeichnete Vertrag bedeutete nicht nur die Umsetzung beinahe aller Wünsche der nach Portugal handelnden Kaufleute, er eröffnete den Engländern auch den Überseehandel zwischen Portugal und Brasilien sowie den Handel mit den asiatischen und afrikanischen Besitzungen Portugals. Außerdem verpflichtete man die portugiesische Seite, wenn nötig englische Schiffe für den Kolonialhandel zu mieten.[37]

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Endlich gelang es den Engländern in einer geheimen Zusatzvereinbarung, die Zollsätze bei 23% festzusetzen und deren Erhöhung von der Zustimmung englischer Portugalkaufleute abhängig zu machen.[38] Daneben setzte man weit reichende Privilegien durch, die englische Kaufleute von der Verfolgung durch Behörden und Inquisition schützen sollten.[39] Durch den Vertrag erreichte man nicht allein bessere Bedingungen auf dem portugiesischen Markt als die holländischen Konkurrenten. Fortan waren englische Kaufleute auch besser gestellt als portugiesische Untertanen.

Es kann nur darüber spekuliert werden, was Portugal letztlich dazu bewegte, den Vertrag, den man in Lissabon wohl von Anfang an als eine unwürdige Knebelung empfand, zu unterzeichnen. Der portugiesische Botschafter Penaguião geriet zunehmend in Schwierigkeiten in London. Die erste Zahlung im Rahmen der vereinbarten Preliminarartikel blieb aus, und durch einen Zwischenfall, in den der Bruder des Botschafters verwickelt war, geriet der portugiesische Verhandlungsführer noch mehr unter Druck.[40] Mag sein, dass die labile persönliche Situation den portugiesischen Botschafter zu weit reichenden Zugeständnissen zwang. Letztlich ausschlaggebender für die Annahme des Vertrags in seiner endgültigen Form wird die unbeugsame Haltung des Lordprotektors gewesen sein, wie ein Vergleich mit den Verhandlungen mit Spanien zeigt. Der Friedensschluss mit den Niederlanden 1654 erhöhte den Handlungsspielraum der englischen Politik. Als Johann IV. in Lissabon die Ratifizierung des Vertrags verzögerte, ließ Cromwell kurzerhand eine Flotte an der Tejomündung auffahren. Der militärischen Bedrohung durch die Navy hatten die Portugiesen nichts entgegen zu setzen. Zähneknirschend unterschrieb Johann den Vertrag.[41]

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Spanien ließ auch nach der Machtübernahme durch Cromwell nichts unversucht, zu einem Vertragsabschluss zu kommen. Als erstes europäisches Land erkannte Spanien den Lordprotektor an und bot nach dem Friedensschluss zwischen den Vereinigten Provinzen und England eine Million Kronen für die Erneuerung des Friedensvertrags. Allein der Lordprotektor war nicht am Frieden mit Spanien interessiert. Sein Western Design knüpfte am Konfrontationskurs aus elisabethanischer Zeit an. Die bis zur Machtübernahme stattgefundenen Verhandlungen wurden von englischer Seite samt und sonders verworfen und Cromwell erklärte nun, Spanien müsse vor einem Vertragsabschluss folgenden drei Forderungen zustimmen: a) dem Freihandel mit Amerika, b) Schutz vor Zollerhöhungen für Engländer und c) einer Ausweitung religiöser Freiheiten. Die Erfüllung der Forderungen waren für Spanien nicht nur unmöglich, sie wurden auch sehr schnell als das erkannt, was sie waren: Ein Vorwand zum Krieg.[42] Ende 1654 lief eine Flotte nach Westindien aus und griff Hispaniola an, konnte jedoch dort trotz ihrer zahlenmäßigen Übermacht nichts ausrichten und begnügte sich im Folgejahr schließlich mit der Besetzung Jamaikas. Obwohl die groß angelegte Expedition keine weiteren Erfolge aufzuweisen hatte, bedeutete die Eroberung der Insel, die trotz aller spanischen Rückgewinnungsversuche in englischem Besitz blieb, doch erstmals eine ernsthafte Bedrohung des spanischen Kolonialreichs, da von Jamaika aus die Lebensader der kolonialen Gebiete, die Schifffahrtslinien der Karibik nachhaltig bedroht wurden.[43] Dennoch reagierte man in Spanien außergewöhnlich spät. Über ein Jahr blieb der spanische Botschafter Cárdenas noch in London und versuchte, die Unstimmigkeiten auf diplomatischem Weg auszuräumen. Erst einen Monat nach der offiziellen Kriegserklärung durch Cromwell, Ende des Jahres 1655, empfahl der spanische Staatsrat dem König angesichts der schwindenden Hoffnung auf einen Frieden, Spanien auf den Krieg vorzubereiten. Im April 1656 schließlich reagierte Philipp IV. mit einer dann allerdings ungewöhnlich harschen Order, die den Handel mit England zur Majestätsbeleidigung erklärte und mit dem Tode sowie der Konfiszierung aller Güter bestrafte. Alle nicht–katholischen Engländer wurden des Landes verwiesen, die Katholiken mussten 30 leguas ins Landesinnere ziehen.[44] Der Gebrauch britischer Güter musste sechs Monate nach Verkündigung der Proklamation eingestellt werden, was behördlich überwacht werden sollte. Mit dem Sohn Karls I., dem späteren Karl II., schloss Philipp einen Geheimvertrag, der die Hilfe des katholischen Königs bei der Wiedererringung der Krone für den Stuartsprössling festlegte. Als Gegenleistung sah das Abkommen die zukünftige Hilfe des wieder eingesetzten englischen Königs zur Zurückgewinnung Portugals für die spanische Krone vor. Gleichzeitig verpflichtete sich Karl, dafür zu sorgen, dass seine Untertanen keine neuen Plantagenkolonien in Westindien errichteten, und dass alle seit 1630 erworbenen Gebiete, besonders aber die während der Regierungszeit Cromwells besetzten, zurückgegeben würden.[45]

Erstmals während eines offenen Krieges verbot der englische Souverän nicht den Handel mit spanischen Gebieten. Weil die Engländer jedoch auf beiden Seiten des Atlantiks die Marine auffahren lassen mussten, sahen sich englische Kaufleute beinahe schutzlos dem Kaperkrieg im Kanal ausgesetzt. Mögen die Zahlen auch wie so oft übertrieben sein, Zeitgenossen beklagten den Verlust von 1200–1800 englischen Schiffen, der kaum durch die Prisennahme spanischer Schiffe wettgemacht werden konnte; die spanische Handelsflotte war relativ klein. Die einzige Silberflotte, die die Engländer überhaupt erwischen konnten, wurde zu großen Teilen dem Meer überantwortet, bevor es gelang, die Ladung zu rauben. Doch als weitaus schlimmer als diese militärischen Pleiten wurde in London der Verlust des spanischen Marktes empfunden. Auch wenn der Handel in London selbst nicht augenfällig abnahm, wurde er während des Krieges mit Spanien Navigationsakte hin oder her wieder von den Niederländern übernommen. Natürlich kann wieder nur vermutet werden, wie erfolgreich die spanischen Embargos gewesen sind, und anscheinend glaubte man noch 1654 auch in englischen Kaufmannskreisen, der Krieg ließe sich auf Westindien begrenzen, so dass zu diesem Zeitpunkt lediglich die mit Cádiz und Málaga handelnden Kaufleute gegen den Krieg protestierten. Fünf Jahre später schien die Misere alle ergriffen zu haben und in Londons City formierte sich der Protest.[46]

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Folgerichtig versuchte nach Oliver Cromwells Tod sein Sohn Richard als erstes, die Unterstützung der Londoner City zurück zu erobern. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt versprach er Frieden mit Spanien. Die Kampfhandlungen wurden eingestellt.[47] Mit Spanien selbst knüpfte er Verbindungen über den Botschafter in Paris, der dort über einen französisch–spanischen Frieden verhandelte. Erstmals seit Ausbruch der Feindseligkeiten bot die englische Seite an, weder die Religion noch Westindien zum Verhandlungsgegenstand zu machen und räumte auf diese Weise den Gesprächen eine reelle Chance ein.[48] Militärisch hatte man in diesem Krieg mit der Besetzung Jamaikas und der Eroberung Dünkirchens zwar eine positive Bilanz zu verzeichnen, doch im Verlauf der Jahre war auch klar geworden, dass es militärisch nicht gelingen konnte, Spanien zu größeren Handelszugeständnissen zu zwingen. Auch wenn Spanien im Krieg gegen Frankreich mit dem Rücken zur Wand stand und zur See nicht viel gegen die britische Navy auszurichten hatte. Der Verlust wichtiger Teile der Unterstützung im eigenen Land wog schwerer als so utopisch erscheinende Ziele wie der Freihandel in Amerika und religiöse Gleichberechtigung in Spanien, die, wenn überhaupt, nur sehr teuer erkauft werden konnten.

Bekanntermaßen hielten die Avancen in Richtung Spanien Richard Cromwell nicht an der Macht. Doch auch dem aus dem Exil zurückgekehrten Karl II. musste bewusst sein, welche Bedeutung der Frieden mit Spanien besaß. Wenige Monate nach seiner Thronbesteigung erklärte Karl II. den Waffenstillstand mit Spanien.

Es folgten die vielleicht interessantesten Jahre spanisch–englischer Diplomatie in Bezug auf die eingangs gestellte Frage nach dem Einfluss außereuropäischer Interessen auf die politischen Beziehungen innerhalb Europas. Zwar wurde der 1630 geschlossene Friedensvertrag wieder eingesetzt, doch beide Mächte beschuldigten sich gegenseitig des dauerhaften Vertragsbruchs. Auch sollte es sieben Jahre dauern, bis man sich zum Abschluss eines neuen Handels– und Friedensvertrags durchringen konnte.

England gab weder das im Krieg eroberte Dünkirchen noch die Karibikinsel Jamaica zurück[49]. Ganz im Gegenteil nahmen die Angriffe auf spanische Gebiete in Westindien zu. Obendrein schloss Karl II. 1661 einen Heiratsvertrag mit Portugal, einer in spanischen Augen rebellischen Provinz, der den Portugiesen militärische Unterstützung im Kampf gegen Spanien gewährte.[50] Dagegen erlaubte Portugal den Engländern nicht nur freien Handel und das Siedeln in allen außereuropäischen Gebieten, das Land übergab auch Bombay und das seit jeher von Spanien reklamierte Tanger an England. Darüber hinaus sicherten sich die Engländer alle zukünftigen von den Vereinigten Provinzen zurückeroberten ehemals portugiesischen Gebiete.

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Spanien reagierte zum Einen mit einer Verhandlungsoffensive, die den Engländern je 500.000 Escudos für die Rückgabe Dünkirchens und Jamaicas sowie für den Bruch mit Portugal bot[51], zum Anderen erhöhten die Spanier den Druck auf englische Kaufleute. In den Häfen Spaniens wurden mehr oder weniger inoffiziell Repressalien gegen englische Kaufleute vorgenommen. Man drohte mit der Sperrung der Grenzen für englische Waren und heuerte eine Bande Genueser Piraten an, die in spanischen Gewässern unterschiedslos gegen englische Kaufmanns– und Armeeschiffe vorgehen sollten. Darüber hinaus wurden heimische Verschwörungen gegen den englischen König unterstützt.[52]

Die Nachrichten aus London, die in der Folge Madrid erreichten, stützten die Hoffnungen auf einen Umsturz oder zumindest darauf, dass England um eine Beilegung der Streitigkeiten mit Spanien nachsuchen werde. Vor allem die Kaufleute drängten auf einen vorteilhaften Frieden mit Spanien.[53] Noch dazu war der Verkauf Dünkirchens an Frankreich in Kaufmannskreisen auf Ablehnung gestoßen, da man fürchtete, unter französischer Herrschaft würde der Hafen wieder zu einem Piratennest. Inzwischen wurden die Portugiesen für die schlechten Beziehungen zu Spanien verantwortlich gemacht. Sowohl am Hof als auch in der City hatte deren Ansehen stark gelitten und immer mehr Portugiesen kehrten England den Rücken.[54] Oft werden die Schwierigkeiten der Portugiesen in England nach der Hochzeit Karls mit Katharina allein den konfessionellen Unterschieden und den daraus resultierenden Schwierigkeiten zugeschrieben.[55] Diese Ansicht projiziert jedoch möglicherweise spätere Entwicklungen, als der »Popish Plot« zu einer neuen Welle antikatholischer Hysterie in England führte, auf eine frühere Phase der Beziehungen. In der Rückschau auf die anglo–portugiesischen Verträge zwischen 1641 und 1661 ist nämlich oft übersehen worden, dass sich die Verträge zwar langfristig überaus positiv auf den englischen Außenhandel und die Machtposition Englands auswirkten, kurzfristig jedoch aus der Sicht der Zeitgenossen durchaus Nachteile bargen. Das galt insbesondere für den anglo–portugiesischen Vertrag von 1661, der die wirtschaftlichen Beziehungen zu Spanien aufs Spiel setzte. Denn noch wurde die portugiesische Unabhängigkeit von Spanien nicht anerkannt und so bedingten sich die Beziehungen Englands zu Spanien und Portugal wechselseitig. Der Verlust guter Handelsbeziehungen zu Spanien wurde in England folglich mit einigem Recht den Vorgängen um die portugiesische Heirat angelastet, denn jegliche Unterstützung Portugals beantwortete Spanien mit Schikanen.

Zusätzlich erschwerte die inkohärente Verhandlungsführung der Engländer bezüglich eines Freihandelsartikels für die überseeischen Gebiete eine Beilegung der Streitigkeiten. Ab 1663 wurden wieder Botschafter ausgetauscht, die die Beziehungen auf eine neue vertragliche Basis stellen sollten. Die englischen Anweisungen lauteten auf die Forderung des Freihandels in Amerika, ein Anliegen, das von den in Spanien residierenden englischen Kaufleuten torpediert wurden, die um ihre guten Geschäfte fürchteten. Als sich im August 1664 eine Auseinandersetzung zwischen England und den Niederlanden um die amerikanischen Gebiete abzeichnete, hatte man es auch in England selbst nicht mehr allzu eilig mit einem Freihandelsartikel. Mittels ihrer Meistbegünstigungsklauseln der Verträge von 1648, 1650 und 1659 würden Niederländer und Franzosen fordern, was Engländern gewährt würde. Noch dazu versuchte man, über einen Agenten des Inhabers des Asiento de Negro[56] der Royal African Company Sklavenlieferungen ins spanische Amerika zu sichern. Auch hierfür war ein allgemeiner Freihandelsartikel nur hinderlich.

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Schließlich formulierte man 1665 einen Vertrag, der den Frieden mit England an einen spanisch–portugiesischen Waffenstillstand koppelte. Allein weder Portugiesen noch Engländer ratifizierten die Vorlage, erstere aus formalen Gründen, letztere weil man ohne die Unterschrift der Portugiesen um die Handelsvorteile in Portugal und dessen Überseegebiete fürchtete. Wieder sanken die Beziehungen auf einen Zustand zwischen Krieg und Frieden. Erst Ende 1666 konnten die Verhandlungen von neuem aufgenommen werden. Wieder wehrten sich die Spanier gegen zu große Zugeständnisse auf dem Handelssektor und natürlich gegen die Unterstützung der Portugiesen durch die Engländer. Doch in den darauffolgenden Monaten verschlechterte sich die spanische Position weiter. Portugal unterzeichnete Ende März eine Offensiv– und Defensivallianz mit Frankreich, in der Frankreich versprach, Spanien anzugreifen, sobald Frieden mit England geschlossen worden wäre. Ein geheimes Abkommen vom selben Tag zwischen Ludwig XIV. und Karl II. vereinbarte das Nicht–Eingreifen Englands, sollte Ludwig XIV. die Spanischen Niederlande besetzen. Kurze Zeit später begannen die Friedensverhandlungen zwischen den Vereinigten Provinzen, Frankreich und England in Breda. Spanien konnte nicht einmal mehr auf die Zwistigkeiten der übrigen europäischen Staaten untereinander hoffen und sah sich schließlich gezwungen, den Vertrag von Madrid zu unterzeichnen. Dieser Friedens– und Handelsvertrag von 1667 eröffnete englischen Kaufleuten vor allem ausgiebige Möglichkeiten zum Schmuggelhandel. Zunächst ermöglichten die einschlägigen Paragraphen den Engländern den Handel zwischen Spanien und Portugal, der, solange Portugal von Madrid aus als rebellische Provinz betrachtet wurde, Sanktionen unterlag. Doch auch nach der Anerkennung Portugals als unabhängiges Königreich war der Vertrag für England von herausragender Bedeutung. Seit 1604 hatte man, von kriegerischen Unterbrechungen abgesehen, die besten Bedingungen auf den Märkten der Iberischen Halbinsel besessen und zwar die besten im Vergleich mit den direkten Konkurrenten Holland und Frankreich. Diese Marktvorteile waren mit den Friedensverträgen zwischen Spanien und den Vereinigten Provinzen 1648 bzw. Frankreich 1659 verschwunden. Die fetten Jahre des Spanienhandels waren damit aufgrund der wachsenden Konkurrenz vorüber. Es ging aber im Wettlauf der frühmodernen Staaten um den Welthandel nicht einfach nur um gute Bedingungen auf bestimmten Märkten, sondern man benötigte bessere Bedingungen als sie die Konkurrenten genossen. Dagegen traten die Forderungen nach überseeischem Freihandel in den Hintergrund. Fast bescheiden nehmen sich die Artikel des Vertrages aus, die direkt mit den veränderten Bedingungen des Welthandels in Verbindung standen. Die Engländer öffneten den spanischen Markt für ihren Zwischenhandel und die Produkte ihrer Kolonien und sie bestanden auf einer Rückkehr ihrer Tuchmanufakturwaren in die Spanischen Niederlande. Doch für den Schmuggel nach und aus Spanien verzichteten sie vorerst auf eine abschließende Regelung des Westindienhandels. Die Formel der Fortsetzung der Schifffahrt zu den Plätzen und Häfen, die bis dahin von Engländern angelaufen worden waren, war ebenso vage wie die 1604 und 1630 vereinbarte und die Bestimmung fiel sogar zurück hinter den den Vereinigten Provinzen 1648 von Spanien zugestandenen freien Zugang zu ihren Kolonien. Noch hielten die Engländer an einer Tradition fest, die bei militärischer Übermacht keine Regelung einer Negativ– oder Positivliste der (nicht) anzulaufenden Häfen vorzog.

In einem Partikularabkommen vom selben Tag, an dem der spanisch–englische Vertrag geschlossen wurde, wurde auch ein 45jähriger Waffenstillstand zwischen Portugal und Spanien vereinbart. Diesmal gelang es, die beiden Verträge unabhängig voneinander zu formulieren, so dass auch eine Ablehnung der Portugiesen nicht die Aufhebung des Handelsvertrages zur Folge gehabt hätte.[57]

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Das Abkommen zwischen Portugal und Frankreich war von Frankreich sehr schnell durchgepeitscht worden. Vor allem den Engländern bot man darin an, sich der Allianz gegen Spanien anzuschließen. Beide Staaten hofften, dass sich eine Liga zwischen Spanien und England verhindern lasse. In England allerdings stieß das portugiesisch–französische Abkommen auf Missbilligung. Portugal hatte sich für Ludwig XIV. statt Karl II. entschieden, um dem Herzog von Bragança die Anerkennung seines Königstitels zu erringen. Dafür versprach man den Franzosen dieselben Handelsfreiheiten auch in den Überseeterritorien, wie sie die Engländer genossen, und übertrug ihnen die Vermittlerrolle zwischen Portugal und Holland über einige asiatische Gebiete. Sobald die Franzosen ihre Ansprüche auf Brabant befriedigt hätten, würden sie das portugiesische Anliegen verfolgen.[58]

Der ebenfalls 1667 zwischen den Niederlanden und England vereinbarte Vertrag von Breda etablierte die Vereinigten Provinzen als vorherrschende Macht in Ostindien und Westafrika. Mit Surinam erhielten die Holländer zudem noch Festland in der Karibik.[59] Gestützt auf ihre nun auch gegen England vertraglich abgesicherten Verbindungen nach Westafrika bauten die Niederländer in der Folge die Insel Curaçao zu einem karibischen Warenhaus aus, in dem sich die Amerikaspanier neben Sklaven auch andere Waren abholen konnten. Im selben Jahr wurde ein neuer Asiento de Negros mit Grillo und Lomelín geschlossen, dessen Lieferungen vor allem die holländische WIC übernehmen sollte.[60] Die englische Neuerwerbung Neu Amsterdam sicherte zwar die englische Vormachtstellung in Nordamerika, hinsichtlich der begehrten spanisch–amerikanischen Märkte brachte sie jedoch nicht viel.

England musste daran gelegen sein, zum einen den Einfluss auf Portugal zurück zu gewinnen, was wiederum nur über eine Anerkennung durch Spanien geschehen konnte, zum anderen die eigene Position in Westindien zu verbessern und dort friedlichen Handel zu ermöglichen. Nur ein von Spanien als englischer Besitz anerkanntes Jamaika konnte in Konkurrenz zum Sklavenmarkt und –depot Curaçao treten. Hierfür musste ein weiterer Vertrag mit Spanien angestrebt werden.

Ende Mai 1667 besetzte Ludwig XIV. die Spanischen Niederlande. Im August/September beschied Karl II. das spanische Ersuchen auf militärische Hilfe gegen die Franzosen mit Verweis auf seine Innenpolitik negativ. Spätestens ab September erwog Spanien erstmals ernsthaft eine Anerkennung Portugals zu den portugiesischen Bedingungen. Im Februar 1668 erkannte Spanien unter englischer Vermittlung endlich Portugal als eigenständiges Königreich an.[61]

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Im folgenden Jahr begannen die Verhandlungen über einen Friedensvertrag für Amerika. Von Anfang an verzichteten die Engländer auf die Forderung nach Freihandel in Westindien. Mit einer Vereinbarung, die ihnen die Versorgung in spanischen Häfen im Fall der Seenot gewährte, wollten sie sich zufrieden geben. Als Beweis der ehrlichen Absichten wollte man vorab alles in der eigenen Macht stehende tun, die Feindseligkeiten gegen die Spanier in der Karibik einzustellen.[62] Bedenkt man die Struktur des englischen Spanienhandels zu dieser Zeit, erscheinen die Forderungen nur logisch. Im Vertrag von Madrid hatten die Engländer den spanischen Markt für ihre Kolonialprodukte geöffnet, die natürlich auch aus der englischen Karibik stammten. Der andauernde Kriegszustand in Westindien gefährdete auch diese Handelsverbindung. Das »Linienargument« verlor seinen Sinn in dem Moment, wo die kaufmännischen Netzwerke dichter wurden bzw. die wirtschaftlichen Interessen größer.

Man kann Überlegungen anstellen, warum die Forderung nach Freihandel in Amerika fallen gelassen wurde. Möglich ist, dass die Engländer sich endgültig damit abfanden, dass dies von Spanien nicht zu haben war »ohne die totale Zerstörung des Landes«, wie der englische Botschafter sich ausdrückte. Von dieser aber erwartete man mehr Nach– als Vorteile.[63] Freihandel für die Engländer würde über kurz oder lang auch Freihandel für Niederländer und Franzosen nach sich ziehen. Durch den Vertrag von 1667 genoss man die besten Bedingungen auf dem spanischen Markt. Ein Vertrag über die Besitzverhältnisse in Amerika setzte die Engländer in Westindien zumindest in die gleiche, wenn nicht in eine bessere Position als die Holländer. Zwischen Niederländern und Spaniern war zwar 1648 ebenfalls Besitzstandswahrung und freier Handelsverkehr zu den jeweils eigenen Kolonien vereinbart worden, doch besaßen die Holländer kaum noch wichtige Gebiete in Amerika. Brasilien hatten sie bereits 1654 endgültig räumen müssen. Die Besetzung Surinams resultierte erst aus dem zweiten holländisch–englischen Seekrieg, so dass die Abmachungen von Münster zwischen Spanien und den Vereinigten Provinzen für diese Gebiete keine Anwendung fanden. Um sich gegenüber den holländischen Konkurrenten in eine bessere Position zu setzen, genügte den Engländern im Prinzip das Schmuggelgeschäft, das man durch den Sklavenhandel über Barbados[64] noch zu intensivieren hoffte, ergänzt durch das eine oder andere Monopol, das man sich im Rahmen einer zu schließenden Liga erkaufen könnte. Für beides konnte der anerkannte Besitz der zu den großen Antillen gehörenden Insel Jamaika nur von Vorteil sein.

Nach wie vor widersetzten sich die Spanier einem Vertrag über Westindien und hofften vielmehr, Jamaika zurückkaufen zu können. Die englischen Verantwortlichen nahmen es derweil nicht allzu ernst mit ihrem Angebot, im Vorfeld eines Vertrages bereits für die Einstellung der Feindseligkeiten in der Karibik zu sorgen. Selbst wenn man es gekonnt hätte solange die Verhandlungen nicht zu einem positiven Abschluss gebracht wurden, solange konnte man argumentieren, nicht gegen die Verbrechen in Westindien einschreiten zu können. Und solange war jede Nachricht von Verwüstungen in Westindien eine gute Nachricht. Der Aufschwung der Piraterie gegen spanische Siedlungen Ende der 1660er Jahre kann direkt mit den Verhandlungen über einen Friedensvertrag für Amerika in Verbindung gebracht werden. Letztlich willigte Spanien in den Vertrag wohl auch ein, weil die Rechnung der Engländer aufging. Wirtschaftlich konnten auch die Spanier Amerika nur nutzen, wenn dort nicht dauerhaft Krieg herrschte. Die Piraten griffen inzwischen immer öfter die tierra firme an und man fürchtete unmittelbar bevorstehende Aktionen gegen Buenos Aires.[65]

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In dem Vertrag von 1670 schloss man in Ergänzung der Vereinbarungen von 1667 Frieden auch für die amerikanischen Gebiete. Dem König von England und seinen Erben wurden die Gebiete in Westindien zugesprochen, die er im Augenblick besaß. Beide Seiten verpflichteten ihre Untertanen, sich des Handels mit dem jeweils anderen zu enthalten, es sei denn in Zukunft würden anders lautende Privilegien gewährt. Alle Feindseligkeiten sollten eingestellt, alle Kaperbriefe eingezogen und Vertragsbrecher bestraft werden.[66]

Es ist festgestellt worden, dass die englische Außenpolitik nach 1640, in Abkehr von einer Politik, die sich mit gelegentlichen Raubzügen und folglich eher zufälligen Profiten zufrieden gegeben hatte, dazu überging, systematisch internationale Märkte militärisch und diplomatisch zu erobern ein Vorgehen, das nicht nur in Europa spürbar wurde, sondern gerade in den europäischen Überseekolonien und Handelsposten.[67] Der Schlüssel zu dieser Veränderung liegt im Verhältnis zu Spanien und der Wendepunkt kann deshalb nicht im Jahr 1640 angesetzt werden, sondern muss wohl eher in die ersten Regierungsjahre Karls II. gelegt werden. Die Eroberung Jamaikas mag man als militärische Heldentat feiern, aber zunächst war sie nichts weiter als einer von zahlreichen Überfällen auf spanisches Territorium in Westindien. Das Kabinettstück bestand darin, über die Diplomatie in Europa und vor allem mit den iberischen Staaten die ökonomisch bedingten innerenglischen Widersprüche auszugleichen und, in der Folge, die westindischen Kolonien ebenso nutzen zu können wie die europäischen Handelsverbindungen und diejenigen nach Asien und Afrika.

Dadurch, dass es den Spaniern nicht gelang, die latent vorhandene Opposition in England gegen Karl II. für eigene Zwecke zu nutzen, verlor Spanien in der Folge den Hebel, den es durch den gleichzeitigen Zugriff auf europäische und außereuropäische Märkte besessen hatte und mit dem die englische Politik bis zu einem gewissen Grad nach den eigenen Vorstellungen gelenkt werden konnte. Über Portugal befreite Karl in direkter Nachfolge Cromwells den englischen Interkontinentalhandel vom spanischen Prärogativ. Die sich seit über zehn Jahren abzeichnende Wirtschaftkonkurrenz mit den Holländern, die man in England zu einer Frage des Überlebens stilisierte, wurde jetzt nicht mehr allein auf europäischen Märkten, sondern auf dem Rücken des portugiesischen Überseeterritoriums ausgetragen.

Der Einfluss außereuropäischer Fragen auf europäische Konflikte und Friedensschlüsse kann somit zweifach beantwortet werden. Zum einen sah vor allem die zweite Hälfte des Jahrhunderts Friedensschlüsse wie den Vertrag von Breda 1667 oder den Amerika–Vertrag von 1670, welche die Absteckung der Einflusssphären in Übersee direkt regelten. Wesentlich indirekter, aber dennoch nicht zu übersehen sind jedoch die Einflüsse auf die vertraglichen Regelungen der Beziehungen zwischen den aufstrebenden nordwesteuropäischen Staaten mit Spanien und Portugal. Beide iberischen Staaten waren nicht von den Märkten ihrer überseeischen Territorien zu trennen und die sich im Laufe des Jahrhunderts steigernde Wirtschaftskonkurrenz zwischen Niederländern, Engländern und Franzosen wurde staatlicherseits begleitet durch eine Politik, die diese Märkte ihren eigenen Landsleuten exklusiv zu öffnen versuchte. Die besten Möglichkeiten zur Umsetzung dieser Politik boten natürlich Friedens–, Allianz– und Handelsverträge.

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ANMERKUNGEN

[*] Andrea Weindl, Dr. des., Institut für Europäische Geschichte Mainz, Wiss. Mitarbeiterin im DFG-Projekt »Europäische Friedensverträge der Vormoderne Online«.

[1] Bis 1640 mit Spanien in Thronunion.

[2] Jürgen Osterhammel, Krieg und Frieden an den Grenzen Europas und darüber hinaus, in: Ronald G. Asch / Wulf Eckart Voß / Martin Wrede, Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit. Die europäische Staatenordnung und die außereuropäische Welt. S. 443–465, S. 449.

[3] Vgl. Osterhammel, Krieg und Frieden, S. 462.

[4] Am entschiedensten kontrollierten Japan und China den Handel mit Europa. Sie ließen nacheinander Portugiesen, Engländer und Niederländer zu und regelten im Einzelnen den Kontakt mit den Einheimischen. Doch auch für die übrigen asiatischen Gebiete konnte der europäische Einfluss nur in sehr geringem Maße geltend gemacht werden. So hieß es beispielsweise bei den Verhandlungen zum Frieden 1630 zwischen Spanien und England, als man sich zur Regelung der außereuropäischen Seefahrt auf die Formel einigte, der Handel solle so frei sein wie vor dem Krieg zwischen Elisabeth I. und Philipp I., dass damit kaum die ostindischen Gebiete gemeint sein konnten, wo die Engländer mit großen und freien Prinzen Handel trieben. Vgl. Public Record Office, London (PRO) SP 103/65 149–226, 17.1.1630. Siehe auch Archivo General de Simancas (AGS) Estado, Leg. 2562, 4.11.1630.

[5] Vgl. Günter Kahle, Lateinamerika in der Politik der europäischen Mächte. Köln/Weimar/Wien 1993, S. 12–16.

[6] Der Ruf nach Freihandel verstummte meist schnell, wenn der Handel mit eigenen Kolonien den eigenen Untertanen vorbehalten werden sollte.

[7] Die Eroberung Pernambucos zog Angriffe auf die afrikanischen Gebiete Portugals nach sich, denn die brasilianischen Plantagen sollten mit afrikanischen Sklaven bewirtschaftet werden. In der Folge beherrschte die holländische Westindische Kompanie (WIC) über weite Strecken des 17. Jahrhunderts den transatlantischen Sklavenhandel.

[8] Die englische Kompanie gründete sich unter dem Namen Company of Merchants of London trading into the East Indies wurde aber später in East Indian Company, kurz EIC umbenannt.

[9] Der Mittelmeerhandel wurde ursprünglich von Venezianern und Genuesen beherrscht.

[10] Die Entwicklung des Handels kann hier nur verkürzt wiedergegeben werden. Für eine genauere Darstellung vgl. Regina Grafe, Der spanische Seehandel mit Nordwesteuropa von der Mitte des sechzehnten bis zur Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Ein Forschungsüberblick. Saarbrücken 1998. Andrea Weindl, Wer kleidet die Welt? Globale Märkte und merkantile Kräfte in der europäischen Politik der Frühen Neuzeit. Mainz 2006 (erscheint im Herbst).

[11] Im Laufe des 16. Jahrhunderts hatten sich die in Anlehnung an van Klaveren so genannten Vera Cruz–Verträge herausgebildet, die die Vorteile des Kaufes und des Kommissionsgeschäftes miteinander verbanden. Kaufleute aus Sevilla wickelten über Vertreter den Amerikahandel ab. Die Ware wurde ihnen von Ausländern geliefert. Die Vertreter brachten sie nach Vera Cruz oder Nombre de Dios. Erst dort trat der Kaufmann in seine Rechte als Käufer zu einem in Sevilla vereinbarten Preis ein. Der Preis wurde aus den Erlösen des amerikanischen Verkaufs beglichen. Der Gewinn ging an den Ausländer, konnte aber erst wieder in Europa eingefordert werden. Das Risiko und die Aufgabe der Kapitalbereitstellung lagen also für Hin– und Rückfahrt jeweils beim Ausländer. Van Klaveren nimmt an, dass dies spätestens ab 1571 übliche Praxis war. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelten sich die Geschäftsbeziehungen dahingehend, dass die Sevillakaufleute zu Kommissionsempfängern wurden, da die Ausländer den Absatz der Waren selbst organisierten. Vgl Jacob van Klaveren, Europäische Wirtschaftsgeschichte Spaniens im 16. und 17. Jahrhundert. Stuttgart 1960, S. 110 ff.

[12] Hier wird der Begriff »Nation« in einem vornationalen Sinne gemäß zeitgenössischer Quellen verwendet. Demnach bezeichnet der Terminus Angehörige einer bestimmten Sprachgruppe, die in einem anderen Land lebend oder Handel treibend meist in Körperschaften organisiert waren. Allerdings bildet ihre Organisierung keine unabdingbare Voraussetzung für ihre Wahrnehmung als Nation.

[13] Zwischen F. Braudel und J.I. Israel entbrannte eine Diskussion darüber, in wie weit die spanischen Maßnahmen Erfolg zeitigten und sich auf den Handel auswirkten. Braudel verneinte diesen Erfolg, da er als Grundlage der niederländischen Vorherrschaft den Handel mit sperrigen Gütern sah, nicht den mit den aus Spanien stammenden teuren (bulky trade vers. rich trade). Israel schreibt dagegen den politischen Maßnahmen durchaus Einfluss auf die ökonomischen Veränderungen zu. Aus Sicht der Verfasserin muss Israels Meinung gefolgt werden, da diese Maßnahme Gegenstand ausgiebiger Verhandlungen war. Vgl. Jonathan I. Israel, Dutch primacy in world trade 1585–1740. New York 1989, S. 7 ff.

[14] Beispielsweise hing man während der gesamten Zeit der spanischen Kolonialgeschichte von französischen Leinenwaren für Schiffbau, Transport und Kleidung ab.

[15] Keinem europäischen Land gelang es während des 16. und 17. Jahrhunderts, die Vorherrschaft französischer Leinwand zu brechen, da nirgends so große Mengen Flachs oder Hanf angebaut wurden und der Rohstoffhandel aufgrund des geringen Werts der unbearbeiteten Fasern unrentabel war. Die Geschichte der Rivalität zwischen den Niederlanden und England bei der Produktion von Streichgarn und Kammgarn zeigt, dass die meisten Produkte allenfalls über einen sehr langen Zeitraum substituiert werden konnten. Vgl. Charles Wilson, Cloth Production and international Competition in the seventeenth century; in: EHR, 2nd ser. Vol. 13, 1960, S. 209–221.

[16] Die Nutzung der meisten Handelsrouten durch Kompanien, die sich gegen Konkurrenz durch Privilegien zu schützen wussten, führte zum Aufbau von Monopolen, welche in vielen Fällen nur durch externe Schocks aufgebrochen werden konnten.

[17] In der Praxis beschränkte sich diese Reaktion aus oben genannten Gründen auf Gebietsverletzungen in Amerika.

[18] Der spanische Verhandlungsführer bemerkt in einem Bericht nach Hause zu der 30% Klausel: »[...] si no huviere este placarte a gritos pidieran a este Rey la paz.« Archivo General de Simancas (AGS) Estado, Leg. 842/110 Villamediana an Condestable 17.4.1604.

[19] Im Jahre 1641 bemerkte Sir Thomas Roe vor dem Parlament: »Our great Trade depends upon the trouble of our neighbors, but if a peace happen between France, Spain, and the United Provinces, all these will now share what we posess alone.« Zitiert nach Robert Brenner, Merchants and Revolution, Commercial Change, Political Conflict and Overseas Traders, 1550–1653. Cambridge 1993, S. 600.

[20] Hintergrund war die notorische Geldknappheit der spanischen Krone, die man mit so genannten Asientos zu überbrücken suchte. Vor allem für die Bezahlung seiner Truppen lieh sich der spanische König Geld bei Bankiers, das zu einem späteren Zeitpunkt in Spanien und Flandern zu Wechselkursen oberhalb der Marktkurse plus Zinsen von 12% jährlich zurückgezahlt. Die Anleihen wurden gegen die Überschreibung verschiedener Einkommensquellen und je nach Haushaltslage in Silber, Waren oder Ansprüche auf aus Amerika stammenden Edelmetallen gewährt. Gewöhnlich wurde für die spanischen Lieferungen die Route über Genua nach Mailand und dann über Alpen und Rhein nach Brüssel gewählt. Die militärischen Erfolge und zunehmende Schwierigkeiten der italienischen Bankiers gefährdeten diese Strecke. Spätestens mit dem Kriegseintritt Frankreichs 1635 und mit dem Fall Breisachs waren die Bankiers gezwungen, ihre Route über England zu wählen. Fortan erschien englischen Ministern, die offiziell lautstark die Ausweitung der kontinentalen Kriege bedauerten, die Aussicht auf Frieden in Europa als fast ebenso schlimm wie eine Einberufung des Parlaments. Die sich in London ansiedelnde Kolonie ausländischer, meist flämischer Kaufleute, die für ihren Handel mit den Produkten Iberiens und Übersees von englischen Schiffen abhing, konnte gemolken werden. 1636 wurden die Zölle auf alle Textilfasern und Farbrohstoffe sowie auf die wichtigsten Kolonialprodukte und einige flandrische Textilien drastisch erhöht, während die Vorgabe, zwei Drittel des transportierten Silbers in die Münze zu schicken, von nun an strikt eingehalten werden sollte. Vgl. Harland Taylor, Trade, Neutrality and the »English Road«, 1630–1648, in: EHR, XXV,1972, S. 236–260.

[21] Der Almirantazgo setzte sich zusammen aus Kaufleuten aus Flandern und Deutschland, die mit Andalusien handelten. Er unterhielt 24 Kriegsschiffe, besaß gerichtliche Vollmachten und sollte den Handel der rebellischen Provinzen (und später der verfeindeten Engländer) mit Andalusien unterbinden. Sitz des Gremiums war Sevilla. Vgl. Antonio Dominguez Ortiz, El Almirantazgo de los Paises Septentrionales y la Política económica de Felipe IV. in: Hispania VII, 1947, S. 272–290.

[22] Vgl. Joseph Antonio de Abreu y Bertodano, Colección de los Tratados de Paz, Alianza, Neutralidad, Garantia, Protección, Tregua, Mediación Accesion, Reglamento de Limites, Comercio Navegación, &c. hechos por los Pueblos, Reyes, Principes de España, Madrid 1754, 19.9.1647. Die Gleichstellung galt allerdings nur im Falle mangelnder spanischer Schiffe und erstreckte sich ebenso auf Hamburger.

[23] Vgl. Israel, Dutch Primacy, S. 198 f.

[24] Vgl. Ausgangspunkt der Navigationsakte war die Erhebung der englischen Kolonien in Amerika. 1649 verweigerten Barbados, Antigua, Bermuda, Virginia und Maryland dem Commonwealth die Anerkennung und proklamierten Charles II. zu ihrem König. Als militärische Maßnahme verbot das Commonwealth daraufhin allen Handel mit den rebellischen Kolonien, außer mit einer Sondergenehmigung des Privy Councils. Der Proteststurm, der gegen das Verbot unter den Londoner Westindienkaufleuten losbrach, führte zwar nicht zu einer Rücknahme der Proklamation, aber doch dazu, dass dem Gesetz ein Passus dahingehend angefügt wurde, dass in Zukunft allen ausländischen Schiffen der Handel mit allen englischen Kolonien zu verbieten wäre. Diese Maßgabe bildete die Grundlage der 1651 verabschiedeten Navigationsakte. Vgl. J.E. Farnell: The Navigation Act of 1651, the First Dutch War, and the London Merchant Community; in: EHR, 2nd ser. 16, 1963/64; S. 439–454; S. 440ff.

[25] 1652–1654, erster Seekrieg, der mit der Anerkennung der Akte, niederländischen Kompensationszahlungen für das Amboyna Massaker und jährlichen Zahlungen für die Fischerei in englischen Gewässern endete. 1665–1667, zweiter Seekrieg, der im Frieden von Breda mit der gegenseitigen Anerkennung amerikanischer Gebiete endete (niederländisch Surinam, englische nordamerikanische Gebiete). 1672–1674, dritter Seekrieg, der im Frieden von Westminster mit dem status quo ante bellum endete.

[26] Tatsächlich sind wirtschaftliche und militärpolitische Überlegungen nicht zu trennen, da die Angriffe der Royalisten von Dünkirchen aus, die nach der französischen Eroberung zunahmen, die englische Handelsflotte ebenso beeinträchtigten, wie sie das Kriegsglück der Parlamentspartei zu bedrohen schienen. Vgl. Albert J. Loomie, Spain and the Early Stuarts, 1585–1655. Aldershot/Brookfield 1996, S. 305 f.

[27] Oft wird das Einvernehmen verstärkten Schmiergeldzahlungen durch Cárdenas an englische Politiker zugeschrieben. Tatsächlich nahmen jedoch die Aufwendungen der spanischen Botschaft in England im Vergleich zu früheren Jahren ab, schon allein aufgrund der angespannten spanischen Finanzlage. Vgl. Loomie, Spain, S. 307.

[28] Zur Übermacht der Holländer zu dieser Zeit vor allem beim Handel mit Lissabon, wo die Kolonialwaren umgeschlagen wurden, vgl. Virginia Rau: Subsidio para o estudo do movimento dos portos de Faro e Lisboa durante o seculo XVII, in: Anais da Academia Portuguesa da Historia, 2 serie Vol.5, 1954, S. 197–277; Tab. D, E, S. 251. Zum Wortlaut des Vertrags zwischen Portugal und den Vereinigten Provinzen vgl. Abreu y Bertodano, Colección, 12.6.1641.

[29] Vgl. Eduardo Brazão, Uma Velha Aliança. Lissabon 1655, Tratado de 1642.

[30] Vgl. Rose Macauley, They went to Portugal. Harmondsworth 1985, S. 44 ff.

[31] Bestandteil beinahe aller frühneuzeitlichen Friedensverträge war die Nicht–Unterstützung rebellischer Untertanen des Vertragspartners.

[32] Zu den Verhandlungen vgl. PRO SP 103/65/191–226; AGS Estado Leg. 2534, 12.9.1652; Estado Leg. 2528, Artículos que propone Don Alonso [...].

[33] Vgl. AGS Estado, Leg. 2534, Traducción de los reparos del Consejo de fianças de flandes a los Artículos de Paz que propuso el Consejo de estado de Inglaterra en 12 de Noviembre de 1652. AGS Estado, Leg. 2577 15.2.1653; PRO SP 103/65/191–226.

[34] Vgl. Biblioteca da Ajuda, Lissabon (BA) 51–VI–34 Papeis varios sobre diferentes materias, Fol. 215–263, Votos e Pareceres de Sousa de Macedo; Parecer, que el Rey me mandou, que desse sobre a instruccao, que o Conde Camareiro Mor havia de levar quando foy por Embaxador a Inglaterra. Das Dokument ist nicht datiert, scheint aber aus der Erinnerung verfasst worden zu sein, möglicherweise erst 1654.

[35] Vgl. British Library, London (BL), Add. Mss. 4192/Fol.17–46; 344–346.

[36] Eine sehr ausführliche Darstellung der Verhandlungen gibt T. Bentley Duncan, Uneasy Allies: Anglo–Portuguese Commercial, Diplomatic and Maritime Relations 1642–1662. Chicago 1967; unveröffentlichte Doktorarbeit, S. 229 ff.

[37] Einzige Ausnahme bei diesen Bestimmungen zu Übersee bildeten die Privilegien der erst 1649 ins Leben gerufenen Companhia do Brasil, die für den Handel mit Mehl, Fisch, Wein, Öl und Brasilholz privilegiert war und gemäß ihrem Privileg eine bestimmte Anzahl Schiffe auch von anderen Nationen frei mieten durfte (Art. 11).

[38] Der Zoll wurde gemäß Preislisten, die in den Zollhäusern aushingen, gezahlt. Von Zeit zu Zeit glichen die Autoritäten diese Listen Preis– oder Währungsschwankungen an oder nutzten eine Veränderung der Listen, um den Zollsatz de facto anzuheben.

[39] Zum Wortlaut des Vertrages vgl. Brazão, Velha Aliança.

[40] Bei einer durch die Beleidigung eines englischen Offiziers gegen den Bruder des Botschafters provozierten Schlägerei wurde ein Unbeteiligter getötet. Daraufhin belagerte die Bevölkerung die Botschaft, um die Auslieferung des Übeltäters, der sich dorthin geflüchtet hatte, zu verlangen. Cromwell erzwang mit Truppen die Herausgabe des Bruders und einiger Komplizen, denen daraufhin der Prozess gemacht wurde. Trotz der Interventionen des spanischen und des französischen Botschafters wurden alle hingerichtet. Angeblich unterzeichnete Penaguião den Vertrag am Vorabend der Hinrichtung seines Bruders, um diesen doch noch zu retten. Vgl. Edgar Prestage, The Treaties of 1642, 1654 and 1661, in: ders. (ed.), Chapters in Anglo–Portuguese Relations. Westport 1971 [1935], S. 145 f.

[41] Vgl. Charles Boxer, Second Thoughts on the Anglo–Portuguese Alliance, 1661–1808, in: History Today 1986/36; S. 22–26. S. 24.

[42] Archivo Histórico Nacional, Madrid (AHN) Estado, Leg. 3456/3 Instruktionen an Cárdenas ohne Datum [1655]. Philipp IV. wies Cárdenas an, vom Lordprotektor einen Pass zu erbeten und abzureisen, denn: »[...] haviendome Vos dado quenta de la determinada respuesta que os hizo dar en 6 de Junio pasado pretendiendo el libre Comercio de las Indias = alterar lo que hasta ahora ha platicado en quanto a la conciencia y los derechos del comercio con estos reynos. Puntos que por ser tan esenciales fuera de los platicados en todas las Pazes que ha havido entre estas dos Coronas, persuaden no estar por aora el Protector con desseo de establecer la Paz a que yo havia cooperado tanto como es notorio [...].«

[43] Vgl. Kahle, Lateinamerika, S. 47 f.

[44] Vgl. Abreu y Bertodano, Colección, 8.4.1656; AHN Consejo, Libro 2837, 21.4.1656.

[45] Vgl. Abreu y Bertodano, Colección, 12.4.1656.

[46] Vgl. Farnell, Navigation Act, S. 453 f. Allerdings hatte schon 1655 Giovanni Sagredo nach Venedig berichtet: »Those who have acquaintance with affairs here think that the war with Spain will bring great harm to England, and particularly to the present government. The most dangerous question for the future is that the people will suffer from diminishing gains and fresh losses. The losses consist in the argument of taxes and the diminution in the interruption of trade and the cessation of business with the Spanish dominions, which have simultaneously enriched the customs and proved a gold mine to trade.« Zitiert nach Alastair MacFadyen, Anglo–Spanish Relations, 1625–1660. Univ. of Liverpool 1967; unveröffentlichte Diss., S. 1.

[47] Vgl. AHN Estado, Libro 723/9, 19.11.1658. Allerdings merkte der Verfasser dieses Briefes, ein spanischer Resident in London auch an, dass er die Offerte Richard Cromwells für eine Finte hielt, um seine instabile Machtposition zu verbessern.

[48] Vgl. AHN Estado, Libro 723, 25.5.1659.

[49] Stattdessen wurde Dünkirchen 1662 an Frankreich verkauft.

[50] Der Pyrenäenfrieden mit Frankreich 1659 ermöglichte Spanien den Versuch einer militärischen Rückeroberung Portugals.

[51] Ein nicht unwesentliches Motiv für die portugiesische Hochzeit bestand für Karl II. in der Summe von 4 Mio. Cruzados, die Portugal als Mitgift zu stellen hatte. Noch im Exil hatte Karl seine Truppen mit spanischem Geld bezahlt und auch nach der Thronbesteigung blieb seine finanzielle Situation extrem angespannt.

[52] Nach einer Pause im Jahr 1661 kam es im Sommer 1662 und Frühjahr 1663 wieder zu Maßnahmen gegen englische Kaufleute. Vgl. Angel Alloza Aparicio, »La represalia de Cromwell« y los mercadores ingleses en España (1655–1667), in: Espacio, Tiempo y Forma. Revista de la Facultad de Geografia e Historia; Serie IV. Historia Moderna 13/2000, S. 83–112; Apéndice 1; Robert A. Stradling, Spanish Conspiracy in England, 1661–1663, in: English History Review, Vol. LXXXVII, No.343; April 1972, S. 269–286, S. 272.

[53] Vgl. AGS Estado, Leg. 2532, 10.11.62; AHN, Estado, Libro 723, 26.10.1662.

[54] Vgl. AGS Estado, Leg. 2532, Moledy 14.12.1662.

[55] Vgl. z. B. Bentley DUNCAN, Uneasy Allies, S. 413 ff; Charles Boxer, Vicissitudes of the Anglo–Portuguese Alliance, 1660–1700, Separata da Revista da Faculdade de Letras de Lisboa, III serie, n 2, 1958, S. 23.

[56] Im Jahr 1662 wurde erstmals nach der portugiesischen Revolution, durch die Spanien auch die Möglichkeit verlor, sich aus eigenen Gebieten mit Sklaven zu versorgen, wieder ein Asiento de Negros an die Genueser Grillo und Lomelín vergeben. Diese schlossen Unterverträge mit verschiedenen Afrika– und Amerikakompanien über die Lieferung schwarzer Arbeitskräfte. Vgl. Manuel Herrero Sánchez, El Acercamiento Hispano–Neerlandés (1648–1678). Madrid 2000, S. 56 f.

[57] Vgl. Richard Fanshaw, Original letters and negotiations of his Excellency Sir Richard Fanshaw, The Earl of Sandwich, The Earl of Sunderland and Sir William Godolphin [...]. London 1724. Vol. II, S. 9 f. u. 12 f. (11./21.4.1667, 14./24.5.67).

[58] Vgl. PRO SP 89/8/114–118 (25.3./3.4.1667); Fol. 135–136 (6/16.4.1667).

[59] Vgl. Ronald Hutton, The Restoration. A political and Religious History of England and Wales. Oxford 1985, S. 268–275.

[60] Vgl. FANSHAW, Original letters, Vol.II, S. 12 f. (14./24.5.67); Johannes Postma, The Dutch in the Atlantic Slave Trade 1600–1815. Cambridge 1990, App. 3, Asiento Contract of 1667. Georges SCELLE, La Traite Négrière aux Indes de Castille. Contraits et Traités d'Assiento. Paris 1906; S. 533 f.

[61] Henry Bennet, The right Honourable the Earl of Arlington's letters, Vol. II, containing a compleat Collection of his Lordship's Letters to Sir Richard Fanshaw, the Earl of Sandwich, the Earl of Sunderland, and Sir William Godolphin. London 1701, S. 257, (12.9.67). PRO SP 89/8/225 (12./22.9.1667); SP 89/8/242 (11./21.11.1667); SP 89/9/34 18./28.2.1668. Ende des Jahres hatte eine Palastrevolte in Lissabon Afonso VI. durch Dom Pedro, seinen Bruder, ersetzt, der die Regentschaft übernahm. Dadurch kippte auch die französische Allianz und Portugal orientierte sich wieder am englischen Bündnis. Vgl. Keith Feiling, British Foreign Policy, 1660–1672. London/Edinburgh 1969. S. 234.

[62] BL, Add. Mss. 40795, Fol. 85–90.

[63] Vgl. Lord Sandwichs Discourse of what Advantages his Majestie may farther have from Spain, by a nearer league, Fanshawe, Original letters, Vol. II, S. 93 ff.

[64] Bereits um 1660 erlaubte man in England den Amerikaspaniern den Handel mit Barbados, allerdings lediglich zum Kauf von Sklaven im Tausch mit Kolonialprodukten. Vgl. PRO CO 389/4/8–11.

[65] Vgl. AGS Estado, Leg. 2580, 20.1.1669, 14.10.1669; Leg. 3456/17, 25.5.1670; Leg. 2544, Fonseca aus London [undatiert]; Bennet, right Honourable, S. 283 (4.11.69).

[66] Abreu y BERTODANO, Colección, 1670.

[67] Vgl. José Jobson de Andrade Arruda, Colonies as mercantile investments: The Luso–Brazilian empire, 1500–1808, in: J. Tracy (ed.), The Political economy of Merchant Empires. Cambridge 1991, S. 360–420. S. 384.



ZITIEREMPFEHLUNG

Andrea Weindl, Europäische Friedensordnung und Welthandel im 17. Jahrhundert, in: Heinz Duchhardt / Martin Peters (Hg.), Kalkül – Transfer – Symbol. Europäische Friedensverträge der Vormoderne, Mainz 2006-11-02 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft online 1), Abschnitt 63–79.
URL: <http://www.ieg-mainz.de/vieg-online-beihefte/01-2006.html>.
URN: <urn:nbn:de:0159-2008031300>.

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