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Europäisches Erbe auf der Weltbühne: Der Aachener Dom, westdeutsche Geschichtspolitik und die Anfänge der UNESCO Welterbe Liste


Das Projekt analysierte die Geschichte des Aachener Doms als Welterbestätte. Er wurde 1978 als erste bundesdeutsche Welterbestätte in die UNESCO Welterbeliste eingetragen. Das Forschungsprojekt untersuchte, welche Aachen Cathedral, Photo: Prof. Dr. Johannes PaulmannBilder, nationale, transnationale und europäische Narrative in die Nominierung und Eintragung Eingang fanden und welche Rolle in diesem Kontext die in Aachen quasi omnipräsente Figur Karls des Großen spielte.

Die Eintragung des Aachener Doms in die Welterbeliste wurde damit begründet, dass er die Vereinigung des „Westens“ sowie seine politische und religiöse Erneuerung unter Karl dem Großen symbolisiere. Der Dom und seine Geschichte wurden so zur Geburtsstätte Europas und gleichzeitig zum ideellen Vorläufer einer europäischen Einigung auf christlicher Basis stilisiert. Als Krönungskirche und bedeutendster Wallfahrtsort nördlich der Alpen bildete er so einen Bezugspunkt für den Gründungsmythos vom christlichen Abendland.

Aachen Cathedral, Photo: Prof. Dr. Johannes PaulmannDie Studie ging von der Hypothese aus, dass die Bewerbung des Aachener Doms in Versuche eingebettet gewesen ist, die Europäischen Gemeinschaften durch eine verbindende Geschichte und gemeinsame Identität zu integrieren. Gleichzeitig hat die Bewerbung im nationalen Kontext aber auch dazu gedient, vor dem Hintergrund des geteilten Deutschlands für die Bundesrepublik ein spezifisches, bundesdeutsches Geschichtsnarrativ zu kreieren. Auf der Grundlage von Archivrecherchen analysierte dieses Projekt die Narrative um den Aachener Dom mit Blick auf ihren Stellenwert für lokale, nationale und transnationale Politiken sowie auf die Art und Weise wie Erinnerung, Geschichte und ‚Erbe‘, aber auch Denkmalschutz und Denkmalpflege in diesem Kontext politisch nutzbar gemacht wurden.