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Andrea Weindl *


Inhaltsverzeichnis
Von Linien und (Stütz-)Punkten – Kartographie und Herrschaft im Zeitalter der Entdeckungen

Gliederung: 1. Einleitung
2. Die Voraussetzungen
a) Geheimnisvolles Afrika oder Kartographiepolitik im 15. Jahrhundert
b) Die Entdeckung Amerikas als Medienereignis
c) Die Erfindung der Linie als Herrschaftsinstrument oder Übersee im Völkerrecht vor der Entdeckung Amerikas
3. Die Linien und die Kartographie
4. Zeigen, benennen und verschweigen
5. Die Karte als Medium plakativer politischer Propaganda
6. Zusammenfassung und Schluss
Quellen- und Literaturverzeichnis

Anmerkungen
Zitierempfehlung

Text:
1. Einleitung

Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus brachte den Europäern nicht nur neue Seewege und einen ganz neuen Kontinent ins Bewusstsein. Der Umstand, dass Kolumbus im Auftrag der spanischen Könige nach Westen gesegelt war und im Namen derselben die neu entdeckten Ländereien in Besitz nahm, ließ die europäische Expansion unwiderruflich zu einem Kommunikationsproblem werden. Zwar war wahrscheinlich bereits vor 1492 der ein oder andere Seefahrer mit oder ohne königlichen Auftrag und Schutz nach Westen gesegelt und hatte mehr oder weniger zufällig neue Inseln oder amerikanisches Festland betreten, doch kaum jemandem war es bis dahin gelungen, feste Besitzansprüche im Atlantik anzumelden – geschweige denn stetige Verbindungen mit neu entdeckten Gebieten aufrecht zu erhalten. Einzig die Seeleute im Auftrag der portugiesischen Krone galten als unumstrittene Avantgarde der europäischen Entdecker, und Portugal war das einzige Land, in dem die Fahrten in unbekannte atlantische Gewässer hoheitlich gefördert wurden, ebenso wie die Sammlung von Informationen darüber in königlichem Auftrag stattfand[1]. So blieb nach der Eroberung der Kanaren durch Spanien die europäische Expedition nach Übersee zunächst eine portugiesische Angelegenheit. Erst die Unternehmungen Kolumbus’ stellte die portugiesische Vorherrschaft auf diesem Gebiet ernsthaft in Frage, und so ist es kein Wunder, dass schon kurz nach der Rückkehr des Kolumbus von seiner ersten Fahrt Verhandlungen über die Abgrenzung von Einflusssphären begannen.

Doch das Entdecken, Inbesitznehmen oder zumindest die Reklamierung alleiniger Zugangsrechte blieb keine rein iberische Angelegenheit. Noch in den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts, das gesamte 16. Jahrhundert über und im beginnenden 17. Jahrhundert häuften sich – auch im Zusammenhang mit der Verschärfung der politischen Auseinandersetzungen in Europa – die Fahrten von Franzosen, Niederländern, Engländern[2] usw. in überseeische Gewässer mit der Maßgabe, neue Gebiete zu entdecken und für die jeweilige Krone in Besitz zu nehmen.

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Gleichzeitig begreifen neuere Forschungen die europäische Expansion weniger von europäischen Staaten gelenkt, sondern als Handlungsfeld von Akteuren verschiedenster ethnischer Provenienz, die im eigenen Interesse eroberten, Forts anlegten, Handelsverträge schlossen und den Handel abwickelten[3]. Natürlich versuchten die Akteure, staatliche Stellen für Finanzierungs-, Planungs- und Organisationsaufgaben zu nutzen, doch allzu oft mussten sie sich mit ideeller Unterstützung und Schutzbriefen zufrieden geben. Wenn es der politischen Opportunität in Europa diente, entzog man ihnen auch das und sie bezahlten ihre Unternehmungen mit dem Gefängnis oder dem Leben[4]. Dennoch hat sich über Jahrhunderte im Gedächtnis der Europäer die Expansion als ein von großen europäischen Männern im Auftrag großer europäischer Souveräne unternommenes Unterfangen eingeprägt.

Das Beanspruchen neu entdeckter Gebiete war zunächst einmal ein Kommunikationsproblem. Bei oft nur sporadischen Schiffsverbindungen und kaum militärischer Präsenz vor Ort mussten Ansprüche, und das größtenteils unbeschadet der tatsächlichen Machtverhältnisse in Übersee, gegenüber europäischen Mitbewerbern vermittelt und durchgesetzt werden. Immer wieder ist im Zusammenhang mit der Expansion einhergehenden Weiterentwicklung des europäischen Völkerrechts diskutiert worden, ob es so etwas wie das Recht der Erstentdeckung für bewohnte Gebiete überhaupt gebe. Allerdings wurde diese Frage in Diplomatie und Politik weitgehend unabhängig vom völkerrechtlichen Diskurs verhandelt; es wurde schlichtweg versucht, in irgendeiner Form Fakten zu schaffen.

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Im Folgenden soll die Kartographie als Medium für die Vermittlung von Herrschaftsansprüchen untersucht werden bzw. als Hilfsmittel, diese Fakten zu schaffen. Thema ist die Kommunikation innerhalb Europas, wenngleich es natürlich bereits seit dem 15. Jahrhundert einen mehr oder weniger regen Austausch kartographischer Techniken und Kenntnisse auch über die Grenzen Europas hinaus gab[5].

Mit Kosseleck soll davon ausgegangen werden, dass »die Räume, die sich der Mensch selbst schafft«[6], also territoriale Inbesitznahme durch den Menschen einen der Pole der Frage nach dem Verhältnis von Raum und Geschichte bildet. Die Kartographie der Frühen Neuzeit kann hierbei als Medium der sozialen und kulturellen Aneignung verstanden werden. Im Bezug auf das Völkerrecht kann das nur heißen, dass dieses Medium weniger im Hinblick auf die Bewohner der nicht-europäischen Gebiete genutzt werden konnte, denn vor Ort musste die Inbesitznahme über physische Präsenz, sei es durch Eroberung, Siedlung, militärische Stützpunkte oder die Erfüllung von Handelskontrakten umgesetzt werden[7], sondern zur Visualisierung und Kommunikation dieser Aneignung innerhalb Europas. Über das Studium frühneuzeitlicher Karten kann man das »Territorialitätsregime« in der Entstehung auf metaphorischer Ebene beobachten und sich der Beantwortung der Frage annähern, inwieweit diese Metaphorik oder bildliche Repräsentanz im europäischen Völkerrecht über Übersee tatsächlich eine politische Fakten schaffende Rolle spielte.

Die frühneuzeitliche Kartographie hatte eine Doppelfunktion zu erfüllen: Zum einen dienten Karten als Planungsinstrument für weitere Unternehmungen und auf ihnen mussten so viele Informationen wie möglich gesammelt werden, um den Erfolg erneuter Entdeckungsfahrten zu sichern. Neben geographischen Gegebenheiten wie Untiefen, Ankerplätze usw. informierten sie die Seefahrer auch über politische Abgrenzungen, entweder um ihr Eindringen in fremdes Gebiet zu unterbinden oder um sie vor Ansprüchen anderer Parteien zumindest zu warnen. Zum anderen dienten Karten als Repräsentationsinstrument, um die Leistungen und Herrschaftsansprüche einzelner Dynastien oder Staaten im Bewusstsein der Zeitgenossen und potentiellen Konkurrenten zu verankern. Gelegentlich behinderten sich diese beiden Funktionen gegenseitig, denn es konnte durchaus von politischem oder propagandistischem Interesse sein, geographische Gegebenheiten zu verschweigen oder falsch darzustellen.

Dazu trat ein weiteres Spezifikum frühneuzeitlicher Kartographie: über etwas zu kommunizieren, dessen Wesen nicht bekannt war bzw. erst nach und nach von verschiedenen Akteuren erforscht wurde. Informationen verschiedener Kartographen, die nicht alle mit denselben technischen Prämissen arbeiteten, mussten zusammengesetzt werden. Bis zum 18. Jahrhundert blieb das Problem der Entfernungsmessung zur See in Ost-West Richtung ungelöst. Tatsächlich war man nicht imstande, die Entfernung zwischen Europa/Afrika und dem amerikanischen Doppelkontinent, bzw. zwischen diesem und Asien genau zu messen. So gab es zwar theoretisch die Möglichkeit, den Globus in seiner Gesamtheit mehr oder weniger maßstabsgetreu nachzubilden und nach der Erfindung der Mercator-Projektion konnte man die Darstellung auch auf die Zweidimensionalität von Karten übertragen, die Entfernungsangaben blieben jedoch ungenau.

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Im Zentrum dieses Artikels steht die Frage nach der politischen Funktion frühneuzeitlicher Kartographie. War die Kartographie wichtig(st)es Kommunikationsmedium für Herrschaft außerhalb Europas? Was konnte auf Karten dargestellt werden, von wem und in welcher Absicht? Änderten sich Darstellungsweisen mit den politischen Veränderungen in Europa, insofern sie überseeische Gebiete betrafen? Zu denken wäre hier beispielsweise an die spanisch-portugiesische Thronunion oder den Unabhängigkeitskampf der Niederländer.

Die zur europäischen Expansion parallel laufende Entwicklung des Buchdrucks erleichterte die Kommunikation über die neu entdeckten Gebiete und fügte den herkömmlichen Medien – Manuskriptkarten – weitere Techniken und Verbreitungsmöglichkeiten hinzu. War man sich über Verbreitung und Wirkungsbereich der unterschiedlichen Medien bewusst und nutzte diese gemäß der zu übermittelnden Inhalte, natürlich auch in Abhängigkeit der Informationsübertragung zwischen den einzelnen Kartenherstellern? In wie weit war diese steuerbar? Lässt sich überhaupt so etwas wie eine durchgängige Politik hinsichtlich der Verbreitung geographischen Wissens feststellen oder hing diese doch eher von informellen Kanälen ab?

Die frühneuzeitliche Kartographie und deren Urheber wurden bis dato vor allem auf den Zusammenhang bestimmter gestalterischen Schulen untersucht, auf Informationsflüsse anhand der Verarbeitung bestimmter Erkenntnisse und technischer Fortschritte etc. Eine Untersuchung der politischen Funktion der Kartographie existiert allenfalls hinsichtlich einzelner Akteure. Allerdings ist für die Jahre nach 1500 eine ungeheure Fülle von Kartenmaterial überliefert, dessen Zuschreibung zu bestimmten Kartographen (und damit zu ihrer eventuellen politischen Funktion) noch aussteht bzw. nicht mehr mit Sicherheit vorgenommen werden kann.

Durch diese beiden Umstände muss der vorliegende Artikel fast zwangsläufig fragmentarisch bleiben und wird mehr Fragen aufwerfen als er beantwortet. Keinesfalls konnten alle noch existierenden Karten des Entdeckungszeitalters gesichtet werden, denn diese werden in verschiedenen Archiven weltweit aufbewahrt, auch wenn es inzwischen schon zahlreiche gute (Faksimile-)sammlungen gibt. Auch im Internet lassen sich, wie der Leser feststellen wird, zahlreiche Abbildungen frühneuzeitlicher Karten verschiedener Provenienz finden. Angesichts der Fülle des Materials umspannt die Untersuchung lediglich den Zeitraum von den Entdeckungen ab 1492 bis etwa zur Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das bietet die Möglichkeit, die angedeuteten Problemfelder beispielsweise an den Auseinandersetzungen zwischen Spanien und Portugal oder zwischen den iberischen Mächten und nordwesteuropäischen Mitbewerbern um koloniale Besitztümer vergleichsweise tiefgehend zu untersuchen. Freilich müssen in dem skizzierten Zusammenhang ebenso interessante Themenfelder wie z.B. die Auseinandersetzungen der Nordwesteuropäer untereinander ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts oder die Kartierung der USA und die daraus resultierenden Grenzstreitigkeiten mit dem spanischen Machtbereich außer Acht bleiben.

Für diesen Artikel wurde zunächst einmal die umfängliche Sammlung portugiesischer Kartographen Portvgaliae monvmenta cartographica gesichtet [8]. Nicht nur die portugiesische Vorreiterrolle legte diese Auswahl nahe, sondern auch die Indienstnahme zahlreicher portugiesischer Kartographen durch Spanien, so dass ein wichtiges Feld der Auseinandersetzung, nämlich das zwischen beiden iberischen Monarchien abgedeckt werden konnte. Ergänzt wurden die Quellen durch die bekannte Nebenzahl-Sammlung[9], Wolffs Band zum Amerikabild[10], der auch zahlreiche Druckwerke aus dem Reich mit einbezieht, die Veröffentlichungen zu den Kartensammlungen in den Staatsbibliotheken in München und Dresden[11] sowie einige Abbildungen verschiedener Karten in weniger spezifischen Bildbänden und Webseiten.

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2. Die Voraussetzungen

a) Geheimnisvolles Afrika oder Kartographiepolitik im 15. Jahrhundert

Immer wieder ist von der Wissenschaft die Frage gestellt worden, in wie weit die für die Schifffahrt bereitgestellte Kartographie des Entdeckungszeitalters der Geheimhaltung unterlag. Dafür müssen vor allem die handgezeichneten so genannten Portolankarten untersucht werden, in die alle für die Seefahrer wichtigen Informationen eingetragen wurden[12]. Dieses geographische Wissen trug zum Erfolg der Seefahrt bei, sicherte Handelspositionen und militärische Wirksamkeit.

In Europa lagen im 14. und 15. Jahrhundert die Zentren für Seefahrt und nautisches Wissen in den italienischen Stadtstaaten und auf Mallorca. Die meisten der dort entstandenen Portolankarten enthielten relativ genaue Angaben über den Mittelmeerraum[13]. Nur die Darstellung Afrikas endete oft auf der Höhe von Kap Bojador, also ungefähr an dem Punkt, südlich dessen Portugal die Gebiete für sich allein beanspruchte, obwohl portugiesische Seefahrer bereits 1460 bis Elmina an der Goldküste vorgedrungen waren. Selbst die auf Bestellung König Alfons V. von dem Venezianer Fra Mauro 1459 gefertigte Karte, die ganz Afrika zeigte und prophetisch einen Seeweg zur Umrundung des Kontinents verzeichnete, weist rätselhafte Lücken auf. Obwohl die Portugiesen den Kartographen angeblich mit den aktuellsten Informationen versorgt hatten, fehlen auf der Karte die Azoren, weder der Verlauf der afrikanischen Westküste noch ihre Beschriftung entsprechen dem damaligen Kenntnisstand[14]. Zwar gibt es einige Ausnahmen wie die Karten der Venezianer Grazioso Benincasa und Christoforo Soligo aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts oder des Mallorquiners Jaume Bertran von 1482, die Afrika bis weit über die Kapverden hinaus verzeichneten ebenso wie die so genannte Kolumbuskarte[15], die den Verlauf der afrikanischen Westküste bis zur Kongomündung zeigt, doch ist auffallend, dass auf von portugiesischen Kartographen signierten Portolankarten des 15. Jahrhunderts die Darstellung Afrikas weiter nördlich endet als auf anonymen portugiesischen oder den erwähnten nicht-portugiesischen Karten. Darüber hinaus sind ohnehin kaum portugiesische Portolankarten des 14. und 15. Jahrhundert überliefert worden[16]. Natürlich waren die Karten zunächst einmal Gebrauchsgegenstände, die sich abnutzten, so dass ihre Überlieferung dem Zahn der Zeit zum Opfer fiel. Erstaunlich ist aber das Fehlen portugiesischer Repräsentationskarten aus der Zeit, die auf der Grundlage des Padrão Real, jener Musterkarte, die in der jeweiligen Seefahrerbehörde[17] aufbewahrt und ergänzt wurde, erstellt worden wäre wie es aus späteren Zeiten bekannt ist. Noch 1504 verbot ein portugiesischer, königlicher Erlass die Herstellung von Globen und untersagte auf Seefahrerkarten die Wiedergabe Westafrikas unterhalb der Kongomündung[18]. Möglicherweise existierte der Wunsch der königlichen Verwaltung, die Preisgabe der neuesten geographischen Erkenntnisse zu kontrollieren. Ein lückenlos durchsetzbares portugiesisches »Geheimhaltungssystem« für das 15. Jahrhundert erscheint jedoch kaum vorstellbar[19].

Karten funktionierten im Entdeckungszeitalter also nicht ausschließlich oder vornehmlich als neutrale oder wertfreie Darstellungen der Wirklichkeit. Sie sammelten Herrschaftswissen im Sinne Foucaults und das Verheimlichen kartographischer Daten bzw. die Verhinderung ihrer Verbreitung konnte der Sicherung von Herrschaft dienen[20]. Dieser Zusammenhang erfuhr eine ernsthafte Erschütterung in dem Moment, als Karten nicht mehr allein der Speicherung von Wissen zum Zwecke von Machterhalt oder Machtmehrung eines Souveräns dienten, sondern zu Medien avancierten, die Machtansprüche sichtbar machen sollten; zum einen gegenüber anderen Souveränen, zum anderen gegenüber einer wie auch immer gearteten europäischen Öffentlichkeit.

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b) Die Entdeckung Amerikas als Medienereignis

Von Anfang an war die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, natürlich auch aufgrund des kurz zuvor erfundenen Buchdrucks, ein europäisches Medienereignis. In diesem Zusammenhang ist es auch nebensächlich, ob, wie später immer wieder behauptet wurde, das südamerikanische Festland, von portugiesischen Seefahrern schon vor Kolumbus entdeckt wurde oder ob, wie es wahrscheinlich ist, englische, bretonische und portugiesische Seefahrer bereits seit den 1480ern vor Neufundland Fischfang betrieben und dort die Küste des nordamerikanischen Festlandes erkundeten[21]: es waren die Spanier, die sich ihre neuen Entdeckungen über eine päpstliche Bulle und einen bilateralen Vertrag mit Portugal völkerrechtlich anerkennen ließen und über ein weit gespanntes Nachrichtennetz die neuen Entdeckungen bekannt machten und für sich beanspruchten. Erst die erfolgreiche spanische Nachrichtenpolitik führte zu einem Umdenken in Lissabon und rief eine offensivere Propaganda auch seitens der portugiesischen Administration hervor. Dabei existierte ein auffälliger Unterschied in der Wahl der Medien zwischen der von Lissabon und der von dem spanischen Hof ausgehenden Übermittlung von Nachrichten über die neu entdeckten Gebiete. Während die Verbreitung gedruckter Informationen über die erste Expedition des Kolumbus von Spanien ausgehend bereits 1493 einsetzte[22], sind aus den ersten Jahren der offiziellen portugiesischen Amerikafahrten keine gedruckten Nachrichten erhalten. Lissabon emittierte bis 1504 ausschließlich handschriftliche Nachrichten über kaufmännische und diplomatische Netzwerke. Das Reich mit seinen Zentren des frühmodernen Buchdrucks erreichten sie meist über den Umweg Italien[23]. So kann davon ausgegangen werden, dass die Benennung der Neuen Welt nach Amerigo Vespucci durch Matthias Ringmann und Martin Waldseemüller [24] letztlich auf eine propagandistische Initiative der Portugiesen zurückgeht, die für die Publikation des fiktiven Reiseberichtes Vespuccis im Reich sorgten, um ihren Anteil bei der Entdeckung Amerikas zu unterstreichen[25]. Möglicherweise weist die Entscheidung Waldseemüllers, Amerika als eigenständigen Kontinent, ohne Landverbindung zu Asien zu verzeichnen, lange bevor Balboa und Magellan den Pazifik erreicht hatten, in dieselbe Richtung[26]. Die Rücknahme dieser Einschätzung in seiner ›Carta Marina‹ von 1516, der Umstand, dass die Druckstöcke seiner Karte ›Terre Novae‹ von 1513, die ebenfalls keine Westküste des amerikanischen Doppelkontinents verzeichnen, bereits 1506/07 fertig gestellt waren[27] und das spätere Hervorheben der Leistungen Kolumbus für die Entdeckung Amerikas spricht ebenfalls für die Entstehung der Karten im Spannungsfeld portugiesischer und spanischer Propaganda. Zwar lassen sich die Einflüsse nicht mehr genau nachvollziehen, doch gilt es zu bedenken, dass es in spanischem Interesse lag, auf die Westküste Asiens gestoßen zu sein, während die Portugiesen nach der Entdeckung eines Seewegs nach Asien über Afrika zum Aufbau und zur Sicherung der asiatischen Handelsmonopole eher daran interessiert waren, dass es sich bei den Entdeckungen im Westen um einen eigenständigen Kontinent handelte[28].

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Natürlich widerspricht eine vermutete portugiesische Propagandaoffensive zum Teil der weiter oben erwähnten Geheimhaltungspolitik, doch lässt sich für die ersten Jahre nach 1492 eine wenig kohärente Politik im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen des Wissensvorsprungs durch Geheimhaltung und jenen der Durchsetzung eigener Ansprüche durch Veröffentlichung annehmen und, wenn auch anhand des vorhandenen Kartenmaterials nur bedingt, nachvollziehen.

Jedenfalls setzte die überregionale Verbreitung kartographischen Materials von Spanien aus ein, als die dritte Kolumbusexpedition Festland erreicht hatte. Nach den Entdeckungen der Corte Reals und der Expedition Gonçalo Coelhos an die brasilianische Küste begannen die Portugiesen ihre Sicht der Dinge auf Manuskriptkarten, die in ganz Europa verbreitet wurden, darzustellen[29]. Auffällig ist nach wie vor die nur rudimentäre Darstellung Afrikas auf diesen frühen Karten bis etwa 1510 bzw. der oft gewählte Kartenausschnitt, der Afrika auf Höhe der Kanaren enden lässt[30]. Die von Spanien entdeckten Karibikinseln verschwiegen die Karten zum Teil völlig[31].

Weder in Portugal noch in Spanien wurden Karten über die Neue Welt gedruckt, denn in beiden Ländern war man sich der Vorläufigkeit des Wissens um die neu entdeckten Gebiete bewusst. Die vor allem in Italien und im Reich nördlich der Alpen gedruckten Karten wurden, neben den theoretischen Überlegungen aus St. Die, sowohl von portugiesischen als auch spanischen Quellen beeinflusst[32].

In Spanien kannte man ohnehin kaum Zurückhaltung in der Veröffentlichung und Verbreitung kartographischer Kenntnisse. 1512 regelte die Kastilische Krone den Verkauf von Kopien des offiziellen Padrón Real, nicht um seine Verbreitung zu verhindern, sondern um die finanziellen Nutznießer an diesem Geschäft festzulegen[33].

Doch die Kartographie drehte sich nicht allein um Politik. Die in die Auseinandersetzung um die Entdeckungen kaum involvierten Humanisten und Kartographen aus den nördlichen Reichsgebieten waren stärker an der Lösung der im Zusammenhang mit der Kartographie auftretenden technischen Probleme interessiert als an politischen Fragen. Wichtig erschienen die Vervollständigung des Weltbildes und die Projektion der Erdkugel auf ein zweidimensionales Medium. Die Verarbeitung der jeweils neuesten geographischen Erkenntnisse trat dagegen ein wenig in den Hintergrund. So fand Mercator für seine Weltkarte 1569 zwar einen Projektionsmodus, zeigte aber wesentlich ungenauere Umrisse Südamerikas als beispielsweise die Weltkarte Desceliers aus der Diepper Schule von 1550[34].

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Insgesamt können zwei Ströme der Verbreitung kartographischer Kenntnisse ausgemacht werden, die sich zwar gegenseitig beeinflussten und befruchteten, denen jedoch unterschiedliche Motivationen zugrunde lagen. In den Zentren des Buchdrucks nördlich der Alpen stützte man sich zwar auf handschriftliche Vorlagen und Informationen von der Iberischen Halbinsel, die Intention der Kartographie lag jedoch in einem humanistischen Interesse an der Erneuerung und Vervollständigung des Weltbildes. Die neuesten, aus den letzten Entdeckungsfahrten resultierenden, geographischen Erkenntnisse schlugen sich erst mit einiger Zeitverzögerung in den Karten nieder, natürlich auch in Abhängigkeit der verwendeten Technik. Seit 1507 bevorzugte man nördlich der Alpen Holzschnitte und tradierte bis Mitte des 16. Jahrhunderts die Ideen Waldseemüllers. Auch in Venedig und anderen italienischen Städten wurden Holzschnitte gefertigt, die Italiener hatten aber während der Regierungszeit Karls V. engere Verbindungen zur Iberischen Halbinsel, so dass die italienischen Karten genauere geographische Informationen enthielten. Bis in die 1560er lag außerdem das Zentrum der Herstellung von Kupferstichkarten in Venedig, bevor diese Technik, als sich der spanische Seehandel vom Mittelmeerraum in den Atlantik verlagerte, in Antwerpen adaptiert wurde und sich von dort aus nach Amsterdam verlagerte.

Ein anderer Verbreitungsstrom kartographischer Kenntnisse verlief parallel zum politischen Interesse an den neuen Entdeckungen. Aufbauend auf der kartographischen Tradition des Mittelmeers nahm diese Strömung ihren Ausgang in Portugal, um an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ein weiteres Zentrum in Sevilla zu finden. Die Informationsübertragung fand, soweit bekannt, mittels Manuskriptkarten statt, die von hier aus nach ganz Europa versandt wurden ebenso wie aus Venedig und Genua, wo sich weitere Zentren der Herstellung handgemalter Portolankarten befanden[35]. Ob in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Markt für teure handgemalte Manuskriptkarten zusammenbrach[36] oder ob sich die Produktion und Verbreitung nur weiter diversifizierten, wovon zahlreiche von portugiesischen Kartographen in Indien erstellte Portolankarten und -atlanten zeugen, sei einmal dahingestellt[37]. Jedenfalls entwickelte sich parallel zu den Expeditionen französischer Seefahrer in den atlantischen Raum und den verschärften Auseinandersetzungen zwischen dem Haus Habsburg und dem französischen König, die man auch über Angriffe auf Überseeterritorien austrug, die Diepper Kartographenschule. Über drei Jahrzehnte produzierte man in Dieppe und Umgebung handgemalte Karten, die nicht nur als erste die Entdeckungen Cartiers in Nordamerika verarbeiteten, sondern die, für wohlhabende und mächtige Auftraggeber erstellt, außerdem französische Ansprüche und Leistungen transportierten[38].

Vor allem während der spanisch-portugiesischen Thronunion scheint sich der Austausch, trotz des niederländischen Befreiungskampfes gegen die spanischen Habsburger, zwischen portugiesischen und niederländischen Kartographen bzw. Druckern erleichtert zu haben. So griff beispielsweise Petrus Plancius für die Erstellung seiner Karten und Planisphären auf Vorlagen Bartolomeu Lassos zurück, die ihm genauer erschienen als die Mercatorkarten. Mit diesen Karten segelten die Niederländer in ihnen unbekannte Gebiete[39]. Damit wurden auch die über Manuskriptkarten tradierten Erkenntnisse mit den in den oberdeutschen Zentren des Druckereiwesens entwickelten Techniken weiter in Übereinstimmung gebracht als die Jahrzehnte zuvor. Für eine Geheimhaltungspolitik seitens der spanischen Administration, die ja auch über portugiesische Kartographen zu bestimmen hatte, lassen sich trotz der Konkurrenzsituation in Übersee keine Hinweise finden.

Ihre wiedererlangte Unabhängigkeit begleiteten die Portugiesen mit einer kartographischen Propagandaoffensive. Von dem von João Teixeira I. 1640 gefertigten Brasilien-Atlas sind noch heute sieben Exemplare vorhanden, ein Zeichen für die große Auflage des Werkes. Auf 31 bzw. 32 Karten verzeichnete Teixeira nicht nur alle den Holländern wieder abgenommenen Forts und Häfen, kartographisch weitete er die Grenzen Brasiliens auf das Gebiet zwischen dem Rio de la Plata und dem Flüsschen Vicente Pinzon, westlich des Amazonas[40].

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c) Die Erfindung der Linie als Herrschaftsinstrument oder Übersee im Völkerrecht vor der Entdeckung Amerikas

Bereits vor der Entdeckung Amerikas war es zwischen beiden iberischen Mächten zu Streitigkeiten um den Rechtstitel auf den Besitz der kanarischen Inseln gekommen. Doch zunächst blieb der spanische Ausgriff auf die Kanaren eine in sich abgeschlossene Aktion, so dass beide Mächte ihre Entdeckungen und Missionsgebiete zwar über päpstliche Bullen absegnen ließen[41], daraus aber kaum eine völkerrechtlich endgültige Anerkennung eines exklusiven Schifffahrts- und Eroberungsrechts abgeleitet werden kann. Denn trotz unbestrittener religiöser Autorität des Papstes, blieb seine weltliche Macht zumindest umstritten. Solange päpstliche Bullen nicht über zwischenstaatliche Verträge bestätigt wurden, mögen sie als vom Papst unterstützte Ansprüche interpretiert worden sein, völkerrechtlich bindend waren sie noch nicht. So muss der seitens anderer europäischer Mächte relativ wenig in Frage gestellte portugiesische Ausgriff nach Afrika (und im Anschluss daran nach Indien) eher mit dem navigatorischen Unvermögen der Resteuropäer erklärt werden als mit einem tatsächlichen Einverständnis in die Monopolansprüche der Portugiesen. Solange keine andere Macht in der Lage war, diese Ansprüche ernsthaft zu gefährden, wurden die päpstlichen Bullen stillschweigend hingenommen und Portugal vermied es, diese Ansprüche, de facto wenig gefährdet, zum Thema zwischenstaatlicher Politik zu machen. Denn man war sich bewusst, dass eine völkerrechtliche Festschreibung der Ansprüche für alle Zukunft kaum zu erreichen sein würde[42]. So kam es erst 1479 im Vertrag von Alcaçovas zwischen Spanien und Portugal zu einer zwischenstaatlichen, völkerrechtlich bindenden Vereinbarung über Herrschaftsansprüche über außereuropäische Gebiete. Freilich begründete diese Abmachung nicht nur eine Tradition, an der sich das europäische Völkerrecht hinsichtlich der zukünftig neu entdeckten Gebiete orientieren sollte, gleichzeitig schuf diese Abmachung Verwirrung bzw. blieb hinsichtlich der geographisch den portugiesischen Ansprüchen unterworfenen Gebiete ungenau. Denn wo es in besagtem Vertrag noch hieß: »De las yslas de la Canaria para baxo contra Guinea«[43], also »Von den Kanarischen Inseln an gegen Guinea«, ließen sich die Portugiesen diesen Passus in der zwei Jahre später zur Bestätigung des Vertrages wiederum vom Papst veröffentlichten Bulle in die Worte »Ab insulis de Canaria ultra et circa et in conspectu Guinee« übersetzen, zu deutsch: »Von den Kanarischen Inseln an diesseits und jenseits und im Gebiet von Guinea«[44]. Ob Übersetzungsfehler oder eine absichtlich vorgenommene Verdrehung, die Zuschreibung blieb umstritten und das wurde natürlich vor allem dann virulent als man tatsächlich das Kap der Guten Hoffnung nach Osten umschifft, nach Westen Amerika entdeckt und mit der Expedition Magellans 1521 erstmals die Welt gänzlich umrundet hatte. Denn jetzt fehlte eine Abgrenzung der Sphären im Osten.

Doch die Formulierung verweist auf ein weiteres Problem: Guinea war kein geographisch fest umrissener Begriff. Er bezeichnete die Westküste Afrikas, nach Norden vielleicht noch durch Kap Bojador begrenzt, nach Süden auf jeden Fall völlig unbestimmt. Auf Karten des 15. Jahrhunderts, so sie denn Afrika überhaupt südlich von Kap Bojador zeigten, findet sich Guinea als Begriff so gut wie nicht verzeichnet[45]. So überrascht es auch kaum, dass überhaupt keine frühneuzeitliche Karte bekannt ist, die die völkerrechtliche Linie des Vertrags von Alcaçovas ausweist.

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Nach der Entdeckung Amerikas griffen die iberischen Mächte auf das Instrument der Teilung durch eine Linie zurück. Bekanntermaßen wurden bereits 1493 Spaniern und Portugiesen durch die päpstliche Bulle Inter caetera verschiedene Einflusssphären zugewiesen. Da diese päpstliche Teilung, wie bereits erwähnt, für eine völkerrechtliche Anerkennung der Besitztitel nicht ausreichte, beschlossen Spanien und Portugal 1494 im Vertrag von Tordesillas eine längs durch den Atlantik verlaufende Linie, welche die Einflusssphären beider Mächte voneinander abgrenzen sollte. Zu diesem Zeitpunkt war weder die Ostküste Brasiliens offiziell entdeckt noch Neufundland oder Labrador. Erstaunlicher und für die Kartographie weit reichender aber ist, dass es noch nicht möglich war, zur See den Abstand der Längengrade zu messen. Über das Astrolabium und den Polarstern ließ sich zwar die Position gen Norden oder Süden relativ genau bestimmen, hinsichtlich der Position nach Westen oder Osten herrschte jedoch große Unsicherheit.

Wenn man dieses Problem berücksichtigt, wird die Absurdität der verschiedenen Abgrenzungslinien ziemlich klar: Ein Vertrag mit der Vereinbarung einer imaginären Linie, deren Endpunkte nicht auf Landmassen lagen, sondern die vereinbart worden war mit den Worten »370 leguas westlich der Kapverden« war eine Sache, die völkerrechtliche Umsetzung dieser Linie (und sei es nur zwischen Spanien und Portugal) eine völlig andere.

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3. Die Linien und die Kartographie

Bedenkt man die Schwierigkeiten bei der Messung von Entfernungen und die Tatsache, dass der Vertrag von Tordesillas Gebiete verteilte, deren geographische Lage und Gegebenheiten in Europa nicht bekannt waren, wird deutlich, welch große Rolle die Kartographie dabei spielte, Gebiete zu beanspruchen. Lediglich Karten und Atlanten boten die Möglichkeit, Einflusssphären und Besitzansprüche zu visualisieren, denn das Meer konnte nicht markiert werden, und die Zugehörigkeit der Landmassen blieb umstritten, auch wenn der Vertrag vereinbarte, eine gemeinsame Kommission nach Westen fahren zu lassen, um die Linie zu vermessen, einzutragen und gegebenenfalls an Land Grenztürme zu erbauen. In welcher Form die Linie zu verzeichnen sei, darüber schwieg sich der Vertrag aus, ebenso wie er es den Kommissionsmitgliedern überließ, sich darauf zu einigen, in welcher Form die Entfernung gemessen werden sollte[46]. Dazu kam, dass man die zu messende Entfernung in Leguas angab, diese aber in Spanien und Portugal verschiedene Maße hatten. Die Unsicherheit über den Erdumfang verhinderte wiederum die genaue Bemessung der Abstände zwischen den Längengraden. Es überrascht daher kaum, dass die vereinbarte Kommission nicht zustande kam und zunächst jedes Land für sich versuchte, die Linie festzulegen.

Die kartographische Darstellung konnte natürlich die mit der fehlerhaften Entfernungsmessung und dem unterschiedlich angenommenen Erdumfang einhergehenden Probleme auch nicht lösen. Dazu kamen – ob vorsätzlich oder nicht – bis weit nach der Erfindung der Mercator-Projektion die aufgrund der Erdkrümmung falsch eingetragenen Landmassen.

Die ersten überlieferten Karten, die Amerika überhaupt zeigen, veranschaulichen nicht nur die technische Problematik, sondern auch die dahinter liegende politische Intention. Der von dem kantabrischen Seemann und Kartographen, Juan de la Cosa, der Kolumbus auf zwei Reisen begleitet hatte sowie Ojeda und Americo Vespucci bei ihrer Erkundung des amerikanischen Festlandes, nutzte in seiner Karte von 1500[47] für Amerika und Europa/Afrika zwei unterschiedliche Maßstäbe, und obwohl sich damit der Abstand zwischen beiden Kontinentalmassen zeichnerisch verkürzt, wurde die Linie sehr weit östlich eingetragen. Sie streift kaum das südamerikanische Festland[48]. Da man weiß, dass de la Cosa von den Katholischen Königen 1503 beauftragt wurde, in Portugal wegen der portugiesischen Seefahrt westlich der Linie zu intervenieren und im selben Jahr als Lohnempfänger der Casa de la Contratación auftaucht, kann man davon ausgehen, dass die Karte im Auftrag der spanischen Könige erstellt wurde (oder um ihnen die Neuentdeckungen vor Augen zu führen) und bezüglich der Linie die spanische Sicht der Dinge wiedergibt [49]. Um ganz sicher zu gehen, schrieb de la Cosa die Entdeckung der östlichsten von ihm eingezeichneten Landmasse Südamerikas dem Spanier Pinzón zu, während er den Portugiesen lediglich eine relativ kleine, mitten im Atlantik gelegene Insel überließ[50]. Interessanterweise ist de la Cosa weniger besitzergreifend gegenüber englischen Entdeckungen. Die Ostküste Nordamerikas zeigt nicht nur mehrere englische Fähnchen, sondern trägt auch die Aufschrift »mar descubierto por Ingleses«[51]. Möglicherweise empfand man in Spanien die Entdeckungsfahrten der Engländer noch nicht als starke Konkurrenz.

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Vergleicht man mit der Cosa-Karte die 1502 entstandene, so genannte Cantino-Planisphäre, tritt der kartographische Gegenentwurf der portugiesischen Sicht der Dinge deutlich vor Augen. Auch wenn die Karte auf Geheiß Alberto Cantinos, des Botschafters des Herzogs von Ferrara illegal außer Landes geschmuggelt wurde und man ihren Urheber nicht kennt, ist doch davon auszugehen, dass sie nach Vorlage des offiziellen padrão real gefertigt worden ist. Sie zeigt nicht nur die Tordesillaslinie sehr prominent mit der Aufschrift »este he o marco dentre Castelha t Portugal«, sondern legt auch weite Teile Südamerikas und das von portugiesischen Seefahrern entdeckte Neufundland oder Labrador östlich der Linie. Die Legende beschreibt ausführlich von wem und in wessen Namen die jeweiligen Gebiete entdeckt und in Besitz genommen wurden[52]. Die englischen Entdeckungen sind dem Kartographen unbekannt oder er verschweigt sie ebenso wie die Fahrt Pinzons an die Nordostküste Brasiliens.

Das Herausstreichen der Leistungen der jeweiligen Krone bei der Entdeckung und Erkundung der Neuen Welt von jeweils im Dienste dieser Krone stehenden Kartographen ist nicht allzu verwunderlich. Interessanter ist die Frage danach, welche der beiden Versionen weitere Verbreitung fand bzw. welche Version sich durchsetzte.

Doch zunächst einmal sahen sich die Kartographen mit einem weiteren Problem konfrontiert. Magellan ließ sich 1519 wahrscheinlich von Pedro und Jorge Reinel in Sevilla eine Karte fertigen, mit der er bei Karl V. dafür warb, über den Westweg nach Asien zu segeln. Die Karte zeigt die Gewürzinseln oder Molukken, mit welchen Handelsverbindungen anzuknüpfen vornehmstes Ziel Magellans war, in spanischem Gebiet im Westen hinter der Tordesillaslinie [53]. Zumindest Pedro Reinel, der Vater Jorges, stand zu diesem Zeitpunkt in Diensten des portugiesischen Königs und weilte nur in Sevilla, um seinen Sohn, der aufgrund einer Auseinandersetzung von Lissabon geflohen war, zurückzuholen. Vor der Rückkehr half er seinem Sohn die Karte – wahrscheinlich die erste spanische Karte, welche die Molukken überhaupt zeigt – zu vollenden[54].

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Als man dann erfuhr, dass die Expedition Magellans den amerikanischen Kontinent umrundet hatte und auf dem Westweg die Gewürzinseln ansteuerte, um von Osten aus nach Europa zurückzukehren, wurde die Zugehörigkeit der Molukken, wo die Portugiesen bereits einen Handelsposten installiert hatten, zum Zankapfel zwischen beiden iberischen Mächten. An den Kartographen lag es nun, die Demarkationslinie über die beiden Pole hinaus zu verlängern und zu beweisen, dass die Gewürzinseln in portugiesischem oder spanischem Einflussgebiet lagen. In seiner Polprojektion kam wahrscheinlich wieder Pedro Reinel zu dem Schluss, dass die über die Pole verlängerte Linie mitten durch die Inselgruppen der Molukken verläuft, wobei ein Großteil der Inseln in der portugiesischen Zone zu liegen kommt – ebenso wie das portugiesische Gebiet Südamerikas im Süden bereits bis an die Rio de la Plata Mündung reicht[55]. Wahrscheinlich wurde diese Karte bereits vor der Rückkehr der Magellan-Expedition gezeichnet, so dass die Lage der Molukken allein durch die Fahrten der Portugiesen bekannt war. Pedro Reinel trat, je nach Auftrag, mit sich selbst in Widerstreit, denn beiden Karten lagen dieselben geographischen Erkenntnisse zugrunde. Darüber hinaus verhandelte Pedro Reinel für Portugal auf den 1524 einberufenen Verhandlungen in Badajoz und Elvas, die die Molukkenfrage klären sollten[56].

Für diese Konferenz fertigte Juan de Vespucci[57] für Spanien ebenfalls eine Karte in Polprojektion, auf der die Molukken eindeutig östlich des 135. Längengrades, der die Verlängerung des die Tordesillaslinie bezeichnenden 315. Längengrades darstellte, zu liegen kamen. Es ist kaum verwunderlich, dass man sich auf dieser Konferenz nicht einigen konnte, obwohl vor allem die Spanier noch einige Karten fertigen ließen, die ihre Ansprüche auch bei Dritten unterstreichen sollten[58]. Letztlich konnte man sich erst fünf Jahre später, nach vergeblichen spanischen Versuchen, über die Magellanstraße eine Handelsroute mit dem Westpazifik zu installieren, und gegen eine portugiesische Entschädigungszahlung in Höhe von 35.000 Dukaten in Saragossa auf eine Abgrenzung im Osten einigen. Die Demarkation dieser Linie scheint einfacher gewesen zu sein bzw. weniger politisch umstritten, denn man legte sie durch bestimmte Inseln gehend fest. In Folge des Vertrages sollte die Linie von jeweils zwei Kartographen auf den Vorlagekarten der Seefahrerbehörden eingetragen werden und selbst für den Fall, dass sich mit der Zeit die Molukken als weiter östlich liegend als angenommen entpuppen sollten, veränderte das nichts an der Einflusszone des portugiesischen Königs, denn die Linie wurde in Bezug auf die Inselgruppe selbst definiert[59]. Diese so genannte Saragossa-Linie tauchte danach ohnehin nur noch selten auf einigen portugiesischen Karten auf[60]. Weder die Drucker und Kartographen im Reich, noch die Spanier, die wohl wenig an ihrer Darstellung interessiert waren, nachdem sie angefangen hatten, die Philippinen zu kolonialisieren, welche gemäß des Vertrages in portugiesischem Hoheitsgebiet lagen, schenkten dieser Linie allzu große Aufmerksamkeit.

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Politisch umstrittener blieb die Abgrenzung im Westen. Umso erstaunlicher ist, dass sich auf der Iberischen Halbinsel zunächst kartographisch die portugiesische Version durchgesetzt zu haben scheint. Sowohl die bereits erwähnte Castiglioni-Karte, als auch die von 1525 von Nuño García de Torrenos gefertigte Karte[61], die beide im Kontext des spanischen Werbens für die eigenen Interessen entstanden, oder eine unvollendet gebliebene Karte von Diego Ribeiro aus dem Jahr 1532[62] zeigen die Linie zwischen der Rio de la Plata Mündung im Süden und westlich der Maranhão Mündung im Norden. Erst gegen Mitte des Jahrhunderts ruderten die in spanischen Diensten stehenden Kartographen zurück und verschoben die Grenze zwischen dem spanischen und portugiesischen Amerika nach Osten[63]. Beinahe alle Kartographen ließen Teile Nordamerikas, seien es Neufundland, Labrador oder nicht eindeutig identifizierbare Landmassen in Nachfolge der Cantino-Karte in das Einflussgebiet der Portugiesen fallen, obwohl in Wirklichkeit kein Teil der Ostküste Nordamerikas östlich der Tordesillas-Linie zu liegen kommt. Tatsächlich begriffen wohl sowohl Portugiesen und Spanier als auch die Engländer, welche Fischerei- und Siedlungsgebiete vor und auf Neufundland aufgrund der Entdeckungen John Cabots unter dem Privileg der englischen Krone geltend machten, das östlichste Eiland Nordamerikas als gemäß dem Tordesillasvertrag zu Portugal gehörig. Zumindest findet sich das Thema in den bilateralen Verhandlungen zwischen Portugal und England im 16. und 17. Jahrhundert, ohne dass Spanien dagegen protestiert hätte[64].

Die wohl interessantesten Darstellungen der Tordesillas Linie befinden sich in einem von Luis Teixeira[65] 1630 gezeichneten Atlas. Hier wurde die Linie in zwei unterschiedlichen Karten eingetragen. Auf der Weltkarte verläuft die Linie von Süd nach Nord durch den Rio de la Plata, östlich des Amazonas, durch Labrador und westlich von Neufundland. Eine weitere Karte zeigt nur den Südatlantik zwischen Afrika und Südamerika. Die Linie liegt weit östlich des Rio de la Plata und nur ein kleiner Teil Brasiliens kommt östlich der Linie zu liegen. Wenngleich im Titel der Karte auf Projektionsprobleme hingewiesen wird[66], muss den Zeitgenossen die politische Brisanz durchaus bewusst gewesen sein. Noch während der Thronunion wahrscheinlich auch spanischen Seefahrern bekannt, versuchten die Portugiesen, den Atlas nach 1640 geheim zu halten. Zwar existieren in der British Library in London skizzenhafte Kopien dieser Karten unbekannten Datums, doch entwendete 1681 im Zuge erneuter spanisch-portugiesischer Verhandlungen um die Festlegung der Grenzen in Brasilien »Capitan Don fran.co de Seixas y Louera por yntelixencias y dinero« den Atlas aus dem königlichen Archiv Lissabons, um ihn einige Jahre später dem Indienrat zu übergeben [67]. Mit der Gründung der Colônia do Sacramento im heutigen Uruguay im Jahr 1680 hatte die Auseinandersetzung an Schärfe gewonnen und das militärische Vorgehen in Amerika wurde in Europa mit diplomatischen Verhandlungen begleitet. Derartige Karten aus dem gegnerischen Lager konnten da enorme Schützenhilfe leisten[68]. Die Karte, die von der portugiesischen Abordnung 1682 auf dem Kongress von Badajoz benutzt worden war, stammte von João Teixeira Albernaz II, der seit ca. 1666 die Grenze zwischen dem Südufer des Rio de la Plata und der Mündung des Flüsschens Vincente Pinzon westlich des Amazonas verlaufen ließ [69]. Warum von den spanischen Diplomaten der bereits ein Jahr zuvor entwendete Atlas von João Teixeira I nicht für die Konferenz benutzt wurde, ist unbekannt.

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Untersucht man die Informationsübertragung bezüglich der politischen Verhältnisse in andere europäische Länder, sticht die Parallelität zwischen politischer Spanien-Feindlichkeit und kartographischer Verkleinerung der Spanisch-Amerikanischen Gebiete ins Auge. Obwohl sich im Reich, wie bereits erwähnt, die geographischen Vorstellungen aus portugiesischen Quellen speisten, übertrugen sich die politischen Vorstellungen der Portugiesen kaum auf die mitteleuropäischen Kartographen. Zwar vermieden die meisten Urheber gedruckter Karten das Einzeichnen der Linie(n) und markierten die Zugehörigkeiten allenfalls mittels Fähnchen, doch dort, wo Linien zu sehen sind, ließen die Kartographen Brasilien zugunsten spanischer Gebiete schrumpfen. Sowohl auf der Weltkarte Gerhard Mercators von 1569 als auch auf dem Globus Peter Apians von 1576 verlief die Linie (weit) östlich von Rio de la Plata und Amazonasmündung, wenn auch zugegeben werden muss, dass das östliche Neufundland immer noch auf portugiesisches Gebiet fiel[70].

Dasselbe gilt grosso modo für die Verzeichnung der Molukken. Auch nach dem Vertrag von Saragossa wurde die Inselgruppe von Spanien freundlichen Autoren optisch in den spanischen Machtbereich gesetzt. So wie Sebastian Caboto die Molukken im Westen hinter dem amerikanischen Festland zeigte, so präsentierten auch Gemma Frisius 1553 auf der in der Cosmographia Petri Apiani abgebildeten zwiebelförmigen Weltkarte die Molukken im Westen und Johannes Honter in seinem Atlas von 1546[71].

Die Karten englischer, niederländischer und französischer Provenienz folgten weit mehr der portugiesischen Auffassung und verlegten die spanisch-portugiesische Amerikagrenze weit nach Westen ebenso wie die Gewürzinseln meist im Osten verzeichnet wurden[72].

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4. Zeigen, benennen und verschweigen

Natürlich beschränkte sich die Durchsetzung von Besitzansprüchen über das Medium der Kartographie nicht auf die Darstellung der Linien. Ebenso oder fast noch prominenter waren die Namensgebung und die Verteilung besitzanzeigender Fähnchen oder Wappen[73]. Niederländische Kartographen teilten die Landmassen durch farbige Flächen ein. Fast automatisch entstand so die Vorstellung unterschiedlicher politischer Gegebenheiten, seien es unterschiedliche Sprachgruppen oder eben Herrschaftsbereiche. Auch wenn die Farbflächen nicht immer eindeutig zugeordnet werden können und der Phantasie entsprungen zu sein scheinen, im Falle Brasiliens oder Neufrankreichs verfestigte die Darstellung doch die Vorstellungen von territorialen Herrschaftsgebieten[74], auch wenn die spanische Seite diesen Stil aufnahm und die traditionelle Liniendarstellung dagegen zu setzen versuchte. Die in der Descripción de las Yndias des spanischen Historikers Antonio de Herrera y Tordesillas gedruckte Karte der westlichen Hemisphäre, auf der die Tordesillaslinie die Farbfläche »Brasilien« in zwei Hälften teilt, mag als Beispiel gelten für den Versuch, zwei unterschiedliche Darstellungsweisen, die unterschiedliche politische Vorstellungen transportierten, miteinander zu versöhnen[75]. Als die Vereinigten Provinzen Teile Brasiliens erobert hatten, teilte man in den Niederlanden das Gebiet kartographisch farblich ab[76], ebenso wie die Kartographen Nordamerika zwischen den europäischen Mächten aufteilten, ohne dass man allzu viel vom Landesinneren gewusst hätte[77].

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Auch an diesen Karten lassen sich die weltanschaulichen Gräben zwischen den gegenüber Spanien positiv oder negativ eingestellten Kartographen studieren. Petrus Plancius, der mittels Farbflächen die Zugehörigkeit großer Gebiete Brasiliens zu Portugal bzw. später zu den Niederlanden suggerierte, war als Prediger der reformierten Kirche 1585 vor der Inquisition nach Amsterdam geflohen und beriet die niederländische Ostindienkompanie für ihre Unternehmungen. Abraham Ortelius, seit 1575 Kartograph in Diensten Philipps II., verkleinerte, wenn er denn die Technik der unterschiedlichen Einfärbung der Landmassen anwandte, das portugiesische Brasilien zu Gunsten der Spanier[78]. Leider sind die genauen Informationsübertragungswege nicht bekannt, denn hinsichtlich der Form Südamerikas weist Ortelius beispielsweise enorme Abweichungen gegenüber der offiziellen spanischen Cabot-Karte von 1544 auf[79]. Auch scheint sich die portugiesisch-spanische Thronunion nur wenig auf die »pro- oder contra-spanische« Darstellungsweise ausgewirkt zu haben, so dass über die Motive der Kartographen nur spekuliert werden kann. Auffällig bleiben aber die beschriebenen Unterschiede.

Die Technik der farbigen Einteilung der Landmassen blieb zunächst vorwiegend auf gedruckte Karten niederländischer Provenienz beschränkt. Portugiesische Kartographen begannen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, natürliche Grenzen für die südamerikanischen Gebiete Portugals zu erfinden. Aus einem See im Herzen des südamerikanischen Festlandes, der gelegentlich mit El Dorado identifiziert wurde, entsprang ein Fluss gen Norden und mündete zuerst im Maranhão, gegen Ende des Jahrhunderts im Amazonas, nahe an dessen Atlantikmündung. Ein weiterer Fluss, meist als Rio Paraguay identifizierbar, floss nach Süden und mündete im Rio de la Plata. Ein Wappen reklamierte das Gebiet östlich dieser Flussläufe für Portugal. Zwischen 1568 und 1575 ließ Fernão Vaz Dorado das portugiesische Herrschaftsgebiet am Maranhão enden, 1580 verzichtete er auf die »natürliche Grenze« und suggerierte bildlich eine Ausweitung des Gebiets bis zum Amazonas[80]. Immer wenn danach portugiesische Kartographen die »natürliche Grenze« einzeichneten, kam sie am Amazonas zu liegen [81]. Seit 1543 die Entdeckung des Amazonas in Portugal bekannt geworden war,  hatten die portugiesischen Kartographen die Flussmündung in die Nähe des Maranhão gerückt. Auf spanischen Karten kam er stets ein Stückchen weiter westlich zu liegen[82].

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Wichtiges Ritual und Herrschaftsmittel im Zeitalter der Entdeckungen war die Neubenennung und damit Neuaneignung eines Territoriums durch den Entdecker. Dieser Herrschaftsmechanismus hatte zwei Spitzen: Einmal war er gegen die Ureinwohner gerichtet, denn indem der ursprüngliche Name verschwand, wurde das Gebiet zur terra nullius erklärt und symbolisch in Besitz genommen. Zum anderen wurden über die Namensgebung Herrschaftsrechte gegenüber Konkurrenten angemeldet und – so sie sich durchsetzten – sprachlich besiegelt[83]. Karten suggerierten dabei die Territorialität von Herrschaft, die ja oft nicht mehr war als einige wenige mehr oder minder gut versorgte Handelsplätze oder Siedlungen oder gar nur die postulierte ›Erstentdeckung‹ eines Kaps, einer Insel, einer Wasserstraße oder größerer Landmassen durch europäische Seefahrer. Kartographisch lässt sich dieses Phänomen am Besten für Nordamerika untersuchen. Hier befanden sich die Europäer bereits im 16. Jahrhundert in der größten Konkurrenzsituation. Abseits von den zentralen Großreichen Südamerikas und damit außerhalb des zentralen Fokus’ der Spanier und Portugiesen tummelten sich hier, neben den Iberern, Engländer und Franzosen auf der Suche nach einer Nordwestpassage oder nach reichen Fischgründen.

Während sich die frühen englischen Entdeckungsfahrten abgesehen von der bereits erwähnten Cosa-Karte (und der verschollenen Karte der Cabotos) zunächst kartographisch nicht niederschlugen, manifestierten die Franzosen die ersten im Namen ihres Königs unternommenen atlantischen Fahrten auf Karten. 1523 starteten Florentiner Kaufleute in Lyon ein Unternehmen zur Suche nach einer Durchfahrt durch Nordamerika, engagierten den Kapitän Giovanni de Varrazzano und stellten die Unternehmung unter den Schutz Franz I. Verrazzano bereiste die nordamerikanische Ostküste zwischen Florida und Neufundland, eine Fahrt von der eine Kartenskizze Vesconte de Maggiolos Zeugnis gibt[84]. Obwohl sich der von Verrazzano vergebene Name nach Franz I. auf Dauer nicht durchsetzte, konnte man sehr schnell die Bezeichnung Neu-Frankreich in der europäischen Kartographie etablieren, obwohl zunächst weder spanische noch portugiesische Kartographen von dieser Namensgebung Notiz nahmen. Auf einer Karte des Bruders des Entdeckers Girolamo Verrazzano wurde das Gebiet als Nova Gallia eingetragen, eine Bezeichnung die in verschiedenen sprachlichen Abwandlungen von den französischen Karten der Diepper Schule vertieft und von den nördlich der Alpen gedruckten Karten tradiert wurde bis sie an der Wende zum 17. Jahrhundert schließlich auch von den Iberern übernommen wurde, obwohl der Zusatzartikel des Waffenstillstandes von Vaucelles noch 1556 die französische Schifffahrt nach Amerika ohne Zustimmung Philipps II. verboten hatte. Freilich waren nach den Entdeckungsfahrten Cartiers zwischen 1534 und 1542 auch auf portugiesischen Karten bereits französische Fähnchen an der Ostküste Nordamerikas aufgetaucht[85].

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Als der Wettbewerb um Kolonialbesitz im 17. Jahrhundert schärfer wurde und mehr und mehr Informationen über die Neue Welt auch von nicht-iberischen Seefahrern nach Europa gebracht wurden, schlug sich das recht schnell in der kartographischen Namensgebung nieder. Lange bevor englische Siedler Virginia dauerhaft in Besitz nehmen konnten, war es kartographisch bereits eine englische Kolonie[86]. Nur wenige Jahre benötigte die Kolonie bis sie auch auf portugiesischen Karten Einzug erhielt[87]. Völkerrechtliche Relevanz erhielten frühe englische Amerikakarten, da man im Friedensvertrag 1604 zwischen Spanien und England vereinbart hatte, die englische Schifffahrt nach Indien dürfe gemäß den Gewohnheiten vor dem Krieg (de uso y observancia) stattfinden. Nun erhielten Karten wie jene John Whites, der 1585/86 die Küste Virginias verzeichnet hatte, Beweiskraft[88]. Joannes Janssonius verzeichnete 1636 bereits einen nordamerikanischen Fleckenteppich, auf dem sich die europäischen Seemächte von Neu-Spanien bis Neu-Britannien spiegelten[89].

Eine außergewöhnlich interessante Karte ist die Mapamundi Sabastian Cabotos aus dem Jahr 1544, denn ihr Urheber diente sich für seine Entdeckungsfahrten sowohl dem englischen als auch dem spanischen Monarchen an. Seine für kommerzielle Zwecke in Sevilla auf Grundlage des offiziellen Padron Real gefertigte Weltkarte, die in Antwerpen gedruckt wurde, zierte im 16. Jahrhundert angeblich die Privatgalerie der englischen Monarchen in London [90] und spiegelt, so wird Caboto zumindest von einigen Wissenschaftlern unterstellt, eine spanisch-englische Komplizenschaft gegen französische Ansprüche. Obwohl Caboto durchaus die Erkundungen Cartiers verarbeitete, verlegte er die Entdeckungsfahrt seines Vaters Giovanni oder John Cabot(o)s 1497/98 im Auftrag der Engländer kurzerhand nach Süden, so dass Cartier die Erstentdeckung abgesprochen werden konnte[91].

Neben solch unterschwelligen Botschaften boten Karten natürlich auch Platz für anderweitige Informationen. Vor allem Manuskriptkarten im Portolanstil wurden oftmals ergänzt durch Einträge zu den europäischen Entdeckern einzelner Küstenabschnitte, ökonomischen Interessen oder politischen Verhältnissen. Angefangen von der Cantino-Karte, die sowohl Entdecker als auch Handelsgüter, lokale Herrscher und Bündnisse verzeichnet, über die Karten der Reinels finden sich derartige Angaben vor allem auf portugiesischen Karten. Portugals überseeische Unternehmungen waren immer abhängig von der Beteiligung ausländischer Kaufleute und Geldgeber und so kann vermutet werden, dass die Karten auch ein Stück weit die Funktion erfüllten, Investoren für die Unternehmungen zu werben. Die Überlieferung so mancher Karte in Oberdeutschland oder in italienischen Handelsstädten spricht ebenfalls für eine solche Vermutung.

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5. Die Karte als Medium plakativer politischer Propaganda

Natürlich könnte man die Mehrheit der bereits angesprochenen Aspekte unter den Oberbegriff Propaganda fassen, denn letztlich transportierten die Karten bewusst oder unbewusst politische Ansprüche. So dient die hier vorgenommene Einteilung hauptsächlich der besseren Übersicht und die im Folgenden genannten Beispiele wurden ausgewählt, weil ihre Botschaft sehr plakativ ist und leicht in den politischen zeitgenössischen Rahmen eingeordnet werden kann.

In Frankreich verlief der Ausgriff auf amerikanisches Territorium und die Entwicklung der Kartographie in den französischen Hafenstädten parallel, so dass der Aufstieg der französischen Kartographieschule begleitet wurde durch die Nutzung des Mediums für die Auseinandersetzung der Franzosen mit den Spaniern. Die erste Darstellung indianischer Zwangsarbeit in der europäischen Kunst – wichtiger Topos der gegen Spanien gerichteten Schwarzen Legende – findet sich denn auch auf einer französischen Karte der späten 1530er Jahre[92]. Auf die Durchsetzung französisch geprägter Territorialnamen ist weiter oben schon verwiesen worden.

Wie ebenfalls bereits erwähnt, setzte die Durchsetzung der von englischen Seefahrern vergebenen Namen in der europäischen Kartographie erst später ein, denn bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es zwar englische Erkundungsfahrten nach Amerika, doch diese führten kaum zu diplomatischen Verwicklungen mit Spanien und Portugal, denn zum einen waren Spanien und England in ihren Auseinandersetzungen mit Frankreich gebunden. Auch lagen die wirtschaftlichen Interessen der Engländer kaum im Überseehandel, sondern auf einem stabilen Austausch mit den Niederlanden. Erst als dieser durch die spanisch-niederländische Auseinandersetzung nachhaltig gestört wurde, schwenkte die englische Politik auf Konfrontation[93]. Sehr geschickt begleiteten die Engländer die Ausgriffe ihrer Seadogs auf spanische Siedlungen und auf von Spanien reklamierte Territorien mit einer politischen Propaganda, die den heroischen englischen Kampf gegen die Hegemonialmacht Spanien unterstützte. Ab 1588 wurden wiederholt Karten gedruckt, die die Erdumsegelungen Francis Drakes und Thomas Cavendishs feierten, ebenso wie der in London ansässige italienische Kartograph Baptista Boazio kolorierte Kupferstiche fertigte, die die Angriffe Drakes auf spanische Atlantikhäfen drastisch visualisierten. Hondius’ unterschlug zwar die bereits 1585 von Sir Walter Raleigh gegründete ›Kolonie‹ Virginia, verzeichnete aber das von Francis Drake gegründete ›Nova Albion‹ an der kalifornischen Küste[94].

Schließlich ließen sich iberische Besitzansprüche immer wieder durch eine behauptete Erstentdeckung Amerikas im Namen anderer Souveräne anzweifeln. Mitte des 16. Jahrhunderts tauchte ein angeblich aus dem 14. Jahrhundert stammender italienischer Reisebericht auf, der durch eine während der Reise angefertigte Karte bewiesen werden sollte. Zwar können Bericht und Karte heute eindeutig als Fälschung entlarvt werden, doch wurde der Bericht nicht zufällig im Jahre 1600 in Richard Hakluyts Reisesammlung Principal Navigations aufgenommen, just zu dem Zeitpunkt als man in England nachhaltig versuchte, die spanischen (und portugiesischen) Besitztitel auf die Neue Welt grundsätzlich zu erschüttern[95].

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6. Zusammenfassung und Schluss

Nach den Entdeckungen des Kolumbus avancierte die Kartographie zu einem wichtigen Medium zur Verbreitung der Kenntnisse über die neu entdeckten Gebiete und Seewege. Dabei können verschiedene Anforderungen an die Kartographie ausgemacht werden, die sich zum Teil gegenseitig behinderten. Auf der einen Seite sollte die über Karten weitergegebene Information die Seefahrt sicherer machen und zum Erfolg weiterer Expeditionen beitragen. Zum anderen gab es kaum ein besseres Medium, um Herrschaftsansprüche über neu oder noch gänzlich unbekannte Gebiete zu visualisieren. Drittens schließlich diente die Kartographie einem humanistischen Interesse an der Vervollständigung des europäischen Weltbildes. Zwar kann jedem dieser Zwecke eine bestimmte Herstellungs- bzw. Verbreitungstechnik zugeordnet werden ebenso wie ein oder mehrere Zentren der Produktion, doch die Kartographen der verschiedenen Länder, Zentren und Techniken beeinflussten sich gegenseitig, ohne dass die genauen Kommunikationswege sich heute noch exakt nachvollziehen lassen.

Darüber hinaus kann bei vielen Werken eine politische Aussage festgestellt werden und oft lässt sich auch ein politisches Interesse zuordnen. Allerdings lässt sich die Steuerbarkeit der Kartographie durch die (königliche) Obrigkeit im Sinne einer durchgängigen Informationspolitik nur sehr eingeschränkt annehmen. Wie nicht zuletzt das Beispiel Pedro Reinels und seiner »Molukkenkarten« zeigt, konnten Monarchen bzw. Behörden Kartographen anstellen bzw. Karten in ihrem Sinne fertigen lassen, die Unterbindung dieser Dienste für andere Höfe gelang jedoch kaum. Das kartographische Bild der Welt wurde nicht nur von Kartographen verschiedener Provenienz zusammengetragen, das Agieren der Kartographen selbst war in höchstem Maße »transnational« verflochten, so dass die Nutzung des Mediums Karte als Propaganda- und Beglaubigungsinstrument zwar seitens der Souveräne und Administrationen angestrebt wurde, mangelnde Überprüfbarkeit der Daten aber ebenso wie die nur unzureichende Macht über die Kartographen zu einer nur eingeschränkten Kontrolle dieses Instruments führte.

Für fast jeden Kartenbeweis gibt es auch einen kartographischen Gegenbeweis und so wird man zwar auf Karten für die Durchsetzung völkerrechtlicher Ansprüche zurückgegriffen haben, der Erfolg dieser Maßnahmen bleibt aber zumindest umstritten. Dennoch konnten Karten, wie beispielsweise die Zuordnung Neufundlands in portugiesisches Gebiet zeigt, für Gegenden, die etwas außerhalb des Interessefokus lagen, durchaus politische Fakten schaffen. So blieb die Kartographie auch als man anfing, das ptolemäische Weltbild durch eines stärker der Erfahrung verpflichteten zu ersetzen, ein Medium für ein Weltbild zwischen Realität und Fiktion.

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Websites ohne genauere Herkunftsangabe: http://1.bp.blogspot.com/_KEOd_sgYszk/SjEa9CO9uoI/AAAAAAAACBE/mNEnykYwwJ0/s1600-h/ColombusMap2.jpg und http://shakingthetree.files.wordpress.com/2009/06/antique_map_plancius_world1.jpg

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ANMERKUNGEN

[*] Andrea Weindl, Dr., Institut für Europäische Geschichte, Mainz.

[1] Wenn auch vielen Wissenschaftlern die Gründung der Seefahrerschule durch den Infanten Heinrich heute als ein im 17. Jahrhundert in England erfundener Mythos gilt, steht doch fest, dass spätestens seit dem 15. Jahrhundert die portugiesische Seefahrt hoheitlich gefördert wurde. Vgl. Gama, Escola de Sagres 2002, http://cvc.instituto-camoes.pt/navegaport/a21.html (eingesehen am 11.11.2009). Vgl. zur nicht-portugiesischen Seefahrt des ausgehenden Mittelalters Relaño, Shaping of Africa 2002, S. 94–98.

[2] Damit ist weniger der Geburtsort oder die Zugehörigkeit zu einer Sprachgruppe gemeint, sondern die Ausführung des Unternehmens im Namen und unter dem Schutz eines bestimmten Souveräns. Auch der Begriff Untertan hilft in diesem Zusammenhang wenig weiter. Schon Kolumbus gibt Zeugnis für die »Transnationalität« der Entdecker. Vgl. auch zur Geschichte von Giovanni/John und Sebastian Cabot(o), Larsen, John und Sebastian Cabot 1985.

[3] Vgl. Zeuske, Atlantik 2006, S. 9–44, wo Zeuske feststellt: »Der allgemeine Prozess der Aufhebung der relativen Isolierung der großen Reiche und Weltökonomien durch Conquistas, maritime Expansion und Handel lag zwischen 1400 und 1600 in der Luft beziehungsweise […] auf den Wassern des Globus. In der Expansion folgte die Flagge dem Rescate-Handel (oft auch, weil die men on the spot auf eigene Rechnung raubten) oder dem Schwert oder Krummsäbel. Der Ansatz bei Kolumbus war Rescate und portugiesische Feitoria, also der Fernhandel, nicht die Territorialconquista!«, ebd., S. 35.

[4] Vgl. exemplarisch Trevelyan, Sir Walter Raleigh 2004. Die Geschichte der Freibeuter, Piraten und Korsaren spielt meist in genau diesem Spannungsfeld. Vgl. Kempe, Piraten 2008, Abschnitt 2, URL: http://www.ieg-mainz.de/publikationsportal/kempe12200801/index.html (eingesehen am 10.11.2009).

[5] Vgl. z.B. die von dem arabischen Kartographen Piri Reis aus verschiedenen Quellen gefertigte Atlantikkarte von 1513 unter: Mesenburg, Untersuchung o.J., http://www.mesenburg.de/Seiten/Porolane/Weltkarten/Piri-Reis/Piri-Reis_Karte.htm (zu deren Quellen vgl. Wolff, America 1992, S. 43 oder die japanische Kopie einer Weltkarte von Matteo Ricci online unter Tohoku University Library, Image database of the Kano Collection, http://www2.library.tohoku.ac.jp/kano/ezu/kon/kon.html). Eine der ersten modernen Weltkarten überhaupt, die so genannte Cantino-Planisphäre zeigt zahlreiche arabische Einflüsse. Sowohl Vasco da Gama als auch Pedro Álvarez Cabral hatten arabische Piloten in ihren Diensten. Vgl. hierzu auch Arbel, Maps of the World 2002. Zur Kartographie der Frühzeit außerhalb Europas vgl. auch Black, Maps and History 1997, S. 1–4.

[6] Reinhard Kosseleck zitiert nach Piltz, Trägheit des Raums 2008, S. 78. Den zweiten Pol bildet die »Naturvorgegebenheit jeder menschlichen Geschichte«, ebd.

[7] Besonders im Spanischen Machtbereich, aber auch für die Landfragen zwischen europäischen Siedlern und nordamerikanischen Ureinwohnern, griff man immer wieder auf das Medium der Kartographie zur Klärung und Sicherung von territorialen Besitztümern und Machtansprüchen zurück. Das Thema des vorliegenden Aufsatzes ist aber das Verhältnis zwischen der Kartierung der Welt und europäischem Völkerrecht wie es über Übersee vereinbart wurde. Vgl. hierzu auch Fisch, Europäische Expansion 1984, S. 44–108.

[8] Cortesão, PMC 1960.

[9] Nebenzahl, Atlas de Colón 1990.

[10] Wolff, America 1992.

[11] Kupcik, Münchner Portolankarten 2000; Hantzsch, Kartographische Denkmäler 1903.

[12] Die Portolankarten (manchmal auch Portulan) entwickelten sich aus Verzeichnissen, die über Häfen, Untiefen, Strömungen usw. Auskunft gaben. Zur Geschichte der Portolane mit einigen Beispielen vgl. online: John Ford Bell Library (University of Minnesota): Portolan Charts, http://bell.lib.umn.edu/map/PORTO/porto.html (eingesehen am 22.10.2009).

[13] Vgl. hierzu z.B. Mesenburg, Untersuchung o.J., http://www.mesenburg.de/Seiten/Porolane/portolane_index.htm (eingesehen am 22.10.2009).

[14] Der Venezianer Bianco fertigte 1448 eine Karte in London, für die er wahrscheinlich Vorlagen aus Lissabon mitnahm. Bianco verzeichnete zwischen Cap Bojador und Cabo Roxo 36 Ortsnamen während Fra Mauro nur 23 nannte. Ganz im Westen trug Bianco eine »ixola otinticha« (authentische Insel), die von manchen als Beweis einer frühen portugiesischen Entdeckung Amerikas genommen wird. Vgl. Cortesão, Portuguese Cartography 1971, S. 171–178; Kimble, Portuguese policy 1933, S. 653–659. Kimble vermutet, dass die Portugiesen Fra Mauros Karte weniger zur Verzeichnung der genauesten geographischen Kenntnisse wünschten, sondern um sich bestätigen zu lassen, dass die Umrundung Afrikas nach Meinung der berühmtesten Kartographen der Zeit möglich wäre. Für eine Ansicht Fra Mauros Karte siehe online Wikimedia: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:FraMauroDetailedMap.jpg (eingesehen am 12.11.2009).

[15] Ungeklärt ist, ob Christoph Kolumbus gemeinsam mit seinem Bruder Bartolomeu die nach 1492 entstandene Karte selbst fertigte oder fertigen ließ. Zumindest ist wahrscheinlich, dass sie sich im Besitz des Seefahrers befand. Seit 1476 befand sich Christoph Kolumbus mehrere Jahre in Portugal zur Sammlung von Informationen. Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 23. Ein hochauflösbares Bild der Karte findet sich unter http://1.bp.blogspot.com/_KEOd_sgYszk/SjEa9CO9uoI/AAAAAAAACBE/mNEnykYwwJ0/s1600-h/ColombusMap2.jpg (eingesehen am 22.10.2009), siehe auch Mesenburg, Untersuchung o.J.

[16] Cortesão nennt lediglich zwei Karten aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts. Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. I, S. xlv und Estampa 2. Es kann davon ausgegangen werden, dass spätestens seit 1420, als ein mallorquinischer Meister in Lissabon unterrichtete, Portolankarten in Lissabon erstellt wurden. Vgl. Canas, Cartografia 2002, http://cvc.instituto-camoes.pt/navegaport/b03.html (eingesehen am 22.10.2009).

[17] 1434 wurde in Lissabon die Casa da Ceuta gegründet, 1445 folgte in Lagos die Casa de Arguim e da Guiné, nach 1460 wurden beide Häuser unter dem Dach der Casa da Guiné e da Mina in Lissabon vereinigt, nach der erfolgreichen Umrundung Afrikas zentralisierte man die überseeischen Unternehmungen in der Casa da Guiné, da Mina e da Índia, die man später schlicht Casa da Índia nannte. Vgl. Feldbauer, Estado da India 2003.

[18] Vgl. Harley, Silences 1988, S. 61. Harley gibt hier keine Quellenangabe. Wahrscheinlich ging es bei dem Erlass um öffentlich verbreitete Karten und nicht um jene, die Seefahrern für ihre Entdeckungsfahrten mitgegeben wurden.

[19] Vgl. Relaño, Shaping of Africa 2002, S. 152–157.

[20] Vgl. Harley, Silences 1988, S. 58f.

[21] Vgl. Jones, Alwyn Ruddock 2008, S. 236f.

[22] Vgl. Pieper, Vermittlung 2000, S. 88. Pieper weist darauf hin, dass die Informationen, aus Barcelona stammend, über Rom verbreitet wurden, was auf eine Nutzung der guten Verbindungen der Katholischen Könige zum spanischen Papst hinweist.

[23] Vgl. ebd., S. 123, 125, 132f.

[24] Der Name »America« tauchte erstmals auf der Karte »Die vollständige Kosmographie nach der Überlieferung des Ptolemäus und nach Amerigo Vespucci sowie nach anderen Abbildungen« auf, die Waldseemüller als Begleitkarte der von Ringmann herausgegebenen und fälschlicherweise Vespucci zugeschriebenen »Quatuor navigationes« fertigte. Für eine Ansicht der Karte siehe: Library of Congress, Exploring the Early Americas, http://www.loc.gov/exhibits/earlyamericas/maps/html/worldmap1507 (eingesehen am 26.10.2009).

[25] Vgl. Pieper, Vermittlung 2000, S. 140–143.

[26] In seinem Werk »Cosmographiae introductio« berief sich Waldseemüller auf heute unbekannte portugiesische Karten. Vgl. Library of Congress, Exploring the Early Americas, http://www.loc.gov/exhibits/earlyamericas/maps/html/worldmap1507/highlights1507.html (eingesehen am 23.10.2009).

[27] Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 64. Für eine Abbildung siehe ebd., S.64f. oder Library of Congress, An illustrated guide, http://www.loc.gov/rr/geogmap/guide/gm010001.jpg. Für die Carte Marina von 1516 siehe ebd., Exploring the Early Americas, http://www.loc.gov/exhibits/earlyamericas/maps/html/cartamarina1516 (eingesehen am 23.10.2009).

[28] Vgl. hierzu auch Caspar Vopels Weltkarte von 1545, auf der eine Legende erzählt, einige Kastilier und der Kaiser selbst hätten ihm versichert »die genannten Länder [in der Neuen Welt, A.W.] seien keineswegs durch das Meer vom Orient getrennt, sondern hingen mit ihm zusammen.« Zitiert nach der deutschen Übersetzung des lateinischen Originals, in: Heitzmann, Europas Weltbild 2006, S. 89f. Die Karte ist verloren gegangen, doch gibt es eine 1558 von Giovanni Vavassore gefertigte Kopie, die 1570 mit wenigen Abänderungen in Antwerpen publiziert wurde. Vgl. ebd., S. 88.

[29] Vgl. Pieper, Vermittlung 2000, S. 115 und Anhang.

[30] Vgl. z.B. die so genannten Kunstmann-Karten I-III, die wahrscheinlich aus der Sammlung Konrad Peutingers stammten, der ein Konsortium oberdeutscher Kaufleute für ihre Beteiligung an einer Indienexpedition juristisch vertrat, in: Kupcik, Münchner 2000 und Pieper, Vermittlung 2000, S. 136.

[31] Selbst die illegal aus Lissabon geschmuggelte Cantino-Karte von 1502 weist Lücken in der Benennung der afrikanischen Westküste auf. Die Manuskriptkarte Nicolo Caveris, 1504–1505, die ebenfalls sowohl die spanischen Karibikinseln als auch ganz Afrika verzeichnet gilt als Kopie der Cantino-Karte. Vgl. Relaño, Shaping of Africa 2002, S. 156; Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 34–37 und 40–43. Siehe auch Biblioteca estense universitaria, Modena http://www.cedoc.mo.it/estense/img/geo/Cantino/index.html (eingesehen am 23.10.2009). Ebenso weist die so genannte Kunstmann II Karte wahrscheinlich aus italienischer Feder eine starke Ähnlichkeit mit der Cantino-Planisphäre auf. Online unter: BSB-CodIcon Online, http://codicon.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00003881,00001.html?prozent=1 (eingesehen am 4.11.2009).

[32] Vgl. Pieper, Vermittlung 2000, S. 141–157.

[33] Vgl. ebd., S. 156f.

[34] Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 112–115 und S. 126–129.

[35] Vgl. Pieper, Impact 2002, S. 97–117, bes. 113–117.

[36] Vgl. ebd., S. 114.

[37] Vgl. z.B. die von Vaz Dourado stammenden Karten in Bd. III der PCM. Die aus der Feder Dourados stammenden Karten Kunstmann VIII–XII wurden in Goa gezeichnet und in München gebunden.

[38] Vgl. Wolff, America 1992, S. 55–59.

[39] Ein Patent der Generalstaaten erteilte 1592 dem Drucker Cornelis Claesz das Privileg alle 25 Seekarten, die er über Petrus Plancius von Bartolomeu Lasso erhalten hatte, zu drucken. Auch für den Verkauf mehrerer Karten Luis Teixeiras, portugiesischer Kartograph (ca. 1550–1620), an die Firma Christoph Platin in Antwerpen lassen sich Belege finden. Ebenso wie Verbindungen zu Ortelius und Jodocus Hondius. Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. III, S. 88 und 41.

[40] Vgl. ebd., Bd. IV, Estampa 487–495, vgl. hierzu auch Kap. 4.

[41] Zu den päpstlichen »Übersee-« bzw. »Missions«bullen vgl. Fisch, Europäische Expansion 1984, S. 205–209.

[42] Vgl. ebd., S. 46–48.

[43] Vertrag von Alcaçovas, Aragon, Kastilien, Portugal 1479 IX 4, in: Duchhardt/Peters, http://www.ieg-friedensvertraege, zitiert nach Davenport, European Treaties 1917, S. 38 (Art. 8).

[44] Fisch, Europäische Expansion 1984, S. 52.

[45] Auf den für diesen Aufsatz gesichteten Karten des 15. Jahrhunderts fand sich allein auf der so genannten »Kolumbuskarte« die Bezeichnung »Guinea« und das auch nicht auf der Portolankarte sondern auf der im Halsstück des Pergaments gezeichneten »mapamundi«. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts ließ sich lediglich auf vier Karten die Verwendung des Begriffs »Guinee« oder »Guinea« nachweisen, nämlich auf beiden Karten Diego Ribeiros von 1529 (Cortesão, PMC 1960, Bd. I, Estampa 39, 40), von der sich eine im Vatikan, die andere in der Ebner-Bibliothek in Weimar befindet, auf der Jorge Reinel zugeschriebenen Karte von 1519 aus München (auch Kunstmann IV, ebd., Bd. I, Estampa 12), sowie auf der Pedro Reinel zugeschriebene Karte von 1535, die sich heute im National Maritime Museum Greenwich befindet (ebd., Bd I, Estampa 14). Die Bezeichnung Neuguinea setzte sich dagegen schneller durch. Vgl. hierzu auch Encylopaedia Britannica 1956, Bd. 10, S. 971f., die erwähnt, dass der Begriff bereits auf einigen Karten des 14. Jahrhunderts gefunden werden könne, sich aber erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts allgemein durchgesetzt habe. Ein portugiesischer Historiker des 15. Jahrhunderts habe den Begriff erstmals für Gebiete südlich des Senegal-Flusses benutzt.

[46] Zum Wortlaut des Vertrages vgl., Vertrag von Tordesillas, Aragon, Kastilien, Portugal, 1494 VI 7, in: Duchhardt/Peters, http://www.ieg-mainz/friedensvertraege.de (eingesehen am 28.10.2009).

[47] Die Karte wurde auf das Jahr 1500 datiert, doch einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich bei dem überlieferten Exemplar, das heute im Mueso Naval, Madrid ausgestellt wird, um eine spätere Kopie handelt. Vgl. Dreyer-Eimbcke, Mythisches 1982, S. 121–125; Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 30.

[48] Vgl. die Karte unter http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:1500_map_by_Juan_de_la_Cosa-North_up.jpg (eingesehen am 28.10.2009) sowie die von Prof. Dr. Mesenburg an der Universität Duisburg-Essen angestellte Untersuchung zur Geometrie und zur Genese alter Karten, die Übereinstimmungen und Abweichungen der Karte vom tatsächlichen Küstenverlauf verdeutlicht, http://www.mesenburg.de/Seiten/Porolane/Weltkarten/Juan-de-la-Cosa/Juan-de-la-Cosa_Ergebnis.htm (eingesehen am 28.10.2009). Immer wieder ist auch darauf hingewiesen worden, dass das Dokument, in dem Kolumbus während der Erkundung der Südküste Kubas von seiner Mannschaft sich hatte bestätigen lassen, dass man Festland erreicht habe, auch die Unterschrift de la Cosas trug. Gleichwohl wird auf der Karte Kuba bereits als Insel verzeichnet.

[49] Vgl. Cosa, Juan de la, in: Artehistoria http://www.artehistoria.jcyl.es/historia/personajes/5759.htm (eingesehen am 29.10.2009).

[50] Über die als ›liña meridional‹ eingezeichnete Tordesillas-Linie wurde in der Höhe Brasiliens vermerkt: »este cavo se descubrió en año de mil y IIIIXCIX por Castilla syendo descubridor yicentians« (Vicente Yanez Pinzón), während die davon ein Stück südöstlich liegende Insel die Aufschrift: »Ysla descubierta por Portugal« trägt. Wahrscheinlich gelangte die Kunde von der Entdeckung Cabrals noch während de la Cosa an der Karte arbeitete nach Spanien. Zur Beschreibung der Karte vgl. auch http://www.henry-davis.com/MAPS/Ren/Ren1/305mono.html (eingesehen am 29.10.2009).

[51] Zu Deutsch »durch Engländer entdecktes Meer«. Man geht davon aus, dass de la Cosa die Verzeichnung der Ostküste Nordamerikas einer heute verschollenen Karte der Cabotos entnahm. Wahrscheinlich wurden die Spanier von den englischen Entdeckungen durch einen Brief von England an Ferdinand von Spanien in Kenntnis gesetzt. Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 30.

[52] Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. I, S. 11. Online wie FN 31 Biblioteca estense universitaria http://www.cedoc.mo.it/estense/img/geo/Cantino/index.html (eingesehen am 29.10.2009).

[53] Die Karte ist auch unter Kunstmann IV bekannt. Sie befand sich ehemals in der Wehrkreisbücherei München und ist inzwischen verschollen. Es existieren aber noch Reproduktionen. Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. I, S. 37f., Estampa 12. Während der Konferenz von Badajoz-Elvas 1524, versuchte die spanische Krone die beiden Reinels für ihre Dienste zu werben. Vgl. ebd., S. 20.

[54] Am 18.7.1519 schrieb der portugiesische Konsul an König Manuel: »[a] terra de Maluco eu vy asentada na poma e carta que ca fez o filho de Reynell, a qual nõ era acabada quando caa sei pay veo por ele, e seu pay acabou tudo e pos estas terra de Maluco, e per este padram se fazem todas llas cartas, as quaes faz Diogo Ribeiro, e faz as agulhas, quadrantes e esperas, porem não vay narmada, nem quer mais que ganhar de comeer por seu engenhos«. Zitiert nach ebd., S. 20, zur Karte vgl. ebd., S. 37f.

[55] Die Karte, die sich heute im Topkapi Museum in Istanbul befindet, ist weder datiert noch signiert, wird aber Pedro Reinel zugeschrieben und auf ca. 1522 datiert. Erstmals in der Geschichte der portugiesischen Kartographie wurde der Äquator für den Eintrag der Längengrade genutzt. Die durch die Molukken laufende Teilungslinie bezeichnet den Nullmeridian. In Amerika kommt die Tordesillaslinie folglich auf dem 180. Breitengrad zu liegen. Vgl ebd., Bd. I, Estampa 13.

[56] Vgl. ebd., S. 20.

[57] Vespucci leitete auf der Konferenz eine eindrucksvolle spanische Delegation, die aus Elcano, dem einzig überlebenden Piloten der Magellan-Expedition, Sebastian Caboto, Diego Ribeiro, Hernan Colón und Esteban Gómez bestand. Vgl. hierzu und zum Folgenden Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 77–79.

[58] Vgl. z.B. die von Karl V. dem päpstlichen Nuntius in Spanien Salviati zum Geschenk gemachte Planisphäre von Nuño García de Torrenos, welche die Molukken ebenfalls im Westen verzeichnet. Vgl. Barber, Buch der Karten 2006, S. 92–94, oder die Diego de Ribeiro, Kartograph der Casa de la Contratación, zugeschriebene Planisphäre aus dem Besitz der Familie Castiglioni aus Mantua (heute Biblioteca estense universitaria, Modena), welche die Molukken zwar in Ost und West zeigt, sie jedoch über eine darunter stehende spanische Fahne als Spanien zugehörig ausweist, vgl. Biblioteca estense universitaria, Modena, http://www.cedoc.mo.it/estense/img/geo/Castiglioni/index.html (eingesehen am 29.10.2009). Vgl. auch die ebenfalls aus der Feder von Ribeiro stammenden Karten, die Cortesão abbildet, Cortesão, PMC 1960, Bd. I, Estampas 38–40. Auch wenn die Überlieferung nicht lückenlos geklärt ist, sprechen die Archivorte, nämlich Weimar und der Vatikan, doch für den propagandistischen Zweck der Karten. Eine ähnliche, unvollendete Karte, wenn auch erst von 1532, befindet sich heute in Wolfenbüttel. Vgl. ebd., Estampa 41.

[59] Vgl. Vertrag von Saragossa, Portugal, Spanien, 1529 IV 22, in: Duchhardt/Peters, http://www.ieg-friedensvertraege.

[60] Vgl. z.B. Cortesão, PMC 1960, Bd. I, Estampa 79. Die Planisphäre von ca. 1545 eines anonymen Kartographen, die sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindet gilt als Kopie des Padrão Real. Der in portugiesischen Diensten stehende Lopo Homem zeigte 1554 ebenso die Saragossa-Linie (vgl. ebd., Estampa 27 oder Wolff, America 1992, S. 58) wie 1573 Luis Teixeira, der die Welt in zwei saubere Hälften teilt (vgl. online unter: Vizuete Villar, La Cartografía o.J., http://www.ub.es/hvirt/expo/javi/pag14.htm [eingesehen am 2.11.2009]), oder João Teixeira in seinem 1630 fertig gestellten Atlas. Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. IV, Estampa 464.

[61] Vgl. FN 58.

[62] Vgl. Heitzmann, Europas Weltbild 2006, S. 53.

[63] Vgl. Wagner, Sancho Gutiérrez 1951, S. 47–49, online mit einer Abbildung der Karte unter http://www.jstor.org/stable/1150051 (eingesehen am 2.11.2009) Sancho Gutiérrez stand von 1553 bis 1575 in Diensten der Casa de la Contratación. Sebastián Caboto zeigte 1544 keine durchgehende Linie, sondern markierte die Position der gedachten Linie durch ein spanisches und ein portugiesisches Fähnchen. Der Abstand zwischen beiden Fähnchen zeugt von der Unentschlossenheit des Kartographen. Bis 1548 befand sich Caboto in spanischen Diensten. Zur Karte vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 106f. oder unter: http://pl.wikipedia.org/wiki/Plik:SCabot_Mapa_Swiata_1544.jpg (eingesehen am 2.11.2009). Zu Caboto vgl. auch Bitterli, Entdeckung Amerikas 2006, S. 126.

[64] Vgl. Weindl, Wer kleidet die Welt 2007, S. 84 und 162.

[65] 1602 wurde João Teixeira I zum Kartographen an der Armazéns da Casa de Guiné e India berufen. Lediglich sein Atlas von 1648 wurde mit der Bezeichnung Chef-Kartograph unterzeichnet. Nach 1649 sind keine Karten mehr aus seiner Feder bekannt. Vgl. Library of Congress, Hispanic and Portuguese Collections, An Illustrated Guide, online unter: http://www.loc.gov/rr/hispanic/guide/iberia.html (eingesehen am 2.11.2009).

[66] Die Karte trägt die Aufschrift: »Esta terra do Peru é Brasil he maes grosa do que nesta carta semostra por que só seteue respeito As derrotas da costa do Mar do Sul e do mar do Norte pera efeito da boa navegaçaõ« zitiert nach Cortesão, PMC 1960, Bd. IV; Estampa 466 A. Die Weltkarte siehe Estampa 464.

[67] Seixas y Lovera war Kapitän der spanischen Flotte und Verfasser mehrere geographischer Werke. Der Atlas befindet sich heute in de Library of Congress in Washington. Auf den ersten beiden Seiten erklärt Seixas y Lovera die Umstände des Erwerbs des Atlasses unter Einsatz von »List und Geld« und weist auf den zeichnerischen »Betrug« der Portugiesen hin. Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. IV, S. 113f.; Virga, Cartographia. Mapping Civilizations 2007, S. 177f., wo sich eine Abbildung der beiden Karten befindet. Der Band enthält auch ein Bild der Karte, die Francisco Requenamit, der spanische Leiter der nach dem Vertrag von Ildefonso 1777 eingerichteten portugiesisch-spanischen Kommission zur Vermessung der Grenze in Südamerika anfertigte. Vgl. ebd., S. 188f.

[68] Vgl. Kahle, Lateinamerika 1993, S. 58–63.

[69] Von dieser Karte existiert nur noch eine spanische Kopie in dem Manifiesto legal, cosmografico, y historico en defensa del derecho de la Magestad Catolica del muy Soberano y Poderoso Rey de las Españas Don Carlos Segundo, y de la sente[n]cia pronunciada por sus Iuezes Comissarios Plenipotenciarios en veinte de Febrero de mil seiscientos y Ochenta y dos, en el Congresso de la dos Coronas de Castilla, y Portugal, celebrada en Badajoz para la decisión de la propriedad de las demarcaciones de la America. Y sobre la situación de la nueva Colonia del Sacramento, que à la margen Septentrional del Rio de la Plata embió a fundar el Serenissimo señor Principe D. Pedro Governador, y Regente del Reyno de Portugal, en el año passado de mil seiscientos y setenta y nueve […], c. 1682, indem sich der Autor über die Verwendung der Karte beklagt. Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. IV, Estampa 552, 562.

[70] Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón, S. 128f. Eine große Auflösung der Karte kann man unter http://www.wilhelmkruecken.de herunterladen (eingesehen am 2.11.2009). Zu Apian vgl. Wolff, America 1992, S. 61f. Vgl. hierzu auch Pieper, Vermittlung 2000, S. 157, die davon ausgeht, die portugiesischen Ansprüche seien über die Kartographen des Reichs tradiert worden. Das mag für die Vorstellung über die Verteilung der Landmassen zutreffen, für die politische Zuordnung kann dem nicht gefolgt werden.

[71] Frisius veröffentlichte seine Kosmographie in Antwerpen, der Atlas Honters erschien in Zürich. Vgl. Wolff, America 1992, S. 92–94. Zu Cabotos Karte vgl. FN 63. Möglicherweise entnahmen sie die Darstellung einem Atlas von Battista Agnese, ein Genueser, der 1535–1565 in Venedig arbeitete und dessen Karten viel zur Verbreitung der Kenntnisse über die neu entdeckten Gebiete beitrugen. Ihm dienten wohl Karten des in spanischen Diensten stehenden Kartographen Diego Ribeiro als Vorlage. Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón, S. 100–101. Zu Agnese vgl. eine Karte von 1541/42 aus dem Bestand der Münchner Hofbibliothek, BSB online unter: http://codicon.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00003259,00009.html?prozent=1 (eingesehen am 4.11.2009). Ob die Darstellungsart auf verschiedene Vorlagen zurückgeht oder auf eine bewusste politische Entscheidung der Kartographen, kann nicht entschieden werden.

[72] Vgl. Die Amerikakarte von Thomas Hood aus dem Jahr 1592, die angeblich auf den offiziellen spanischen Padrón Real zurückgeht, die Linie jedoch weit im Westen verzeichnet. Vgl. Wolff, America 1992; Cortesão, PMC 1960, Bd. III, Estampa 383B: Bartolomeu Lasso-Arnoldus Florentinus van Langren 1596, in: »Itinerario de Linschoten«, wo sich das südamerikanische Flusssystem in eine natürliche Grenze verwandelt hat. Eine französische Kopie einer portugiesieschen Karte aus dem Jahr 1670 übernahm kritiklos die Linie zwischen Rio de la Plata und »Baye de Vicent Pinson«. Vgl. ebd., Bd. V, Estampa 601.

[73] Manch ein im Auftrag der portugiesischen Krone zeichnender Kartograph kannte einen ikonographischen Unterschied in der Beziehung der portugiesischen Krone nach Übersee, der über den alternativen Gebrauch von Fähnchen und Wappen angezeigt wurde. Während die Fahnen Portugals, Kastiliens und gelegentlich auch Frankreichs Handels- oder Militärstützpunkte markierten, zeigten Wappen oft das Beanspruchen der Herrschaft über großflächige Territorien, häufig ohne saubere Grenzziehungen. Mit Halbmonden geschmückte Fähnchen bzw. Wappen wiesen auf eine islamische Herrschaft, ohne auf genauere Unterscheidungen Rücksicht zu nehmen. Interessant ist, dass die kartographische Darstellung der Besitzergreifung Amerikas mit Fähnchen begann, um sehr schnell prominent platzierten Wappen zu weichen, die an der iberischen Herrschaft über die Gebiete keinen Zweifel ließen. In Afrika und Asien findet man eine wesentlich differenziertere Darstellung durch Fähnchen und Wappen gemäß den (angenommenen) politischen Verhältnissen. Vgl z.B. Fernando Vaz Dourados Portulanatlas von 1580 (Alte Welt und Terra Nova) – BSB Cod.icon. 137, online unter http://codicon.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00003364,00010.html?prozent=1 (eingesehen am 9.11.2009). Allerdings gilt das nicht für alle Kartographen und auch nicht für alle Karten eines Autors, so dass die Interpretation ein bisschen spekulativ bleibt. Vgl. hierzu auch die Karte des Franzosen Guillaume Le Testu, Kartograph der Diepper Schule, der Drake auf seine Erdumsegelung begleitet hatte. Er verzeichnete Halbmondfähnchen an der nordamerikanischen Küste. Möglicherweise ein Hinweis auf die mangelnde Missionierung des Gebietes durch die Spanier und eine ikonographische Forderung, den Missionsbemühungen der Franzosen in Amerika stattzugeben. Vgl. Vizuete Villar, La Cartografía o.J., http://www.ub.es/hvirt/expo/javi/pag1.htm (eingesehen am 11.11.2009).

[74] Vgl. z.B. Die Weltkarten von Peter Plancius von 1590 online unter: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/1590_Orbis_Terrarum_Plancius.jpg (eingesehen am 3.11.2009) oder 1594 online unter http://shakingthetree.files.wordpress.com/2009/06/antique_map_plancius_world1.jpg (eingesehen am 3.11.2009); Arnold Florentin van Langren, Süd- und Mittelamerika, Amsterdam 1596, aus: Jan Huygen van Linschoten: Itinerario. Voyage ofte Shipvaert, abgebildet in Wolff, America 1992, S. 98f.

[75] Vgl. Herrera y Tordesillas Descripción 1622, Abbildung online unter Library of Congress: http://rs6.loc.gov/intldl/brhtml/images/tordes.jpg. Möglicherweise hängt die Art der Darstellung mit dem Druckort zusammen.

[76] Vgl. z.B. Plancius’ Karte von ca. 1630, online unter Chadwick (1992–2007), http://www.ianchadwick.com/hudson/images/plancius%201637.jpg (eingesehen am 3.11.2009).

[77] Vgl. z.B. die auf Henricus Hondius zurückgehende Karte »America Septentrionalis« (Amsterdam) von Joannes Janssonius [1641], Abb., in: Heitzmann, Weltbild 2006, S. 135. Vgl. eine etwas andere Version von 1639, in: Bibliothèque et Archives nationales du Québec, Collection numériques des cartes et des plans, online unter: http://services.banq.qc.ca/sdx/cep/document.xsp? app=ca.BAnQ.sdx.cep&db=notice&id=0000330544&n=4&f=lieu_nav&v=amerique_du_nord%23%23% 23Am%C3% A9rique+du+Nord&sortfield=titre_trie&order=ascendant&col=america&chpp=20&dbrqp=query_notice&qid=sdx_q0 (eingesehen am 3.11.2009).

[78] Vgl. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:1570_Typus_Ortelius_mr.jpg (1570) oder http://www.swaen.com/antique-map-image-of.php?id=2067 (1579) (eingesehen am 4.11.2009).

[79] Vgl. Pieper, Vermittlung 2000, bes. S. 263.

[80] Vaz Dourado wurde in Goa geboren und wahrscheinlich entstand die Mehrzahl seiner Atlanten, die zu Repräsentationszwecken für politische Würdenträger gefertigt wurden, in Indien. Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. III, S. 3–8, Estampas 253, 260, 289, 295, 316, 336, siehe auch ein Beispiel online: http://pt.wikipedia.org/wiki/Ficheiro:Brazil_vaz_dourado.JPG; Für die Darstellung von 1580 (auch als Kunstmann IX bekannt) siehe BSB Cod.icon 137, http://codicon.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00003364,3bv.html (eingesehen am 3.11.2009).

[81] Vgl. z.B. eine Karte Luís Teixeiras von ca. 1586, Abb. in Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze e dell'Istituto Universitario Europeo: La Cartografia europea tra Rinascimiento e Illuminismo, online-Ausstellung unter: http://www.bncf.firenze.sbn.it/notizie/Cartografia%20Web/Imperi/Portolano%2027/Texeira%20G.htm (eingesehen am 3.11.2009), außerdem Cortesão, PMC 1960, Bd. V, Estampa 526, Dominges Sanchez, Atlantikkarte von 1618, Estampa 527A; ders. Planisphäre von 1623, Estampas 533, 534: Pascal Roiz Atlantikkarte 1632, 1633, Estampas 547, 548 João Teixeira Albernaz II, Weltkarte 1665, Atlantikkarte 1667; Cortesão, Bd. III, Estampas 414A Anonym – Manuel Godinho de Erédia zugeschrieben, Weltkarte ca. 1615–1622, Estampa 426 Anonym – João Baptista Lavanha e Luís Teixeira zugeschrieben, 1597 und 1612, Atlas cosmografia; 459A Anonym – João Teixeira Albernaz I c. 1628 Atlas de vinte cartas, TYPUS ORBIS TERRARUM; Estampas 487, 495, João Teixeira I, Atlas do Brasil 1640. Derselbe João Teixeira schaffte 1642 die natürliche Grenze wieder ab als er die Teilungslinie westlich der Amazonasmündung schob, vgl. ebd., Estampa 499 A.

[82] Vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd I, S. 162. Für die portugiesische Kartographie siehe z.B. die Karten von António Pereira (ca. 1545), Lopo Homem (1554), Sebastião Lopes (1558), Bartolomeu Velho 1561, für die spanische Diego Gutiérrez (1550) siehe online: The European Library, Exhibitions, Treasures http://www.theeuropeanlibrary.org/exhibition/treasures/geography/geography1.html (eingesehen am 4.11.2009).

[83] Cortés ignorierte mit seiner Namensgebung »Neu-Spanien« die zuvorige Besitzergreifung des Landes durch Grijalva und schloss damit das Territorium direkt an die spanische Krone an, nicht ohne für sich den adelantado-Titel für das neue Gebiet zu erbitten. Die Besitznahme durch Grijalva hatte eine Abhängigkeit des Gebietes von Kuba bedeutet und damit eine diesem untergeordnete hierarchische Beziehung der Konquistadoren. Der Name »Neu-Spanien« blieb unscharf, da er auf keine bestehenden politischen oder ethnischen Grenzen rekurrierte. Damit konnte Cortés das von ihm verwaltete Gebiet ausdehnen, ohne neue Rechtstitel aus Spanien erbitten zu müssen. Von der geographischen Einheit »Neu-Spanien« hatte man weder in Spanien noch in Amerika zunächst eine klare Vorstellung. Vgl. Hinz, Hispanisierung 2005, S. 227– 230.

[84] Die Skizze stammt von 1527, online unter http://en.wikipedia.org/wiki/File:1527-TeraFlorida.jpg (eingesehen am 4.11.2009).

[85] Vgl. Verrazzanos Karte von 1529 in Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 88–91. Sebastian Münster nannte 1540 die Landmasse schlicht Francisca (eine Fassung von ca. 1550 vgl. online unter: Library of Congress, http://memory.loc.gov/cgi-bin/query/D?gmd:1:./temp/~ammem_Z6Q6 [eingesehen am 11.11.2009], Ortelius Nova Franza [1564], Mercator Nova Francia [1569], Jodocus Hondius Nova Francia [1589] [vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 98–99, 122–123, 126–129, 132–135]). Eine von Plancius nach Vorlagen von Bartolomeu Lasso zwischen 1592 und 1594 gedruckte Karte enthält die Aufschrift: »Nova Francia alio nomine dicta Terra nova, anno 1504, à Britonibus primum detecta circa sinum S. Laurentij, & anno 1524. à Ioanne Verrazzano Florentino, qui ex portu Diepensi 17. Martij, solvens nomine Francisci Regia Galliarum ibidem appulit ad gradum 34. circiter latidudinis sive altitudinid Polus, plenius recognita usque ad promontorium dictum Cabo de Breton« zitiert nach Cortesão, PMC 1960, Bd. III, Estampa 381A. Zur Verwendung der Bezeichnung bei den Portugiesen vgl. auch die 1615–1622 entstandene, Manuel Godinho de Erédia zugeschriebene Weltkarte, den bereits erwähnten Atlas von Luis Teixeira von 1630 oder das Werk João Teixeira Albernaz I. et al. ebd., Estampa 414A, 464, 482, 495. Noch Diego Ribeiro benannte in den 1520–30ern die Küste ausschließlich nach iberischen Entdeckern, in: Tierra de Garay, Ayllon/Estevã Gomez, Corte Real und Lavrador, auch wenn er auf die englische Beteiligung an der Entdeckung Labradors hinwies (vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 94 und Cortesão, PMC 1960 Bd. I, Estampa 41). Wahrscheinlich Antonio Perreira, portugiesischer Seefahrer und Kartograph, wies 1545 die Küste mittels Fähnchen den Franzosen zu, online unter: Brown University, Facilities, John Carter Brown Library, online-Exhibition »Portugal and Renaissance Europe« http://www.brown.edu/Facilities/John_Carter_Brown_Library/Portugal/Images/Larger/Item25.jpg (eingesehen am 6.11.2009). Möglicherweise zeigten sich in portugiesischen Diensten stehende Kartographen gegenüber der Frage der Zugehörigkeit Canadas, das ja in spanischem Einflussbereich lag, im Gegensatz zu ihren »spanischen« Kollegen indifferent. Nicolas Desliens Weltkarte von 1541 weist sowohl LA NOVELLE TERRE FRANCEZE als auch ein MER DE FRANCE auf. Optisch rückte er die Landmassen des französischen Amerikas in die Nähe und auf die Höhe Frankreichs. Vgl. Hantzsch/Schmidt, Kartographische Denkmäler 1903, Tafel II. Pierre Desceliers aus der Diepper Schule verzeichnete das ›Mer de France‹ vor der Küste Canadas, dessen Entdeckung er in der Legende Franz I. zuschrieb. Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 112– 115, online unter: Historical Atlas of Canada: Online Learning Project http://www.historicalatlas.ca/website/HACOLP/national_perspectives/exploration/UNIT_05/images/Desceliers_ Original_High.gif (eingesehen am 4.11.2009). Zum Zusatzartikel vgl. Truce between France and Spain, concluded at Vaucelles, February 5, 1516 [sic!]; separate article relating to the Indies and Savoy, in: Davenport, European Treaties 1917, S. 215–218.

[86] Vgl. die Karte des in London lebenden Italieners Baptista Boazio aus dem Jahr 1588. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S.140 –143, online unter: Library of Congress, Exhibitions, The Cultures and History of the Americas: The Jay I. Kislak Collection, http://www.loc.gov/exhibits/kislak/images/kc0025_1s.jpg (eingesehen am 5.11.2009).

[87] Der erste portugiesische Kartograph scheint 1632 Pascoal Roiz gewesen zu sein, vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. V, Estampa 533. Die Abbildung einer Karte desselben Autors von 1633 unter: Library of Congress, Map Collections, General Maps, http://memory.loc.gov/cgi-bin/map_item.pl?data=/home/www/data/gmd/gmd9/g9111/g9111p/ct002332.jp2&itemLink=r?ammem/gmd:@field(NUMBER+@band(g9111p+ct002332))&title= [A+portolan+chart+of+the+Atlantic+Ocean+and+adjacent+Continents].&style=gmd&legend (eingesehen am 6.11.2009). Für andere portugiesische Darstellung vgl. Cortesão, PMC 1960, Bd. IV, Estampas 482, 506, Bd. V, Estampas 547, 548. Nur gelegentlich wurde Virginia über ein Fähnchen oder Wappen eindeutig dem englischen Machtbereich zugeordnet.

[88] Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 136–139, online unter: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Roanoke_map_1584.JPG (eingesehen am 6.11.2009). Letztlich konnte Spanien die Anerkennung seiner Herrschaft »hinter der Linie« nicht durchsetzen, gleichzeitig gelang es aber eine Erwähnung der beiden Indien in dem Vertrag zu vermeiden. Noch 1607 drang der spanische Botschafter in London auf die Aufgabe Virginias, stieß aber in England auf taube Ohren. Die Spanier beschlossen daraufhin, gemäß dem Vertrag, nicht mehr auf einen freiwilligen Rückzug zu drängen und das Problem militärisch durch die Armada de Barlovento zu lösen. Vgl. Weindl, Wer kleidet die Welt? 2007, S. 87–94, Archivo General de Simancas, Estado, Leg. 2513, 10.11.1607. Wir wissen nicht, ob die Karten seitens der englischen Verhandlungsführer als Beweise angeführt wurden, es ist aber durchaus vorstellbar, ebenso wie die Verwendung der bereits erwähnten Cosa-Karte oder der verschollenen Karte, welche die Cabots auf der Grundlage ihrer Entdeckungsfahrten 1497/98 gefertigt hatten.

[89] Vgl. FN 77.

[90] Vgl. Wolff, America 1992, S. 135.

[91] Vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 104–107.

[92] Vgl. Anonymus, Golf von Mexiko, Karibik, nördl. Südamerika 1536–1540, in: Wolff, America 1992, S. 55.

[93] Vgl. Weindl, Wer kleidet die Welt? 2007, S. 72–85.

[94] Vgl. Die Jodocus Hondius zugeschriebene Weltkarte mit dem Titel »Vera Totius Expeditionis Nauticae Descriptio […]« London 1589, in: Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S.132–135. Die Karte erschien auch als Zugabe der 1599 in Frankfurt am Main gedruckten Reiseberichte von Theodor de Bry, online unter: State Library of New South Wales 2007 http://acms.sl.nsw.gov.au/album/albumView.aspx?itemID=861199&acmsid=0 (eingesehen am 9.11.2009). Zu den handkolorierten Kupferstichen Baptistas vgl. Nebenzahl, Atlas de Colón 1990, S. 140–143, außerdem die online-Ausstellung der Library of Congress, Exhibitions, The Cultures and History of the Americas: The Jay I. Kislak Collection unter: http://www.loc.gov/exhibits/kislak/kislak-exhibit.html (eingesehen am 9.11.2009).

[95] Vgl. Dünne, Operations- und Imaginationsmatrix 2008, S. 49–69.



ZITIEREMPFEHLUNG

Andrea Weindl, Von Linien und (Stütz-)Punkten – Kartographie und Herrschaft im Zeitalter der Entdeckungen, in: Martin Peters (Hg.), Grenzen des Friedens. Europäische Friedensräume und -orte der Vormoderne, Mainz 2010-07-15 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft online 4), Abschnitt 7–28.
URL: <http://www.ieg-mainz.de/vieg-online-beihefte/04-2010.html>.
URN: <urn:nbn:de:0159-2008061836>.

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