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Heinz Duchhardt *
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Inhaltsverzeichnis |
Gliederung:
Anmerkungen
Zitierempfehlung
Text:
Die erste (fach–)öffentliche Veranstaltung des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Digitalisierungsprojekts »Europäische Friedensverträge der Vormoderne online« fand am 15./16. März 2005 in den Räumen der Herzog August Bibliothek statt: einem Zentrum der deutschen, europäischen, ja globalen Frühneuzeitforschung, aber auch deswegen nicht zufällig ausgewählt, weil Leibniz es war, der von hier aus auf der Grundlage der schon damals exzeptionellen Bestände dieser Bibliothek seine völkerrechtlichen Grundlagenwerke und Quellensammlungen auf den Weg brachte und damit auch der akademischen Disziplin der internationalen Beziehungen, ihrer Formierung, ihrer Profilbildung einen nachhaltigen Anstoß gab.
Es ist mir deswegen zuallererst ein Bedürfnis, der Herzog August Bibliothek – ihrem Direktor Prof. Dr. Helwig Schmidt–Glinzer und dem so früh und überraschend verstorbenen Leiter der Forschungsabteilung Prof. Dr. Friedrich Niewöhner – für ihr Interesse an unserem Projekt und ihre Gastfreundschaft zu danken.
Seit Leibniz, dem genius loci, hat die Erforschung der vormodernen Friedensverträge, ihres Regelwerks, ihrer formalen und inhaltlichen Veränderungen, ihrer Sprache, zwar große Fortschritte gemacht, wenn ich etwa nur an Jörg Fischs gewaltige Studie über »Krieg und Frieden im Friedensvertrag« denke,[1] aber irgendwie fühlt man sich immer noch auf den Schultern dieser Giganten des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts stehend, der Leibniz und Pufendorf, der DuMont und Moser, die der Traktatistik – wenn mir diese sprachliche Neuschöpfung einmal nachgesehen wird – überhaupt erst ihr Fundament gegeben haben. Fortschritte – zumindest in dem Sinn, dass das Material nun leichter zugänglich geworden ist – sind greifbar in Parrys Consolidated Treaty Series[2] und dem einen oder anderen quellenkritisch aufbereiteten Vertragswerk, etwa dem von 1648[3], sie sind insbesondere aber greifbar in etlichen Konferenzen der jüngsten Vergangenheit und sogar der unmittelbaren zeitlichen Nachbarschaft des Wolfenbütteler Workshops, namentlich dem einer Bonner Forschergruppe[4] und dem Giessener Kolloquium[5] im September 2005, für das Heinhard Steiger verantwortlich zeichnete. Einen deutlichen Schritt nach vorne bedeutete, um es bei einigen wenigen Schlaglichtern zu belassen, insbesondere die von Randall Lesaffer veranstaltete Tilburger Konferenz vom März 2001, die seit kurzem unter dem Titel »Peace Treaties and International Law in European History«[6] gedruckt vorliegt und für die gesamte Traktatistik vom späten Mittelalter bis zum 1. Weltkrieg eine verlässliche Grundlage geschaffen hat.
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Äußerer Anlaß für den Wolfenbütteler Workshop war der Start des Mainzer Projekts der Digitalisierung der frühneuzeitlichen Friedensverträge, das in seinem Kern auf eine Initiative der Commission Internationale pour la publication des sources de l’histoire européenne und namentlich ihres langjährigen Präsidenten Prof. Dr. Hermann Weber zurückgeht, die sich zum Ziel gesetzt hatte, das gesamte Corpus der Friedensverträge Alteuropas in einer historisch–kritischen Ausgabe vorzulegen. Es zeigte sich indes rasch, dass für ein so aufwendiges Unternehmen nur bedingt Forschungsmittel eingeworben werden konnten, auch nicht aus den europäischen Förderprogrammen. Da auch seine eventuelle Aufnahme in das Akademienprogramm einen langen Vorlauf erfordert hätte, wurde der Gedanke geboren, mit der Digitalisierung der Verträge, die ja allesamt einen Bestandteil des politischen Gedächtnisses Europas darstellen, Europa erst konstituierten und in nicht wenigen Fällen zu den wirklichen europäischen lieux de mémoire zu rechnen sind, einen Anfang zu machen und möglicherweise dabei auch von Förderprogrammen deutscher Einrichtungen zu profitieren.
Für das Programm des Workshops zeichnete der Projektmitarbeiter und –koordinator Dr. Martin Peters verantwortlich, dem für alle seine Mühe zu danken ist – ein kleines, aber feines Programm, für das hervorragende Sachkenner aus beiden interessierten Disziplinen – Jurisprudenz und Geschichte – gewonnen werden konnten. Gerade bei den Friedensverträgen ist die Zusammenarbeit beider Fächer schlicht unerlässlich und unverzichtbar, gleichzeitig aber schwierig, weil die Völkerrechtsgeschichte im Verbund der Juristischen Fakultäten eher randständig geworden ist und die wirklichen Sachkenner an ganz wenigen Händen abzuzählen sind. Den Referentinnen und Referenten sei gedankt, dass sie sich auf diese – im Rückblick gesehen: außerordentlich stimulierende – Konferenz einließen und ihre Beiträge für diese online–Publikation – die erste des Instituts für Europäische Geschichte – zur Verfügung stellten. Die Durchsicht der Manuskripte übernahm Dr. des. Bengt Büttner; das Layout und die Vereinheitlichung der Beiträge hat Frau Natalia Schreiner durchgeführt. Beiden ist hierfür sehr zu danken.
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ANMERKUNGEN
[*] Heinz Duchhardt, Prof. Dr., Institut für Europäische Geschichte Mainz, Direktor der Abteilung für Universalgeschichte und Leiter des DFG-Projekts »Europäische Friedensverträge der Vormoderne Online«.
[1] Jörg FISCH, Krieg und Frieden im Friedensvertrag. Eine universalgeschichtliche Studie über Grundlagen und Formelemente des Friedensschlusses. Stuttgart 1979.
[2] Clive PARRY, The Consolidated Treaty Series. 231 Bde. New York 1969–1981.
[3] Antje OSCHMANN, Die Friedensverträge mit Frankreich und Schweden, 1. Teil: Urkunden. Bearbeitet von Antje Oschmann. Maximilian LANZINNER / Konrad REPGEN (Hrsg.), Abt. B, 1/1 der Acta Paris Westphalicae. Münster 1998.
[4] Historisches Seminar der Universität Bonn, Lehrstuhl Frühe Neuzeit: Aneignung des Fremden: Differenzerfahrungen von Diplomaten in Europa 1500–1648, 17.03.–19.03.2005.
[5] Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Gießen, Universalität und Kontinuität im Völkerrecht, 21.09.–24.09.2005.
[6] Randall LESAFFER, Peace Treaties and International Law in European History: From the Late Middle Ages to World War One. New York 2004.
ZITIEREMPFEHLUNG
Heinz Duchhardt, Vorwort, in: Heinz Duchhardt / Martin Peters (Hg.), Kalkül – Transfer – Symbol. Europäische Friedensverträge der Vormoderne, Mainz 2006-11-02 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft online 1), Abschnitt 4–5.
URL: <http://www.ieg-mainz.de/vieg-online-beihefte/01-2006.html>.
URN: <urn:nbn:de:0159-2008031300>.
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